Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
JUSTIN
(getauft
am 09.10.2012)
Anfang
Oktober etablierte sich über dem Nordostatlantik im 500 hPa-Niveau, einer Höhe
von ca. 5,5 km Höhe, von Neufundland aus südlich um die Azoren herum bis nach
Westeuropa ein Kaltlufttrog, also ein Vorstoß kalter Luft nach Süden.
Gleichzeitig herrschte von Nordostkanada ausgehend eine starke Höhenströmung
vor, die über Island, der Nord- und Ostsee bis nach Westrussland reichte.
Entlang dieser Strömung folgte im Bodenniveau von West nach Ost ein Tief auf
das andere.
Zwischen
Tief ORTRUN II über Südskandinavien, welches zum östlichen Teil dieser Strömung
gehörte, und einem unbenannten Tief über Island konnte sich vor der
Nordwestküste Großbritanniens ein Zwischenhoch bilden, was gleichzeitig Ableger
eines nordatlantischen Hochdruckgebietes war. Dieses neue Hochdruckgebiet wurde
am 09.10. auf den Namen JUSTIN getauft und hatte einen Kerndruck von 1020 hPa.
Das
Hochdruckgebiet JUSTIN folgte der Höhenströmung und drehte über den Britischen
Inseln von einer östlichen auf eine südöstliche Zugrichtung. Dadurch erreichte
das Hochzentrum in der Nacht zum 10.10. Mitteldeutschland. Als Folge davon
klarte es in einem breiten Streifen vom Rheinland bis zur Lausitz auf und es
wurden Tiefstwerte um den Gefrierpunkt gemessen. In dieser Region gab es
verbreitet Bodenfrost mit bis zu -5°C in Erdbodennähe. Hoch JUSTIN konnte sich
zwischen Tief PERDITA mit Zentrum über Irland und Tief ORTRUN mit Zentrum über
dem Baltikum weiter ausdehnen, allerdings reduzierte sich der Kerndruck auf
1017 hPa. In dem breiten Streifen, der sich leicht nach Süden verschoben hatte
und nun vom Rheinland bis zum Thüringer und Bayrischen Wald reichte, schien die
Sonne an diesem Tag verbreitet zwischen 5 und 9 Stunden. Die höchsten Werte wurden
von Messstationen entlang des Rheins mit 14°C gemeldet.
Am
11.10. hatte sich der Kaltlufttrog mit seinem Zentrum nach Nordwestrussland
verlagert. Die Strömung verlief entgegen des Uhrzeigersinns um das Zentrum
herum von Skandinavien über Deutschland, Ungarn und der Ukraine zum Ural.
Hochdruckgebiet JUSTIN wurde von dieser Höhenströmung nach Osteuropa gedrängt. Gleichzeitig erreichte die
Antizyklone an diesem Tag seine flächenmäßig größte Ausdehnung und erstreckte
sich in West-Ost-Richtung von Deutschland bis nach Moskau, sowie in
Nord-Süd-Richtung von Südskandinavien bis nach Bulgarien. Die Höchstwerte lagen
an diesem Tag zwischen 11°C in Berlin und Warschau, sowie 22°C in Sofia. In der
folgenden Nacht klarte es insbesondere in Zentrumsnähe verbreitet auf und es
bildete sich Nebel oder Hochnebel. Die Tiefsttemperatur ging z.B. in Breslau
auf -2°C und in Prag auf -1°C zurück. Sonst wurden verbreitet einstellige
Plusgrade gemeldet.
Am
12.10. erreichte Hoch JUSTIN das Schwarze Meer. Hierbei gelangte das Zentrum in
den Bereich der südwestlichen Höhenströmung des Kaltlufttroges. Der Kerndruck
konnte sich an diesem Tag auf knapp 1021 hPa erhöhen. Allerdings wurde das
Zentrum durch Tief PERDITA über West- und Mitteleuropa weiter nach Osten
abgedrängt.
In
den folgenden Tagen stieg der Kerndruck von Hoch JUSTIN kontinuierlich an und
erreichte am 16.10. sogar 1031 hPa. Dabei gelangte das Zentrum, welches sich
von der Höhenströmung abkoppeln konnte, in den Bereich hochreichender Warmluft
aus dem Mittelmeerraum. Die flächenmäßige Ausdehnung auf der Berliner
Wetterkarte nahm allerdings immer weiter ab, da sich Hochdruckgebiet JUSTIN
nördlich des Kaukasus in Richtung Kasachstan bzw. Westsibirien und damit aus
dem Bereich der Bodenwetterkarte nach Osten verlagerte und an diesem Tag
letztmalig analysiert werden konnte.
Geschrieben am 29.11.2012 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 10.10.2012
Pate: Justin Miller