Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet JOACHIM

(getauft am 08.03.2016)

 

Im Laufe des 08.03.2016 begann sich über Südwesteuropa ein Ableger des Azorenhochs abzuspalten. Da sich dieser Ableger nun als eigenständiges Hochdruckgebiet in Richtung Mitteleuropa verlagerte, wurde er in der Prognose für den Folgetag auf den Namen JOACHIM getauft.

Um 01 Uhr MEZ am 09.03 konnte das Hoch JOACHIM mit seinem Zentrum und einem Druck von etwa 1020 hPa über dem äußersten Südosten Deutschlands analysiert werden. Im Bereich eines Hochdruckgebiets sinken Luftmassen großflächig ab, wodurch Wolken aufgelöst bzw. deren Bildung verhindert wird. Mit dem Erreichen des Hochdruckgebiets JOACHIM stiegen dadurch die Sonnenscheindauern in Deutschland an. Dabei wurden im Süden 3 bis 10 Stunden, und im Norden verbreitet 8 bis 10 Stunden Sonnenschein registriert. So meldete beispielsweise die Station in Düsseldorf 10,4 Stunden, jene in Werl 10,5 Stunden und in Wernigerode wurden 10,6 Sonnenstunden gemessen. Der zunehmende Sonnenschein ging außerdem mit einem leichten Anstieg der Temperaturmaxima um wenige Grad einher. Am wärmsten wurde es in Berlin-Dahlem und in Potsdam mit jeweils 9,5°C. In der Südhälfte des Landes fielen die Temperaturen mitunter aber auch, da gebietsweise Nebel auftrat, der auch als gefrierend beobachtet wurde.

Sich auf der Vorderseite eines Kaltluftvorstoßes nach Süden in der mittleren Troposphäre in 5,5 km Höhe befindlich, welcher auch als Trog bezeichnet wird, zog das Hoch JOACHIM mit der südwestlichen Strömung weiter nach Nordosten und befand sich am Folgetag um 01 Uhr MEZ über dem Finnischen Meerbusen. Der Druck im Zentrum erhöhte sich derweil auf ca. 1025 hPa. Der Einfluss des Hochs JOACHIM reichte an diesem Tag über das Baltikum, Finnland, Schweden und Norwegen. Dort wo sich der Hochdruckeinfluss durchsetzte, sorgte dieser auch für mehr Sonnenschein und eine daraus resultierende Erwärmung. Im norwegischen Aalesund wurde als Tageshöchstwert 10°C gemessen, an der schwedischen Station Bjornangen/Are waren es noch 9,3°C. In Finnland blieb es durch den Einfluss einer weiter östlich verlaufenden Luftmassengrenze und des Troges überwiegend bedeckt, wodurch die Temperaturen zu einem Großteil sogar noch weiter sanken. Ähnlich verhielt es sich auch verbreitet im Baltikum. Ein Höchstwert von 2,8°C in Tallinn stellte beispielsweise das absolute Tagesmaximum für Estland dar.

In den folgenden Tagen verlagerte sich das Zentrum der Hochdruckzone JOACHIM retrograd, d.h. entgegen der allgemein vorherrschenden Westströmung, bis über Südschweden und Dänemark. Währenddessen zog im Bereich der mittleren Troposphäre ein nach Norden reichender Warmluftvorstoß von West nach Ost und konnte somit das Hoch JOACHIM im Bodenniveau verstärken. Dieser sogenannte Keil erstreckte sich dabei von den Kanaren über die Biskaya, die Britischen Inseln sowie Skandinavien bis zum Polarmeer. Durch die unterstützende Wirkung des Keils stieg der Druck im Zentrum des Hochs JOACHIM am Boden weiter an und erreichte bis zum 13.03. ca. 1038 hPa. Der Einflussbereich vergrößerte sich ebenfalls und reichte im Verlauf von der Biskaya bis zu den baltischen Staaten sowie von Deutschland bis Zentralskandinavien. Der Hochdruckeinfluss konnte sich in Deutschland jedoch nicht überall mit hohen Sonnenscheindauern durchsetzen. Dies spiegelte sich auch den daraus resultierenden Temperaturen wider, da die einfließenden Luftmassen wie an den Vortagen polaren Ursprunges waren und somit die einfallende Sonnenstrahlung großen Einfluss auf lokale Unterschiede in den Temperaturen hatte. So wurde beispielsweise am 11.03. in Lahr eine Höchsttemperatur von 9,3°C bei insgesamt 7,5 Sonnenstunden gemessen, während es im rund 50 km entfernten Freudenstadt den ganzen bei nur knapp einer Sonnenstunde dunstig blieb und nur maximal 2,7°C registriert werden konnten. Am wärmten wurde es an diesen Tagen dabei im Südwesten mit Tageshöchstwerten von 10 bis 12°C.

