Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
JOST
(getauft am 22.03.2018)
Am
22.03.2018 erstreckte sich in etwa 5,5 km Höhe ein weiteichender Vorstoß
relativ warmer Luftmassen, welcher auch als Keil bezeichnet wird, vom östlichen
Atlantik über die Britischen Inseln bis zum Nordmeer. Mit diesem Keil
korrespondierte an diesem Tag das Hoch IRENÄUS im Bodenniveau mit Lage über der
Biskaya. Im Laufe des Tages verlagerte sich das Bodenhoch der Bewegung des
Keils folgend weiter nach Osten. Dabei bildete sich an der Nordostflanke des
Keils ein neues Hochdruckgebiet, welches in der Prognose für den Folgetag auf
den Namen JOST getauft wurde.
Am
23.03. konnte das Hoch JOST mit einem zentrumsnahen Druck von ca. 1003 hPa über
dem Norden Norwegens analysiert werden. Im Laufe des Tages verlagerte sich das
Hochdruckzentrum unter Verstärkung weiter nach Südosten bis über die südliche
Ostsee nahe dem Kurischen Haff. Auch in der Höhe verstärkte sich der Keil,
welcher leicht nach Osten zog. Dabei begann sich über der Mitte Deutschlands
ein abgeschlossenes Höhenhoch auszubilden, welches die Entwicklung des
korrespondierenden Bodenhochs JOST weiter antreiben sollte.
Vor
allem in der Nacht zum darauf folgenden Tag machte sich der zunehmende
Hochdruckeinfluss im Norden und Nordosten Europas bemerkbar. Durch die meist
wolkenarmen Bedingungen im Bereich eines Hochdruckgebietes, welche durch die
dort vorhandenen absinkenden Luftmassen zustande kommen, stellt sich nachts
eine starke Auskühlung der bodennahen Luftschichten ein. Bereits an den
Vortagen konnte über Nordskandinavien, der Nordhälfte Finnlands sowie über dem
Norden und Osten des europäischen Teils Russlands strenger bis sehr strenger
Frost mit Temperaturen von unter -30°C in der Nähe des Urals beobachtet werden.
Mit der Verlagerung des Hochs JOST und die im Uhrzeigersinn verlaufende
Luftzirkulation um jenes Gebilde strömten arktische Luftmassen weiter nach
Süden, wodurch nun auch im Süden Finnlands, im Baltikum und in Westrussland bis
etwa auf Breite der westlichen Wolga nächtliche Tiefsttemperaturen von unter
-10°C registriert wurden. Im estnischen Turi waren es
beispielsweise -10,9°C, in der Kleinstadt Dno in der
russischen Oblast Pskow -13,8°C und an der südostfinnischen Station Joutseno Konnunsuo sogar -23,3°C.
Das
Zentrum des Hochs JOST hatte sich derweil bis über das Grenzgebiet zwischen
Estland und Lettland verlagert und besaß um 01 Uhr MEZ einen Druck von rund
1009 hPa. Mit der Verstärkung des Hochs ging auch eine Ausdehnung dessen
Einflussgebietes einher, welches sich nun vom Norden Finnlands bzw. dem
Nordosten Russlands bis zu den Karpaten und von den Westalpen bis zum Raum
Moskau erstreckte. Vielerorts konnten im Bereich des Hochdruckeinflusses
Sonnenscheinstunden von bis zu 12 Stunden erreicht werden. Auch große Teile
Deutschlands erfuhren dadurch Sonnenscheindauern von 4 bis 12 Stunden mit den
höchsten Werten im Süden und Westen. Lediglich in Niedersachsen,
Schleswig-Holstein und Ostbrandenburg konnte sich die Sonne nur wenige Stunden
oder zum Teil auch gar nicht durchsetzen. Mit dem verstärkten Einfluss des
Sonnenscheins stiegen auch die Temperaturen in Europa leicht an. Vom Baltikum
über Polen bis zur Adria wurden daher oftmals 2 bis 5 Grad mehr als am Vortag
registriert. Auch Deutschland, Frankreich, die Benelux-Staaten und die
Alpenregion, welche sich am westlichen Rand des Hochs JOST und damit in einer
südlichen Strömung befanden, konnten Temperaturerhöhungen von meist 3 bis 6
Grad beobachtet werden. Die Maxima stiegen dadurch auf zweistellige Werte und
erreichten beispielsweise 12,9°C in Trier-Petrisberg,
15,9°C in Lyon, 15,7°C in Sion oder 13,2°C in Eindhoven.
Der
nördlichen Höhenströmung an der Vorderseite des Keils folgend verlagerte sich
das Zentrum des Hochs JOST bis zum 25.03. weiter nach Süden und befand sich zum
Nachttermin um 01 Uhr MEZ nahe den nordöstlichen Karpaten über die Republik Moldau.
Der Kerndruck stieg durch die fortschreitende Intensivierung des
korrespondierenden Höhenhochs weiter an und betrug nun ca. 1017 hPa. Der
Einfluss reichte dabei von der Adria bis östlich von Moskau und von Polen bis
zum Schwarzen Meer. Ost- und Südosteuropa befanden sich durch die Lage und
Ausdehnung des Hochs JOST nun an dessen Westflanke im Bereich der südlichen
Strömung. Bei verbreitet 10 bis 12 Sonnenstunden konnte sich die Luft vermehrt
auf zweistellige Temperaturen erwärmen. So wurde im polnischen Lebork beispielsweise ein Anstieg um 5,3 Grad auf 11,2°C
verzeichnet. Im rumänischen Deva erhöhte sich das Tagesmaximum sogar von 5,8°C
auf 12,0°C. Weiterhin konnten im serbischen Loznica
sowie im tschechischen Cheb jeweils 10,7°C, im slowenischen Nova Gorica 13,4°C
und im bosnischen Mostar 14,2°C gemessen werden.
Am
Folgetag begann sich der Keil in der mittleren Troposphäre abzuschwächen und
wurde zusehends durch einen von Westen heranrückenden Kaltluftvorstoß
verdrängt. Dennoch konnte sich das Bodenhoch während seiner nach Südosten
gerichteten Verlagerung weiter verstärken. Dadurch besaß der Hochdruckkern um
01 Uhr MEZ am 26.03. mit Lage südlich von Wolgograd einen maximalen Druck von
etwa 1024 hPa. Aufgrund einiger Tiefausläufer über Nord- und Zentraleuropa
sowie dem Mittelmeertief CAROLA über der südlichen Adria konnte das Hoch JOST
nur noch wenig auf das europäische Wettergeschehen einwirken. Im Süden
Russlands wurde dennoch ein Anstieg in den Höchsttemperaturen verzeichnet. So
stieg das Maximum in Tichorezk nordöstlich von
Krasnodar von 6,6°C am Vortag auf 10,4°C. Weiter westlich konnte in Primorsko-Achtarsk an der Schwarzmeerküste sogar ein
Anstieg von 5,6°C auf 11,4°C registriert werden.
Das
Hoch JOST wurde am 27.03. letztmalig auf der Berliner Wetterkarte analysiert.
Um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum mit einem Druck von rund 1020 hPa östlich
von Wolgograd. Im Laufe des Tages verlagerte sich das Hoch weiter nach Osten
und verließ dadurch den Analysebereich der Berliner Wetterkarte.