Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet KARIN
(getauft am 03.03.2015)
Anfang
März 2015 verlagerte sich ein nur schwach ausgeprägter Keil, d.h. ein Vorstoß
relativ warmer Luftmassen nach Norden, in einer Höhe von 5,5 km vom Nordosten
Nordamerikas über den Atlantik nach Osten. Unterhalb dieses Keils befand sich
eine korrespondierende Hochdruckzelle, die ebenfalls über den Nordatlantik in
Richtung Europa zog. Am 03.03. um 01 Uhr MEZ wurde das Zentrum des Bodenhochs
nordwestlich der Azoren mit einem Druck von etwa 1031 hPa analysiert. Da das
Hoch auch Einfluss auf den mitteleuropäischen Raum nehmen sollte, wurde es noch
am selben Tag auf den Namen KARIN getauft.
Durch
das Heranrücken eines Kaltluftvorstoßes von Westen baute sich der Keil weiter
auf und reichte bis zum Folgetag von den Azoren bis über Island. Das Hoch KARIN
befand sich indes mit seinem Zentrum westlich der Biskaya über dem Ostatlantik
und wies einen Kerndruck von ca. 1038 hPa auf. Der Einfluss der Antizyklone
erstreckte sich zwar bereits bis über Westfrankreich, den Nordwesten der
Iberischen Insel sowie über Teile der Britischen Inseln, konnte sich dort
allerdings nicht gegen die zahlreichen Ausläufer der umliegenden
Tiefdruckgebiete durchsetzen.
Mit
der Angliederung eines Höhenhochs verstärkte sich der Hochdruckkeil weiter,
wobei die Achse nach Osten bis über die Norwegische See schwenkte. Das Hoch
KARIN konnte um 01 Uhr MEZ am 05.03. mit seinem Zentrum und einem weiter
verstärkten Druck von rund 1043 hPa über der Biskaya analysiert werden. Der
Einflussbereich reichte zu diesem Zeitpunkt von den Azoren im Westen bis zu den
Karpaten im Osten und in Nord-Süd-Richtung von Südskandinavien bis zur
Iberischen Halbinsel. Allerdings wurde der Einfluss vor allem an der
Südostflanke der Antizyklone KARIN durch den Wirbel ANTON über dem
Tyrrhenischen Meer abgeschwächt. Auch die Ausläufer des Tiefs BARDO mit Kern
über der Danmarkstraße verhinderten, dass sich das Hoch KARIN über
Großbritannien und Irland durchsetzen konnte. Eingelagert in das Hoch wurden
gemäßigte Luftmassen herangeführt, die jedoch noch nicht das europäische
Festland erreichten. Dadurch blieb dort weiterhin die zuvor eingeflossene
Polarluft bestehen. Allerdings kommt es im Bereich von Hochdruckgebieten
aufgrund der dort absinkenden Luftmassen zur Wolkenauflösung. Mit
Sonnenunterstützung konnten am Tage Höchsttemperaturen von 20,6°C in Valencia,
20,3°C in Alicante, jeweils 19,3°C an den
portugiesischen Stationen Monte Real und Sines/Montes
Chaos sowie 18,7°C im französischen Toulon registriert werden.
Bis
zur darauffolgenden Nacht verlagerte sich das Hoch KARIN der Bewegung der
Keilachse folgend weiter nach Osten und befand sich um 01 Uhr MEZ über dem
Nordosten Frankreichs. Dabei besaß das Hoch KARIN einen leicht abgeschwächten Luftdruck
im Zentrum von 1039 hPa. Das Hoch KARIN konnte damit seinen Einfluss vor allem
über Mitteleuropa verstärken. Während weiterhin die Ausläufer der Wirbel BARDO
und ANTON die Süd- und Nordflanke der Antizyklone KARIN mit den dazugehörenden
Wolkenfeldern überdeckten, klarte es in der Nacht über Süddeutschland auf,
wodurch es in den Niederungen zu leichtem bis örtlich mäßigem Frost kam. So
fiel die Temperatur beispielsweise in Freiburg und in Freudenstadt auf jeweils
-4,8°C. Auch im Norden trat vereinzelt leichter Frost auf, wie in Manschnow mit
‑2,5°C, in Angermünde mit -1,9°C oder in Berlin-Dahlem mit -0,7°C. Auch
im Tagesverlauf blieb es über dem Süden und Südwesten Deutschlands zumeist nur
gering bewölkt. Dabei wurden Sonnenscheindauern von über 10 Stunden erreicht,
wie die registrierten 10,3 Stunden in Konstanz oder die 10,2 Stunden in
Kempten. Auch in Lahr blieben die Werte mit 9,9 Stunden Sonne nur knapp
unterhalb dieser Marke. Durch den Sonneneinfluss konnten nun im Gegensatz zum
Vortag auch zweistellige Temperaturwerte gemessen werden. So wurde in Trier
10,4°C, in Lahr 10,9°C und in Karlsruhe-Rheinstetten 11,4°C verzeichnete.
