Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet JOSEF

(getauft am 20.09.2014)

 

Über Europa wurde Anfang der dritten Septemberdekade die Großwetterlage durch einen Langwellentrog mit einer Achse von der Norwegischen See, über die Britischen Inseln, bis vor die Kanaren bestimmt. Als Trog war dieser in einer Höhe von etwa 5,5 km über dem Meeresspiegel angefüllt mit maritimer Subtropikluft. Stromabwärts der Westwindströmung befand sich über dem Nordatlantik ein Keil, also ein Vorstoß warmer Luftmassen nach Norden, und über dem Mittelmeer erstreckte sich der nächste Keil nach Norden.

In der dazugehörigen Bodenkarte der Berliner Wetterkarte wurde ein breites Gebiet höheren Luftdrucks unter dem Atlantikkeil in der Analyse auf den Namen JOSEF getauft. Dieses Hoch JOSEF besaß zu Beginn des Tauftages um 00 Uhr UTC, also um 02 Uhr MESZ, eine Ausdehnung von etwa 2000 km in Nord-Süd sowie in West-Ost-Richtung. Der Hochdruckkern mit ungefähr 1027 hPa konnte 900 km westlich von Irland analysiert werden. Zwischen kleineren Tiefdruckgebieten mit ihren Frontensystemen folgte Hoch JOSEF im Verlaufe des Tages der Höhenströmung in Richtung Britische Inseln. Dabei wurde im Zusammenspiel mit dem sich in Entstehung befindenden Tief GUDRUN über Südskandinavien auf der Ostseite des Hochdruckgebiets JOSEF polare Meeresluft nach Mitteleuropa transportiert. Als Folge davon sank die Maximaltemperatur an der Station am London Heathrow Airport von 24,5°C des Vortages auf 19,3°C.

Bis zum 21.09. zog die Antizyklone JOSEF bei unverändertem Kerndruck weiter Richtung Südosten über Großbritannien. Hinter der Kaltfront des Tiefs GUDRUN mit Zentrum über Südskandinavien, die weiter über Mitteleuropa nach Südosten zog, sorgte das Absinken der Luft im Bereich des höheren Bodenluftdrucks nun auch in Mitteleuropa für weitgehende Wolkenauflösung. So schien beispielsweise in Bordeaux 9,7 Stunden die Sonne und an der Wetterstation des Hamburger Flughafens wurden 4,9 Stunden bei Tagestemperaturen um 15°C registriert.

Im Verlauf des 22.09. verlagerte sich das Zentrum des Hochs JOSEF etwa 200 km nach Süden über die Keltische See. Der Druck sank dabei auf etwa 1025 hPa und die Zone höheren Luftdrucks streckte sich nur leicht Richtung Osten bis über Frankreich und die Schweiz bzw. bis zu den Färöer-Inseln im Norden. Ausgehend von zwei Tiefdruckgebieten bei Island und Spanien sorgten deren Frontensysteme für einige Bewölkung im Bereich des Hochs JOSEF. Am Flughafen in Paris wurden dennoch 6,5 Stunden Sonne an diesem Tag gemeldet. Auch in Deutschland wirkte sich der Hochdruckeinfluss auf das Wetter aus, wobei es in der polaren, maritimen Luft zu vereinzelten Schauern und Gewittern kam. Als maximale Höchsttemperatur wurden dabei 18,6°C im baden-württembergischen Rheinfelden registriert. Im oberfränkischen Teuschnitz nahe Erfurt stiegen die Temperaturen nicht einmal in den zweistelligen Bereich. Im klimatologischen Mittel, also einem Referenzzeitraum von 30 Jahren, liegt das Tagesmaximum im September in Erfurt bei 18,3°C.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Hoch JOSEF unter leichter Abschwächung auf etwa 1020 hPa nach Süden vor die irische Südküste und wies nur noch eine geringe Ausdehnung auf, welche sich auf eine kleine Region über dem Atlantik konzentrierte.

Bis zum 24.09. geriet das Hoch JOSEF in eine kräftige, eher westliche Höhenströmung und verlagerte sich daher unter leichter Verstärkung über Mitteleuropa bis nach Tschechien und den Balkan. Damit besaß das Hochdruckgebiet JOSEF eine Ausdehnung, welche von der Ostsee bis nach Griechenland bzw. von den Karpaten bis zu den westlichen Alpen reichte. Gleichzeitig führte das Hoch JOSEF erwärmte polare Luftmassen mit sich. Trotz fast ganztägigem Sonnenschein stiegen die Temperaturen im Einflussbereich des Hochs JOSEF nur selten höher als 16°C. An der Station in Berlin-Dahlem zum Beispiel wurden nach 9,7 Stunden Sonne 15,0°C als Höchsttemperatur gemessen.

Bis zum folgenden Tag verlagerte sich das das Zentrum von Hoch JOSEF unter Abschwächung weiter nach Osten bis zu den Karpaten. Das Hoch JOSEF beeinflusste das Wetter von Sofia bis nach Minsk bzw. von den Alpen bis zum Schwarzen Meer. Da der Einfluss in der Höhe nachließ, schwächte sich auch am Boden das Hoch JOSEF ab. Daher löste sich das Hoch JOSEF im Laufe des Tages auf und konnte am nächsten Tag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

Insgesamt legte das Hochdruckgebiet JOSEF rund 6500 km vom Nordatlantik bis Osteuropa zurück. Dabei sorgte es an den 6 Tagen des Lebenszyklus für das Heranführen kühler Polarluft aus Norden und sonnenreiche Tage in Mitteleuropa.

 


Geschrieben am 19.10.2014 von Jannick Fischer

Wetterkarte: 24.09.2014

Pate: Wolfgang Kruac