Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet  KARLHEINZ

(getauft am 17.09.2010)

 

Am 16. September lag ein ausgeprägter Trog über Mitteleuropa. An dessen Rückseite, einige hundert Kilometer vor der Küste Schottlands, begann sich der Hochkeil eines Azorenhochs nach Norden durchzusetzen, der für Europa wetterwirksam zu werden schien. Dieses Hoch wurde am  17. September auf den Namen KARLHEINZ getauft.

An diesem Tag befand sich das Hochdruckgebiet mit seinem Zentrum nordwestlich von Irland. Der Kerndruck lag mit knapp 1025 hPa rund 4 hPa höher als in der direkten Umgebung. Östlich lag das ausgeprägt Tiefdrucksystem HILTRUD über Südskandinavien und westlich des Hochs folgte ein weiteres Tief, dessen Fronten ein großräumiges Ausdehnen von KARLHEINZ zunächst verhinderten.

Am folgenden Tag wanderte das Hoch auf der Rückseite des Troges nach Südosten, sodass es am Morgen des 18. Septembers mit seinem Kern südlich von Irland vor der Küste Cornwalls lag. Es setzte sich nun zunehmend in Mitteleuropa durch, wobei seine Ausläufer von Frankreich und den Benelux-Staaten über Süddeutschland bis nach Ostösterreich reichten. Bedingt durch das über Skandinavien liegende Tief  HILTRUD stellte sich jedoch eine Strömung von Nordwest nach Südost ein, die kalte Luft subpolaren Ursprungs über die Nordsee und Deutschland bis an die Alpen heranführte. Dies ließ die Temperaturen in Frankreich, den Benelux-Staaten, Deutschland und den Alpenländern im Vergleich zum Vortag um bis zu 5°C fallen. Außerdem lockerte es in Mitteleuropa nur sehr zögerlich auf.

Am Morgen des 19. Septembers (00 Uhr UTC) lag KARLHEINZ dann etwas weiter südlich über der Bretange. Da das nördlich gelegene Tief an Intensität nachließ, erstreckte sich das Hoch an diesem Sonntag vom Golf von Biscaya und der Bretange über Süd- und Mitteldeutschland, sowie Polen bis in die Ukraine. Mit Ausnahme von Teilen Bayerns, Österreichs und Tschechiens war es  großräumig heiter bis wolkenlos. In Deutschland stieg die Temperatur auf 18,3°C im Breisgau an. Außerdem schien in weiten Teilen Baden-Württembergs die Sonne über 11 Stunden.

Bis zum Morgen des 20. Septembers verlagerte KARLHEINZ sein Zentrum nach Niederbayern und Österreich. Der Kerndruck blieb dabei weiterhin nahezu konstant bei etwas über 1020 hPa. Es erstreckte sich nun von Nordspanien über Frankreich, den süddeutschen Raum, sowie den Alpenraum und Norditalien bis nach Tschechien und Polen und sorgte für einen schönen Altweibersommertag mit kaum Wolken. Fast im gesamten süddeutschen Raum schien die Sonne zum Wochenstart erneut über 11 Stunden lang, wobei die Temperaturen zusätzlich auf über 20°C anstiegen. Südlich von Freiburg wurden 22,6°C als Höchstwert in Deutschland an diesem Tag gemessen.

Am Folgetag wanderte KARLHEINZ auf der Vorderseite des über Nordeuropa liegenden Trogs schnell nach Norden ab. Sein Kern lag am Morgen des 21. Septembers (00 Uhr UTC) über Moskau. Das Hoch reichte nun vor allem nach Südwesten über die Ukraine, Österreich und Ungarn, sowie den Balkan bis über die Adria nach Italien. In Österreich und Ungarn wurden an diesem Tag Temperaturen von über 23°C gemessen.

Am 22. September lag das Hoch nordöstlich von Moskau mit einem Kerndruck von nun über 1025 hPa, wurde aber von Westen zunehmend von dem Tiefdruckgebiet JOLEEN, sowie weiteren Tiefs östlich und südlich des Hochdruckgebietes verdrängt.

Bis zum Morgen des 23. Septembers überquerte das Hochdruckgebiet den südlichen Ural. Dabei wurde es weiterhin von zwei westlich des Urals liegenden Tiefs abgedrängt.

Am folgenden Tag verließ KARLHEINZ den Vorhersageraum und war in der Nacht zum 24. September (00 Uhr UTC) das letzte Mal über dem Norden des Westsibirischen Plateaus auf der Wetterkarte zu sehen.

 


Geschrieben am 01.11.2010 von Benjamin Siebert

Wetterkarte: 20.09.2010

Wetterpate: Karlheinz Bruckhoff