Am 14.03. befand sich das Zentrum des Hochs JOACHIM zentral über der Nordsee mit einem Druck von etwa 1039 hPa. In der Höhe hatte sich mittlerweile ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet ausgebildet, welches über dem Norden Schottlands lag. Mit dem Hoch JOACHIM verlagerte sich auch dessen Einflussbereich etwas weiter nach Westen und umfasste Große Teile Westeuropas, die Alpenregion, Polen und den Süden Skandinaviens. In der Nacht sanken in Deutschland die Tiefsttemperaturen im Vergleich zum Vortag nochmals herab und lagen dadurch vereinzelt im Osten und in der Mitte des Landes im Bereich mäßigen Frosts, wie es beispielsweise die Station in Kyritz mit minimal -5,8°C vermelden konnte. In Südskandinavien wurde hingegen ein Anstieg in den nächtlichen Temperaturen beobachtet. Tags zuvor trat dort zum Teil strenger Frost von bis zu -16,5°C im schwedischen Hoting auf. In den folgenden 24 Stunden kühlte sich die Luft dort nicht unter +0,4°C ab. Während tagsüber die Ausläufer des Tiefs ELKE über dem Ostseeraum für dichte Bedeckung sorgten, konnten abseits davon Sonnenscheindauern von bis zu 11 Stunden registriert werden. Dazu wurden in Deutschland und den Benelux-Staaten verbreitet 8 bis 10°C erreicht. Durch mitunter einfließende Luft der gemäßigten Breiten im Warmsektor des Tiefs ELKE, also dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, konnten in Südskandinavien sogar noch höhere Temperaturen verzeichnet werden, wie an der norwegischen Station Oksoy Fyr mit 12,0°C oder in Orebro in Schweden mit 12,2°C. Im dänischen Silstrup wurden sogar maximal 12,8°C gemessen. Auf den Britischen Inseln registrierte man bei verbreitet 7 bis 10 Sonnenstunden Höchstwerte von 8 bis 15°C. Die absoluten Maxima für dieses Gebiet wurden aus Aviemore in Schottland mit 14,8°C und aus Belmullet an der Westküste Irlands mit 15,0°C gemeldet.

Mit der Südverlagerung des Wirbels ELKE verlor das Hoch JOACHIM bis zum 15.03. seinen Einfluss auf Zentral- und weite Teile Westeuropas. Die Antizyklone JOACHIM zog derweil mit ihrem Zentrum weiterhin retrograd nach Nordwesten bis über die Shetland-Inseln, wo das Hoch seine Lage in den folgenden Tagen stationär beibehielt. Der Druck erreichte dabei Werte um 1037 hPa. Der Einflussbereich beschränkte sich somit nur noch auf die Britischen Inseln und Südskandinavien. In Großbritannien und Irland blieben die Höchsttemperaturen auf einem ähnlichen Niveau wie an den Vortagen bei Werten zwischen 8 und 15°C. Lediglich vereinzelt wurden noch höhere Werte registriert, wie am 16.03. mit 15,1°C in Claremorris und 15,5°C in Belmullet oder am 17.03. mit 15,3°C in Aviemore. Im Süden Schwedens und Norwegens stiegen die Tagesmaxima unter Einfluss teils einfließender subtropischer Luftmassen hingegen weiter an, wobei die höchsten Werte bereits am 15.03. in Norwegen mit 16,2°C an der Station Flisa und 16,3°C in Porsgrunn verzeichnet werden konnten. Einen Tag später erwärmte sich die Luft im schwedischen Gladhammar noch auf 15,7°C.

Am 18.03. wurde das Zentrum des Hochs JOACHIM mit einem abgeschwächten Druck von 1032 hPa nordwestlich von Schottland analysiert. Durch zahlreiche Tiefausläufer über dem Nordatlantik sowie über Nord- und Zentraleuropa richtete sich das Einflussgebiet des Hochs JOACHIM verstärkt von Nord nach Süd aus und reichte in einem etwa 1000 km breiten Streifen von Island bis zur Bretagne. Aufgrund eines sich verstärkenden Höhenwirbels über der Iberischen Halbinsel wurde das sich nun abschwächende Höhenhoch in den darauf folgenden Tagen auf eine bogenförmig westlich um die Britischen Inseln nach Süden gerichteten Zugbahn gezwungen, welcher auch das zugehörige Bodenhoch JOACHIM folgte. Sich dadurch auf der Ostseite des Hochs befindlich, und durch den Drehsinn jenes damit im Bereich einer nördlichen Strömung mit einfließender Polarluft, sanken die Höchsttemperaturen auf den Britischen Inseln zusehends ab. So wurden beispielsweise am 19.03. nur noch maximal 11,6°C in Strathallan gemessen.

