Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet JILL
(getauft am 19. März 2013)
Ende der
zweiten Märzdekade spaltete sich vom Hochdruckgebiet über dem Nordpol ein
Hochdruckgebiet ab und verlagerte sich weiter nach Süden. Da ersichtlich war,
dass die Antizyklone das Wettergeschehen in Europa beeinflussen sollte, wurde
es am 19. März 2013 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen JILL
getauft. Da sich Hoch JILL deutlich weiter nach Süden verlagert hatte, konnte
es schon am 19. März in der Berliner Wetterkarte analysiert werden. Es wies
einen Druck von etwas über 1055 hPa auf und
erstreckte sich über die Inselgruppe
Spitzbergen bis nach Grönland auf der Breite von Jan Mayen.
Am nächsten
Tag hatte sich Hoch JILL kaum verlagert, jedoch hatte es sich leicht verstärkt,
wobei der Druck im Zentrum nun über 1060 hPa lag. Der Einflussbereich reichte
von Grönland bis zur russischen Doppelinsel Nowaja
Semlja.
In der Nacht
zum 21. März konnte Hoch JILL über Spitzbergen analysiert werden. Gleichzeitig
hatte sich der Einflussbereich vergrößert und reichte nun von Grönland bis Nowaja Semlja sowie nördlich von Spitzbergen über Nordkapp bis Oslo. Die Höchsttemperaturen betrugen in
Spitzbergen -7°C und in Oslo -4°C.
Hoch JILL
folgte der Höhenströmung in 5,5 km Höhe nach Süden und lag am 22. März
südwestlich von Spitzbergen mit einem leicht gesunkenen Druck, der nun 1045 hPa
betrug. Somit brachte Hoch JILL Luftmassen arktischen Ursprungs nach Grönland
und Skandinavien. Im Laufe des Tages hatte sich die Antizyklone JILL weiter
nach Südwesten verlagert und lag zwischen den Inseln Island und Jan Mayen mit
einem Druck im Zentrum von etwas über 1040 hPa. Mit ihr gelangte auch kalte Arktikluft nach Süden und erreichte Dänemark sowie den
Norden und Osten Deutschlands. In Kopenhagen wurde beispielsweise in der Nacht bei
klarem Himmel eine Tiefsttemperatur von -7°C gemeldet, in Bournemouth
hingegen war es durch den Einfluss von Tief CHRISTIAN bedeckt und dort betrug
die Tiefsttemperatur 4°C. Durch absinkende Luftmassen in einem Hochdruckgebiet
kommt es in diesem Bereich zu Wolkenauflösung. Im weiter östlich gelegenen
Berlin, meldete die Station Tempelhof -9,3°C um 06 Uhr UTC, was 08 Uhr MESZ
entspricht. Doch auch in Nordpolen machte sich die sehr kalte Luft bemerkbar,
in Chojnice wurden -17,6°C registriert.
In der Nacht
zum 24. März hatte sich Hoch JILL weiter nach Südosten verlagert und befand
sich nun östlich von Island auf der Breite des Polarkreises. Der
Einflussbereich hatte sich noch weiter nach Osten, insbesondere über die
Balkanregion sowie Sibirien ausgeprägt und in den Regionen vom Vortag weiter
verstärkt. Durch Hoch JILL konnten verbreitet neue Tiefsttemperaturrekorde
aufgestellt werden. In Berlin-Tempelhof wurden -11,0°C als Tiefsttemperatur
gemeldet, der bisherige Tiefstwert lag bei -6,6°C am 22.03.1958. Sogar in der
sehr langen Klimareihe der Station Potsdam wurde der bisherige Rekord
unterschritten. Am 24.03.1899 wurden -10,4°C gemeldet, in dieser Nacht konnten
dagegen -11,4°C gemessen werden. In Teilen Polens ging die Temperatur sogar auf
unter -20°C zurück wie in Lodz mit -21,9°C, in Bialystok
wurden immerhin -14°C in der Nacht gemeldet.
Am Folgetag
hatte sich das Druckzentrum von Hoch JILL kaum verlagert, jedoch hatte es sich etwas
abgeschwächt und wies nun einen Druck von knapp über 1035 hPa auf. Der
Einflussbereich des Hochs JILL reichte mittlerweile von Jan Mayen im Norden bis
Warschau im Süden sowie in Ost-West-Richtung von Island bis Helsinki. Gebietsweise
wurden nur leichte Wolkenfelder beobachtet, sodass beispielsweise in Lindenberg
und Manchow 11,5 Stunden die Sonne schien, in Soltau
waren es sogar 11,6 Stunden Sonnenschein.