Außerhalb Deutschlands wurden durch die einströmenden gemäßigten Luftmassen
beispielsweise in Frankreich Temperaturanstiege um einige Grad beobachtet. Mit
nun jeweils 16°C konnten in Toulouse und Bordeaux 5 bzw. 4 Grad mehr als noch
am Vortag gemeldet werden. Das absolute Maximum wurde dabei in Perpignan im
Süden des Landes mit 20,5°C verzeichnet. Auch auf der Iberischen Halbinsel
erhöhte sich die Temperatur mit Ausnahme des östlichen Spaniens um wenige Grad.
Es konnten Höchstwerte von 24,3°C im spanischen Ourense
und 22,5°C im portugiesischen Montijo registriert
werden.
Bis
zum 07.03. zog das Hoch KARIN weiter nach Osten und lag mit seinem Zentrum und
einem fast unverändertem Luftdruck von 1037 hPa um 01 Uhr MEZ über dem
Grenzbereich zwischen Österreich und dem Osten Bayerns. Der Einflussbereich
reichte zu diesem Zeitpunkt von der Biskaya bis zur Ukraine bzw. Weißrussland
sowie von Norddeutschland bis über den Norden Italiens und dem nördlichen
Balkan. Abermals trat während der Nacht im Süden und in der Mitte Deutschlands
bei klaren Verhältnissen leichter bis mäßiger Frost auf. Dabei meldeten Ulm
-4,6°C, Bamberg -5,0°C und Leutkirch-Herlazhofen im
Allgäu -9°C als Tiefstwert. Am Tage schien nun auch im Osten des Landes länger
die Sonne, wobei Sonnenscheindauern von 8,7 Stunden in Lindenberg, 9,4 Stunden
in Plauen oder 9,8 Stunden in Carlsfeld registriert wurden. Im Süden
Deutschlands konnten derweil abermals Summen von über 10 Stunden wie in Ulm,
Weißenburg oder Mühldorf am Inn verzeichnet werden. Mit dem Hochdruckeinfluss
und den einfließenden gemäßigten Luftmassen stiegen auch außerhalb Deutschlands
die Temperaturen nach verbreitet leichtem bis mäßigem Nachtfrost weiter an. In
Rotterdam, Vaduz und Clermont-Ferrand konnten um 4
Grad höhere Maxima als tags zuvor vermeldet werden. In Prag, Salzburg und dem
polnischen Torun wurden mit Höchstwerten von jeweils 11°C sogar insgesamt 5
Grad mehr als am Vortag gemessen. Mit dem Anschluss einer weiteren
Hochdruckzelle über der Iberischen Halbinsel strömte subtropische Luft unter
anderem nach Südfrankreich ein, wodurch Höchsttemperaturen von 21,3°C in Saint-Girons, 22,0 in Dax, 22,1°C
an der Station Bordeaux/Merignac und 22,5°C in Mont-de-Marsan erreicht wurden.
Das
Hoch KARIN verlagerte sich im weiteren Verlauf weiter nach Osten und befand
sich mit seinem Zentrum um 01 Uhr MEZ des Folgetages mit nahezu unverändertem
Druck über dem Grenzbereich zwischen der Ukraine und der Republik Moldau. Der
Einflussbereich weitete sich ebenfalls nach Osten aus und dehnte sich nun von
Weißrussland bis nach Bulgarien und von Wolgograd bis nach Deutschland aus.
Dort bildete die Antizyklone KARIN fast eine Hochdruckbrücke mit einer weiteren
Hochdruckzelle, wodurch ein langgezogener Bereich hohen Luftdrucks bis weit
über den zentralen Nordatlantik entstand. In Deutschland erhöhten sich die
Temperaturen bei Sonnenscheinsummen von 6 bis 11 Stunden verbreitet um 3 bis 5
Grad. In Boizenburg konnten hierbei maximal 18,2°C, in Seehausen sowie
Magdeburg jeweils 18,6°C, in Gardelegen 18,7°C und in Bad Lippspringe 19,3°C
gemessen werden. Weitere nennenswerte Höchstwerte im Bereich des Hochs KARIN
wurden in Prag mit 14,9°C, in Salzburg mit 15,6°C, im kroatischen Makarska mit 16,3C und im polnischen Lebork
mit 18,3°C registriert. Des Weiteren gab es Temperaturanstiege von jeweils 4
Grad in Kiew und Poprad sowie von 6 Grad in Minsk.