Bereits im Zuge seiner Südverlagerung fand das Hoch JOACHIM Anschluss an das Azorenhoch. Am 22.03. befand sich das Hoch JOACHIM mit seinem Zentrum und einem deutlich abgeschwächten Druck von ca. 1022 hPa westlich von Cornwall über der Keltischen See. Der Einfluss breitete sich dabei über die Britischen Inseln und die Nordhälfte Frankreichs aus. In Großbritannien und Irland konnten beim Zustrom feuchter gemäßigter Luftmassen maximal 10 bis 12°C, in Frankreich auch bis zu 14°C gemessen werden, wie zum Beispiel im zentral gelegenen Romorantin mit einem Höchstwert von 13,5°C.

Das Hoch JOACHIM verlagerte sich bis zum Folgetag mit seinem Zentrum bis über Nordengland, wobei sich der Druck noch weiter auf rund 1018 hPa abschwächte. Der Einfluss breitete sich nun auch über Teile Südfrankreichs sowie die Benelux-Länder aus. Die Höchsttemperaturen lagen dabei im Bereich zwischen 8 und 12°C, im Süden Frankreichs auch bis zu 16°C, wie in Brive mit 15,8°C, in Avignon mit 15,9°C oder in Agen mit 16,1°C.

Das Zentrum über den Britischen Inseln löste sich bis zum Abend auf. Gleichzeitig bildete sich im Süden des Einflussbereichs ein neues Zentrum über der Biskaya aus. Dieses befand sich am 24.03. um 01 Uhr MEZ knapp nördlich der spanischen Küste nahe Gijón. Der zentrumsnahe Druck betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 1021 hPa. Mit der südlichen Strömung kam es vor allem über Spanien und dem Süden Frankreichs zu einem Anstieg der Tagesmaxima. Nach leichtem Nachtfrost konnten somit in Spanien verbreitet zwischen 17 und 23°C und in Südfrankreich 15 bis 18°C registriert werden. Im spanischen Burgos erhöhte sich die Temperatur von 8,3°C tags zuvor auf 16,0°C. Im etwas weiter östlich gelegenen Soria wurden sogar mit einem Höchstwert von 18,5°C insgesamt 10 Grad mehr als am Vortag verzeichnet.

Bis zum 25.03. spaltete sich das Hoch JOACHIM vom Azorenhoch ab und verlagerte sich rasch nach Osten. Da sich das Höhenhoch bis 01 Uhr MEZ dieses Tages aufgelöst hatte, schwächte sich das Bodenhoch JOACHIM wieder etwas ab und besaß einen Zentrumsdruck von rund 1018 hPa. Das Zentrum konnte zu diesem Zeitpunkt südöstlich von München über Österreich analysiert werden. Der Hochdruckeinfluss wollte sich jedoch nicht richtig durchsetzen. Die mit dem Hoch JOACHIM einfließenden erwärmten subpolaren Luftmassen sorgten dabei sogar verbreitet für ein Absinken der Temperaturen. So wurden in Würzburg und Regensburg mit Höchstwerten von 8,3°C bzw. 8,1°C im Vergleich zum Vortag 2,5 und 2,8 Grad weniger verzeichnet.

Die Ostverlagerung des Hochs JOACHIM setzte sich bis zum 26.03. fort. Um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum über Serbien mit einem unveränderten Druck von ca. 1018 hPa. Mit dem Hoch kam es über weiten Teilen Südosteuropas nochmals zu einem leichten Temperaturanstieg, wobei die Höchstwerte an diesem Tag meist im Bereich zwischen 9 und 14°C lagen.

In der Folge zog das Hoch JOACHIM weiter nach Osten in Richtung Schwarzes Meer. Durch die anhaltende Abschwächung löste sich dieses jedoch am Abend des 26.03. über Rumänien auf und konnte somit nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.


Geschrieben am 26.06.2016 von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 14.03.2016

Pate: Anonym