Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet IVAN

(getauft am 27.02.2016)

 

In einer Höhe von 500 hPa, was etwa 5,5 km entspricht, befand sich in der zweiten Tageshälfte des 27.02.2016 über dem Westen Europas ein mächtiger Kaltluftvorstoß, der von Meteorologen als Trog bezeichnet wird. Auf dessen Rückseite setzte am Boden Druckanstieg ein, woraufhin in der Prognose für den Folgetag das Hochdruckgebiet IVAN getauft wurde. Es wies zwei Kerne auf, welche sich am 28.02. um 01 Uhr MEZ einerseits mit etwa 1023 hPa über dem Süden Schottlands und andererseits mit ca. 1017 hPa vor der norwegischen Südküste befanden.

Die Nacht verlief in Nordirland und in Schottland frostig. Die Temperaturen fielen durch die fehlende Rückstrahlung der ausgehenden langwelligen Strahlung an den Wolken durch vielerorts nur gering bewölkten Himmel in der Nacht in den negativen Bereich. Das schottische Strathallan meldete -5°C als Minimum und das nordirische Belfast -3°C. Weiter südlich blieb es in England unter dichten Wolken meistens frostfrei. Diese Wolken verhinderten auch nach Sonnenaufgang eine höhere Sonnenscheinsumme, so gab es in der Region um London nur 2 Sonnenstunden, während in Schottland bis zu 10 Stunden, nahe dem astronomisch möglichen, registriert wurden. Durch die Sonneneinstrahlung erwärmte sich die Luft am Tag meist etwa 1 bis 2 Grad mehr als noch am Tag zuvor. Meist wurden zwischen 7 und 9°C als Maximaltemperatur gemessen.

Das Hochdruckgebiet IVAN lag am 29.02. um 01 Uhr MEZ mit einem maximalen Luftdruck von ca. 1027 hPa über dem Norden Dänemarks. Es konnte sich eine von den Azoren bis nach Russland reichende Hochdruckbrücke entwickeln. In Schleswig-Holstein sowie auf der dänischen Halbinsel Jütland gab es in der Nacht vielerorts leichten Frost. In Kiel wurden -4°C gemessen und im dänischen Karup -6°C. Über Nacht hatte sich über weiten Teilen Dänemarks und Norddeutschlands Hochnebel ausgebildet, der durch sehr starke Auskühlung bis zur Sättigung der Luft durch Wasserdampf, hervorgerufen wird. Dadurch kam in großen Teilen des Landes erst nach dessen Auflösung um die Mittagszeit die Sonne hervor, weshalb sich der Boden nicht mehr so stark erwärmen konnte als noch tags zuvor. Mancherorts blieb es ganztägig trüb. So konnte im Norden Jütlands in der Nähe der Stadt Aalborg eine Maximaltemperatur von nur wenig über 0°C gemessen werden, nachdem es dort am Vortag noch bis zu 6°C waren. Die Temperaturen in Schleswig-Holstein fielen auf Maximalwerte von meist 3, vereinzelt 4°C, wo tags zuvor noch Temperaturen von 6 bis 7°C gemessen werden konnten. Der Einfluss des Hochs dehnte sich im Tagesverlauf nach Nordosten bis über Schweden aus. Auch dort waren einige Teile des Landes mitunter ganztägig von Hochnebel bedeckt, in anderen Regionen blieb es hingegen den ganzen Tag sonnig. In der Region um die Hauptstadt Stockholm war die Maximaltemperatur bei Sonnenschein ähnlich der zum Vortag, nordöstlich von Göteborg wurde im ganztägigen Hochnebel jedoch nur eine maximale Temperatur von -2°C erreicht, wodurch ein Eistag verzeichnet werden konnte, bei dem die Temperatur nicht über 0°C ansteigen darf.

Die Antizyklone IVAN hatte sich bis zum ersten meteorologischen Frühlingstag, dem 01.03., weiter nach Nordosten verlagert und sich dabei verstärkt. Der Kern befand sich wenige Hundert Kilometer südöstlich von St. Petersburg mit einem maximalen Druck von ca. 1032 hPa. Im Westen Russlands, in Südfinnland und in Estland lag an diesem Tag eine Schneedecke von etwa 10 bis 50 cm. Diese lies die Nachttemperaturen bei meist klarem Himmel in den strengen Frostbereich absinken. So wurden bis zu -19°C als Tiefstwert im Westen Russlands gemessen. Unter Wolken im Süden Finnlands ging die Temperatur hingegen nicht unter -7°C zurück. Nur an der Ostseeküste war es auf einigen Inseln im Südwesten Finnlands sogar frostfrei, doch nur wenige Kilometer landeinwärts herrschte meist strenger Frost. In Teilen Südfinnlands blieb der nächtliche Hochnebel auch tagsüber erhalten. Die Folge war ein geringerer Tagesgang, der Unterschied zwischen Tag- und Nachttemperaturen, als in den sonnigeren Gebieten. So gab es z.B. in Liperi Tuiskavanluoto nur maximal -5°C. Dagegen stieg in St. Petersburg unter Sonneneinstrahlung mit 2°C die Temperatur sogar in den positiven Bereich.

Da von Süden das Tief ZISSI heranzog, verlagerte sich das Hoch IVAN bis zum 02.03. um 01 Uhr MEZ weiter nach Osten, wo das Zentrum etwa 1000 km östlich von Moskau mit ca. 1033 hPa zu finden war. Der Einfluss der Antizyklone reichte jedoch noch bis nach Finnland. In der Nacht waren viele Gebiete im Einflussbereich von Wolken bedeckt, da einerseits der Wolkenschirm des Tiefs ZISSI in das Gebiet mit hohen und mittelhohen Wolken heranzog oder es durch den Hochnebel vielerorts tiefe Wolken gab. Einige Regionen mit nur dünnen Wolkendecken oder teils klarem Himmel konnten jedoch erneut nächtliche Temperaturen unter -10°C messen, so beispielsweise Efimovskaja mit -15°C. Meist blieben die Temperaturen aber knapp über -10°C. Am Tag konnte sich das Gebiet im Einflussbereich des Hochs kaum noch erwärmen, da durch das Zusammenspiel des Hochs IVAN und des Tiefs ZISSI kalte kontinentale Luftmassen aus Sibirien herangeführt wurden. So lag die maximale Temperatur trotz teils einiger Sonnenstunden bei bis zu -5°C meist im leichten, teils auch im mäßigen Frostbereich mit -6 bis -10°C. Moskau dagegen wurde von der einströmenden Warmluft auf der Ostseite des Tiefs erfasst, wodurch dort bis zu +4°C gemessen werden konnte.

Bis zum Folgetag wurde das Hochdruckgebiet IVAN noch weiter nach Osten abgedrängt, sodass es nicht mehr auf dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.

 

 

Geschrieben am 01.05.2016 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 29.02.2016

Pate: Ivan Grasic