Das
Hoch KARIN bildete bis zum 09.03. ein zweites Zentrum über dem Südwesten
Russlands aus. Dieses, als Hoch KARIN II bezeichnet, befand sich um 01 Uhr MEZ
mit einem zentrumsnahen Druck von 1034 hPa südlich von Wolgograd. Das
ursprüngliche Hochdruckzentrum KARIN I blieb indes mit einem leicht
abgeschwächten Druck von 1033 hPa in seiner Lage fast stationär über den
Ostkarpaten. Damit entstand ein langgezogener Einflussbereich, welcher sich von
der Schwarzmeerküste der Türkei bis zur nördlichen Ukraine sowie von
Norditalien bzw. Süddeutschland bis zum Kaspischen Meer ausdehnte. In der Nacht
trat abermals im Bereich der Antizyklone leichter bis mäßiger Frost auf, wie in
Prostejov in Tschechien mit -4°C oder in Poprad bzw.
Wolgograd mit -6°C. Am Tage wurden dann wieder mit Sonnenunterstützung
Höchstwerte von 14,5°C im slowenischen Nova Gorica,
15,2°C im tschechischen Cheb, 15,5°C im südpolnischen
Wroclaw und 16,3°C in Landeck in Österreich gemessen. An der kroatischen
Station Dubrovnik/Cilipi wurden sogar 17,5°C
erreicht. Des Weiteren wurden in der Ukraine und dem Südwesten Russlands
signifikante Temperaturanstiege beobachtet. Während tags zuvor noch maximal
-2°C in Wolgograd gemeldet wurden, konnte man nun dort 4°C verzeichnen.
Gleichzeitig erhöhte sich die Tageshöchsttemperatur in Sinferopol
um 3 Grad und in Kiew um 4 Grad. In der Südhälfte Deutschlands wurden derweil
nach verbreitet leichtem Nachtfrost von bis zu -3,5°C am Münchener Flughafen im
Tagesverlauf bei Sonnenscheindauern von 8 bis 10 Stunden Maxima zwischen
13 und 16°C registriert. Vereinzelt überschritt die Temperatur auch durch die
nun einfließenden subtropischen Luftmassen auch die 17°C-Grenze, wie in
Mergentheim mit 17,5°C oder in Darmstadt mit 17,6°C.
Bis
zum 10.03. verlagerte sich das Hochdrucksystem unter Abschwächung nochmals
wenig nach Westen, wobei das Teilhoch KARIN I mit 1029 hPa über dem Osten
Tschechiens und die Antizyklone KARIN II mit 1031 hPa nahe Mariupol an der
Nordküste des Asowschen Meeres analysiert wurden. Gemäßigte Luftmassen
erreichten nun auch den östlichen Einflussbereich des Hochs und bedingten
weitere Temperaturanstiege. In Sinferopol konnten mit
16°C im Vergleich zum Vortag 6 Grad mehr und in Wolgograd mit nun 12°C
insgesamt 8 Grad mehr gemessen werden. Nach erneut verbreitet leichtem
Nachtfrost wurden Tagesmaxima der Temperatur von 15,8°C in Budapest, 16,0°C in
Regensburg, 16,7°C im weißrussischen Vasilevici,
17,3°C im slowakischen Tisinec und 18,4°C in Nova Gorica registriert.
Im
weiteren Verlauf löste sich aufgrund des heranziehenden Tiefdruckwirbels DENNIS
das Teilhoch KARIN I über der Balkan-Halbinsel auf. Auch das Hochdruckzentrum
KARIN II wurde vom zunehmenden Druckabfall verdrängt und verließ bis zum
Folgetag den Analysebereich der Berliner Wetterkarte in Richtung des Kaspischen
Meeres, wodurch das System KARIN am 11.03. nicht mehr auf dieser verzeichnet
werden konnte.
Geschrieben am 24.05.2015 von
Sebastian Wölk
Berliner Wetterkarte:
07.03.2015
Pate: Karin Bischoff