Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
JÜRGEN
(getauft
am 01.04.2008)
Über dem Atlantik südlich der Frontalzone
befindet sich in der Regel ein mehr oder weniger gut ausgeprägtes
Hochdruckgebiet, das so genannte Azorenhoch. Ende März geriet dieses in den Warmsektor
eines von Neufundland auf Europa zusteuernden Tiefs, was zu einer Verlagerung
der Hochdruckzelle in Richtung Westeuropa führte. Da dieses Hoch nun auch für
das europäische Festland ein wetterbestimmendes Potential bekam, wurde es am 1.
April auf den Namen JÜRGEN getauft. Der Kerndruck betrug zu dieser Zeit 1032
bis 1033 hPa und sollte bis zum Lebensende des Hochs auf
diesem Niveau bleiben.
Eine weitere Verlagerung des Druckgebildes
erfolgte am 2. April, als JÜRGEN in den Warmsektor des bald auf SYLVIA
getauften Tiefdruckwirbels geriet, so dass allmählich ganz Westeuropa unter
Hochdruckeinfluss gelangte (zunächst Spanien, Portugal und Westfrankreich). Am
3. April dehnte sich JÜRGEN mit seiner maritimen Subtropikluft
(mS-Luftmasse) bis nach Irland und England aus und sorgte für verbreitet
frühlingshaft milde Temperaturen. In London wurde ein Maximum von 15°C gemessen
und selbst in Dublin stieg die Temperatur auf 16°C.
Am 4. April verlagerte sich auch der Kern
des Hochs JÜRGEN weiter nach Norden und befand sich schließlich über Irland,
England und der Normandie. In London kam es so zu einem weiteren
Temperaturanstieg auf 18°C, in Dublin wurden an diesem Tag immerhin noch einmal
15°C erreicht. Der Einflussbereich des Hochs weitete sich aber auch gen Osten
aus. Ein Hochdruckkeil von JÜRGEN reichte über die in Frankreich liegende
Warmfront des Tiefs SYLVIA bis nach Deutschland und sorgte dort für ein
verstärktes Absinken, was zu einem weitgehenden Erliegen der zu jener Zeit
vorherrschenden Schauertätigkeit führte. Die Bewölkung lockerte aber nur wenig
auf, so dass die Sonne nur vereinzelt länger als eine Stunde schien, an
etlichen Stationen (vor allem in Nordwest-Deutschland) blieb es sogar ganztags
trübe. Aber dort, wo die Sonne schien, stieg die Temperatur auf 10°C. In
Karlsruhe gab es bei 1,7 Stunden Sonnenschein sogar ein Maximum von 13,2°C.
In den östlichen und südöstlichen
Landesteilen Deutschlands klarte es in der darauf folgenden Nacht auf, was zu
einem Temperaturrückgang bis an den Gefrierpunkt führte (Minimum Manschow: -0,8°C). Just in dieser Nacht endete auch die
Geschichte von Hoch JÜRGEN, welches sich ganz plötzlich einer recht kräftigen
Antizyklone über Grönland und Island angliederte, die mit einem Kerndruck von
mehr als 1040 hPa ein deutlich größeres
Druckpotential besaß als JÜRGEN.
Geschrieben am 28.04.2008 von Richard Löwenherz
Wetterkarte: 04.04.2008
Pate: Jürgen Reinecke