Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet JANTO

(getauft am 26.04.2012)

 

Zwischen den Tiefdruckgebieten OLGA, welches sich von der Ostsee bis zur Ukraine erstreckte, und PETRA, welches sich als Sturmwirbel über England befand, konnte sich am 26.04. über Polen und Weißrussland ein neues Hochdruckgebiet entwickeln, das in der Prognose für den Folgetag auf den Namen JANTO getauft wurde.

Das Hoch JANTO profitierte bei seiner Entstehung von einem Hoch über Südwestrussland und dem Vorgängerhoch IGNAZ mit Zentrum über der Adria. Somit herrschte vom westlichen Mittelmeer über Südosteuropa bis zur Wolga Hochdruckeinfluss. Das Hoch JANTO hatte mit knapp 1023 hPa den höchsten Kerndruck dieser Hochdruckbrücke.

In einem Streifen von Bayern bis über das südliche Brandenburg beeinflusste die Antizyklone JANTO am 26.04. einige Teile Deutschlands. Dabei schien die Sonne im südlichen Brandenburg bis zu 10 Stunden lang, im östlichen Bayern auch bis knapp 14 Stunden. Mancherorts wurde sogar ein Sommertag erreicht, also ein Tag mit einer Höchsttemperatur von 25°C oder mehr. So wurden in Cottbus maximal 25,6°C und in Mühldorf in Bayern 25,5°C gemessen.

Im Laufe des 27.04. vereinigte sich das Hoch JANTO mit den beiden vorher erwähnten Hochdruckgebieten und bestimmte nun mit einem Kerndruck von knapp 1025 hPa als einziges Hoch das Wettergeschehen von Tunesien bis nach Weißrussland, sowie bis zum Kaspischen Meer. Der Zustrom subtropischer Luft von Nordafrika nach Süd– und Südosteuropa hielt dabei weiterhin an. Dadurch wurden in diesem großen Gebiet verbreitet Höchsttemperaturen von 25 bis 27°C registriert. In Österreich wurden sogar noch höhere Werte gemessen, wie z.B. in Salzburg mit 30°C.

Erwähnenswert ist auch die Temperaturentwicklung im Südwesten Russlands. In Wolgograd stieg die Temperatur seit dem 10. April bis zu diesem Zeitpunkt fast jeden Tag über 20°C, sodass der April mehrere Grad zu warm ausfiel. Angesichts einer negativen Temperaturabweichung von -5,5 Grad im Januar und -2,5 Grad im Februar und der Tatsache, dass am 11. März bei einer Tiefsttemperatur von -23,3°C eine Schneedecke von 58 cm gemessen wurde, ist das eine bemerkenswerte Entwicklung vom Winter direkt in den Sommer.

Vom 28.04. bis zum 01.05. änderte sich in der mittleren Troposphäre, also in der wetterbestimmenden Höhe von rund 5,5 km, kaum etwas. Dort herrschten weiterhin ein kräftiges Höhentief über Westeuropa, welches nur sehr langsam nach Osten vorankam, und ein Höhenhoch über der Ukraine. Die Strömung drehte dabei für Mitteleuropa von Südwest auf Süd, sodass afrikanische Tropikluft direkt aus der Sahara zwischen Tief QUEENIE über dem Golf von Biskaya und Hoch JANTO über der westlichen Ukraine bis nach Deutschland herangeführt wurde. Dabei entstand über Norddeutschland eine fast stationäre scharfe Luftmassengrenze. Im Berliner Raum wurden am 28.04. verbreitet 30 bis 31°C gemessen, während die Höchsttemperatur auf Usedom nur 13°C und an der Nordseeküste nur auf 7 bis 10°C anstieg. In Berlin-Dahlem wurde mit 30,7°C das bisherige Temperaturmaximum für den April, das am 22.04.1968 mit 30,9°C gemessen wurde, nur knapp verfehlt. Am Mittelgebirgsnordrand und in Süddeutschland wurden ebenfalls gebietsweise Rekordhöchstwerte für den April erreicht, z.B. meldete Baden–Baden ein Tagesmaximum von 33,9°C.

Auch in anderen Teilen Süd– und Südosteuropas stieg das Temperaturniveau noch etwas an und so wurden von dort verbreitet Höchstwerte von 28 bis 30°C gemeldet, ebenso aus der Ukraine und von Stationen um das Schwarze Meer herum, z.B. Kiew mit 29°C und Kischinew mit 30°C.

Am 29.04. wurden diese Rekordtemperaturen bringende Luftmasse nach Osten abgedrängt und nur noch in Südbrandenburg Werte von 29°C erreicht. Über den übrigen, von Hoch JANTO beeinflussten Gebieten änderte sich aber nicht viel an dem Temperaturniveau, sodass erneut verbreitet um oder über 30°C erreicht wurden. Die Antizyklone JANTO konnte sich damit gegen die Ausläufer von Tief QUEENIE durchsetzen. Diese wurden entweder nach Norden abgedrängt oder lösten sich vom westlichen Mittelmeer heranziehend vor Sardinien auf.

Das Hochdruckgebiet JANTO behauptete sich so mit sonnigem und heißem Wetter bis zum 01.05. auf der Bodenwetterkarte. Aufgrund der Abschwächung des zugehörigen Höhenhochs reduzierte sich aber auch der Kerndruck auf nur noch 1018 hPa. Gleichzeitig verlagerte sich das über den Alpen neu gebildete Tiefdruckgebiet ROLANDE mit seinen Ausläufern von Mittel– nach Osteuropa und verdrängte so den größten Teil der heißen Luftmasse nach Südosteuropa und zum Schwarzen Meer und gleichzeitig Hoch JANTO nach sechs Tagen von der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 18.06.2012 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 28.04.2012

Pate: Janto Voorwold