Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet KARIN

(getauft am 25.09.13)

 

Am 25.09. befand sich in einer Höhe von 5,5 km über Island ein schwach ausgeprägter Keil, d.h. ein Vorstoß warmer Luftmassen nach Norden. Am Boden entwickelte sich ein zugehöriges Hochdruckgebiet, welches auf den Namen KARIN getauft wurde und um 02 Uhr MESZ mit einem Kerndruck von etwa 1025 hPa über dem Osten Islands lag.

Zum Folgetag hatte sich das Hoch KARIN in südöstliche Richtung verlagert und lag um 02 Uhr MESZ über den Färöer-Inseln und wies einen maximalen Luftdruck von etwas über 1020 hPa auf. Im Zentrum von Hochdruckgebieten tritt meist nur schwacher Wind auf, weil die Luftdruckgegensätze, die für den Wind verantwortlich sind, nur gering sind. Dies konnte man in der Hauptstadt der Färöer, Thorshavn, beobachten, aus welcher um 08 Uhr MESZ eine Windgeschwindigkeit von nur 2 km/h gemeldet wurde. Zudem war der Himmel leicht bewölkt und es hatte in den vergangenen 24 Stunden nicht geregnet.

Durch die nordwestliche Höhenströmung verlagerte sich das Hochdruckgebiet KARIN bis zum 27.09. rasch nach Südosten und lag um 02 Uhr MESZ über der Deutschen Bucht. Die zuvor über Deutschland eingeflossene Polarluft konnte sich in der Nacht durch die geringe Bewölkung zum Teil stark abkühlen, sodass örtlich der erste Hüttenfrost, d.h. in 2 m Höhe, des Herbstes gemessen wurde. Die Station Fassberg in der Lüneburger Heide meldete einen Tiefstwert der Temperatur von -1,2°C, im brandenburgischen Baruth wurden -0,4°C gemessen. Die Höchsttemperaturen lagen im norddeutschen Raum gebietsweise etwa
2 Grad über denen des Vortages. Im Berliner Raum steigerten sie sich von 13°C am vorherigen Tag auf 15°C. Im süddeutschen Raum hingegen sanken die Maxima aufgrund der eingeflossenen Polarluft. In München ging das Maximum von 17°C auf 15°C zurück. Insbesondere im Westen Deutschland war dieser Tag sehr sonnenscheinreich, die höchste Summe der Sonnenscheinstunden wurde auf der ostfriesischen Insel Norderney mit 11,3 Stunden registriert.

Am 28.09. lag die Antizyklone KARIN mit einem Kerndruck von etwa 1025 hPa über Südnorwegen. In Mulden und Tälern bilden sich unter windschwachen Bedingungen in der Nacht oftmals kleine sogenannte Kaltluftseen aus, in denen die Temperatur besonders stark sinkt. So meldete die im brandenburgischen Urstromtal gelegene Station Baruth als Temperaturminimum -1°C, während im nicht sehr weit entfernten Potsdam deutlich mildere 6°C gemessen wurden. Die Sonne schien z.B. auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald 11,3 Stunden, während im Nordosten gebietsweise Wolkenfelder Sonnenschein verhinderten, sodass auf Rügen nur etwa 4 Sonnenstunden registriert wurden. Außerhalb von Deutschland wurden in Bergen und in Trondheim an der norwegischen Westküste am Morgen um 08 Uhr MESZ wolkenloser Himmel gemeldet. Die Höchsttemperatur lag vielerorts etwa auf Vortagesniveau zwischen 10°C und 15°C.

An den folgenden beiden Tagen lag Hochdruckgebiet KARIN mit einem Zentrumsdruck von etwa 1025 hPa in der Nähe der norwegischen Hauptstadt Oslo. An der Südflanke des Hochs sorgte eine östliche Strömung für die stetige Heranführung kalter Luft aus Osten. Somit waren dort insbesondere die Nächte recht kalt, Breslau registrierte am Morgen des 29.09. nur 1°C als Minimum. In der darauffolgenden Nacht sank die Temperatur im polnischen Torun sogar auf -2°C. Besonders im norddeutschen Raum schien die Sonne besonders lange und erreichte mancherorts fast das astronomisch bedingte Maximum zu dieser Jahreszeit. Auch in Brandenburg traten an beiden Tagen Sonnenscheinsummen von 10 bis 11 Stunden auf. Die Höchsttemperatur lag im Norden Deutschlands verbreitet zwischen 13°C und 16°C. Im Süden Deutschlands sorgte Tiefdruckeinfluss für Wolken und Temperaturen von zum Teil nur 9°C im Alpenvorland.

Am 01. und 02.10. lag die stark ausgeprägte Antizyklone KARIN im Bereich über Südschweden und wies einen maximalen Kerndruck von ca. 1028 hPa am 02.10. um 02 Uhr MESZ auf. Auch in der Höhe war ein ausgeprägtes Höhenhoch zu erkennen. An beiden Tagen traten insbesondere im westlichen Russland, Weißrussland und der Ukraine morgendliche Dunst- und Nebelfelder auf. Diese entstehen als Folge der starken Auskühlung in den langen Nächten, die den Feuchtigkeitsgehalt der Luft stark erhöhen und somit zu Dunst und Nebel führen. Die nächtlichen Tiefstwerte lagen dabei um den Gefrierpunkt, so beispielsweise im ostpolnischen Bialystok mit einem Minimum von -1°C. Auch die Höchsttemperatur lag vielerorts unterhalb der für diese Jahreszeit typischen Werte. In der weißrussischen Hauptstadt Minsk wurde nur 6°C als Maximum gemessen, in Moskau sogar nur 5°C. In Deutschland war es mit 13°C bis 15°C etwas milder. Dort schien die Sonne auch vielerorts wieder über viele Stunden bis nahe des astronomisch möglichen.