Am 26. März
hielt der Zustrom arktischer Luftmassen im Ost- und Nordseeraum weiter an und
sorgte dort für eine ungewöhnlich kalte letzte Märzdekade. Der Höhenströmung
folgend lag Hoch JILL über den Färöer-Inseln mit einem weiter gesunkenen Druck
auf 1030 hPa. Ein über Norwegen gelegenes Hochdruckgebiet wurde in die
Zirkulation mit aufgenommen, wobei der Druck im Zentrum ebenfalls 1030 hPa
betrug. Im Bereich der Nord- und Ostseeküste schien so noch einmal verbreitet
die Sonne. Einige Städte darunter auch Riga registrierten einen weiteren
Eistag, was bedeutet, dass die Höchsttemperatur unter dem Gefrierpunkt bleibt.
Unter
weiterer Druckabnahme verlagerte sich Hoch JILL bis zum 27. März bis nahe der
norwegischen Stadt Oslo. Der Einflussbereich umfasste im Osten Moskau, im Süden
Berlin und Amsterdam, im Westen Edinburgh und im Norden Trondheim. Die Arktiktluft, die noch Moskau erreichte, hatte sich leicht
erwärmt und kam in Berlin als kontinentale Polarluft an, die sich über der nördlichen
Nordsee wiederum abkühlte. So wurden in
St. Petersburg noch 0°C, in Minsk 1°C, in Paris 5°C und in Amsterdam 6°C
registriert, was die Erwärmung der Luftmassen verdeutlicht. Vor allem in
Osteuropa wurde oft wolkenloser Himmel gemeldet, dennoch gab es auch in
Deutschland oft eine Sonnenscheindauer von deutlich über 11 Stunden. Am
nächsten Tag lag das Zentrum von Hoch JILL über dem Baltikum, wobei der Druck
auf 1025 hPa gesunken war. Die Ost-West-Erstreckung reichte von der
norwegischen Stadt Bergen bis zum russischen Pensa. Im Norden hatte Hoch JILL
noch Einfluss auf den Raum Helsinki und im Süden machte sich der
Hochdruckeinfluss weiterhin im Warschauer Raum bemerkbar. Dort ist der Monat
März um 8 Grad zu kalt ausgefallen, allerdings hatte sich der Zustrom kalter
Polarluft zu diesem Tag leicht abgeschwächt und so stieg die Temperatur im
Vergleich zum Vortag von -3°C auf 2°C. Die Temperaturen fielen in der Nacht in
den strengen Frostbereich, in Tallinn wurden in der Nacht -13°C und in Minsk
-11°C gemessen, im weißrussischen Klichev sogar
-19°C.
In der Nacht
zum 29. März hatte sich die Antizyklone JILL bei gleichbleibendem Druck weiter
nach Südwesten verlagert und befand sich einige Hundert Kilometer östlich von
Minsk. Dabei hat sich auch ihr Einzugsgebiet mit verlagert. Durch die recht
lange Sonnenscheindauer im März, wurde oft die Null-Grad-Grenze in Osteuropa
mit 2 Grad leicht überschritten, wodurch keine Eistage mehr registriert werden
konnten.
Unter
leichter Verstärkung hatte sich Hoch JILL am folgenden Tag weiter nach Osten
verlagert und lag einige Hundert Kilometer nördlich von Wolgograd. Hoch JILL
nahm nun Einfluss auf das Wetter in St. Petersburg, Archangelsk und Perm. Dort
sorgten die von Hoch JILL transportierten kontinentalen Luftmassen polaren
Ursprungs für Temperaturwerte am Tage von 2°C in Moskau und 4°C in St.
Petersburg, wobei dort der Hochdruckeinfluss nicht mehr ganz so groß war, was
sich durch Bewölkungszunahme bemerkbar machte. In Wolgograd hingegen war es
noch wolkenlos bei einer Maximaltemperatur von 1°C.
Bei
weiterhin östlicher Zugrichtung befand sich Hoch JILL am 31. März östlich des
südlichen Uralgebirges, wobei es sich weiter verstärkte und nun einen Druck von
über 1035 hPa aufwies. Dort sorgte Hoch JILL in der Nacht für teilweise mäßigen
Frost bei klarem Himmel.
Im Laufe des
Tages verlagerte sich Hoch JILL stetig nach Osten, so dass es am 01. April den
Analysebereich der Berliner Wetterkarte verlassen hatte. Damit konnte Hoch JILL
nicht weiter analysiert werden, jedoch bleibt es in Erinnerung. Die Antizyklone
JILL hat für die letzte Märzhälfte eine ungewöhnliche Kälteperiode durch Zufuhr
arktischer Luftmassen gebracht, in der vielerorts neue Rekorde für die Tiefsttemperatur
aufgestellt wurden und in Berlin-Dahlem den kältesten März seit
Aufzeichnungsbeginn 1909 brachte, der um -0,3 Grad vom Klimamittel abweicht.
Geschrieben am 15.05.2013 von Daniela Schoster
Berliner Wetterkarte: 28.03.2013
Pate: Harry Otten