Am 3. Oktober um 02 Uhr MESZ lag das Hochdruckgebiet KARIN mit 1034 hPa über Nordpolen. Dabei wurde kalte kontinentale Polarluft aus Osteuropa in den Nordosten Deutschlands herangeführt, was zu dieser Zeit des Jahres sehr selten vorkommt. In Lichtentanne, westlich von Chemnitz wurde eine Tiefsttemperatur von -3°C gemessen. Noch kälter fiel die Erdbodentemperatur aus, wie z.B. in Halle-Kröllwitz mit -7°C und somit mäßigem Frost. Im polnischen Torun sank die Temperatur in der Nacht sogar auf -5°C bei -8°C am Erdboden.

Am Folgetag hatte sich die Antizyklone KARIN nur wenig nach Südosten verlagert, sodass sie um 02 Uhr MESZ nun mit einem Kerndruck von
1036 hPa über dem Osten Polens vorzufinden war. Dadurch gelangte nun die Balkanhalbinsel in den Zustrom kalter Kontinentalluft, was vielerorts für Abkühlung sorgte. Während im ungarischen Paks die Temperatur in der Nacht auf -5°C zurückging, war es in den Karpaten mit -15°C auf dem Virfu Omu noch deutlich kälter. Auf der anderen Flanke des Hochs KARIN stieg in Deutschland die Temperatur dagegen wieder. Die Lufttemperatur erhöhte sich z.B. im Berliner Raum um etwa 2 bis 3 Grad verglichen mit den Vortagesmaxima. Dabei schien die Sonne im Osten Deutschlands mit
8 bis 10 Stunden am längsten. Außerhalb Deutschlands war über Europa ein großer wolkenarmer Streifen vorzufinden, der sich vom Osten Schwedens über Polen und Kroatien erstreckte.

Im Bereich des kräftig ausgeprägten Keils mit Achse über dem Baltikum befand sich in der Nacht des 05.10. am Boden das Hochdruckgebiet KARIN mit einem Zentrumsdruck von 1033 hPa über dem rumänisch-ungarischen Grenzgebiet. Durch den antizyklonalen, d.h. im Uhrzeigersinn gerichteten, Drehsinn der Antizyklone und im Zusammenspiel mit dem Tief VITALI, welches nordöstlich des Schwarzen Meeres lag, kam es in der Türkei und in Griechenland zu einem markanten Temperaturrückgang, da dort der Zustrom kalter polarer Luft von Nordosten einsetzte. Somit wurden im türkischen Izmir trotz länger anhaltendem Sonnenschein nur maximal 15°C registriert. Auf einigen ägäischen Inseln fiel die Temperatur in der Nacht örtlich auf unter 10°C. Das sonnenscheinreiche Wetter setzte sich hingegen in einem breiten Streifen über Europa fort, welcher aber im Gegensatz zum Vortag weiter östlich lag und vom Süden Finnlands über das Baltikum und dem östlichen Balkan bis nach Griechenland reichte.

In den darauffolgenden beiden Tagen schwächte sich in der Höhe der Keil etwas ab. Die Antizyklone KARIN verlagerte sich derweil am Boden weiter in Richtung der Ukraine. Dabei betrug der Kerndruck 1028 hPa am 06.10. um 02 Uhr MESZ und 24 Stunden später etwa 1031 hPa. An der Südostflanke des Hochs KARIN floss weiterhin Kaltluft polaren Ursprungs in Südostrussland und die Türkei ein. Dabei wurde in der türkischen Hauptstadt Ankara in der Nacht bis minimal -4°C am 06.10. und bis knapp -6°C am 07.10. gemessen. Die frostige Luft sorgte östlich der Wolga teils sogar für eine dünne Schneedecke. Die Kaltluft überquerte zum Teil das Schwarze Meer, das mit 16°C bis 19°C deutlich wärmer war, wodurch teils ergiebige Niederschläge ausgelöst wurden. So wurden innerhalb von 4 Tagen bis zum 06.10. um 08 Uhr MESZ in Zonguldak 256 mm Regen gemessen. Trotz dessen sorgte Hoch KARIN noch für einige Sonnenstunden in Teilen der südöstlichen Balkanhalbinsel sowie vorwiegend im Westteil der Türkei. Am 08.10. lag das Hoch KARIN um 02 Uhr MESZ über der ukrainischen Halbinsel Krim mit einem Kerndruck von 1033 hPa. In Ankara wurde mit einer Temperatur von -4°C noch einmal Frost in der Nacht registriert. Am Morgen um 08 Uhr MESZ war es in Ankara und Istanbul wolkenlos, in Kiew wurde auch nur leicht bewölkter Himmel gemeldet. Die Höchsttemperatur lag am Mittelmeer, mit z.B. 28°C in Adana, im sommerlichen Bereich. In den Hauptstädten der Ukraine sowie der Türkei wurde es mit 16°C bzw. 18°C nicht ganz so warm. Zusammen mit dem ostwärts ziehenden Hoch LIANE wurden in einem großen Gebiet vom Südosten Deutschlands bis zum Schwarzen Meer viele Sonnenstunden registriert.

Dies war auch der letzte Tag, an dem das Hoch KARIN auf der Berliner Wetterkarte erschien. Das von Westen heranrückende Hochdruckgebiet LIANE verdrängte im Tagesverlauf die Antizyklone KARIN, wodurch sich dieses weiter in Richtung Kasachstan verlagerte und somit nicht mehr analysiert werden konnte.

 

 

Geschrieben am 22.10.2013 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 02.10.2013

Pate: Gabriele Stipp