Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet KESJA

(getauft am 02.03.2021)

 

Zu Beginn des März 2021 war das Wetter in großen Teilen West- und Mitteleuropas von einer ausgeprägten Antizyklone, auch Hochdruckgebiet genannt, beeinflusst worden, welche auf den Namen JACQUELINE hört. Nachfolgend sollte erneut Hochdruckeinfluss dieses Gebiet entscheidend prägen, was unter anderem durch die Antizyklone KESJA verursacht wurde. Auf der Prognosekarte vom 02. März für den Folgetag 12 UTC (also 13 Uhr MEZ) war das Hochdruckgebiet das erste Mal verortet und lag über Island. Im Zentrum war ein Druck von über 1040 hPa registriert worden, was für Hochdruckgebiete einen äußerst hohen Zentrumsdruck darstellt. Zum Vergleich: der mittlere Luftdruck der Atmosphäre auf Meereshöhe beträgt 1013,25 hPa. Zu dieser Zeit bildete sich eine kleine Luftdruckbrücke mit einem noch unbenannten Hoch über Grönland aus, was als ein Bereich hohen Luftdruckes zwischen zwei Antizyklonen definiert ist.

 

Auf der Analysekarte vom 03. März um 01 Uhr MEZ, der Zeitpunkt, an dem die täglichen Bodenanalysekarten der Berliner Wetterkarte erstellt werden, lag das Hoch KESJA über der Ostküste Grönlands und hatte einen wie bereits prognostizierten maximalen Luftdruck im Zentrum von über 1040 hPa. Der Einfluss des Hochs auf Europa war noch gering, lediglich über Island kam es aufgrund des Hochdruckeinflusses im Tagesverlauf vor allem im Osten des Landes zu einigen Sonnenstunden, der Westen und Süden Islands befand sich noch unter leichtem Tiefdruckeinfluss im Bereich verschiedenartiger Fronten eines unbenannten Tiefs südlich von Grönland.

 

Im weiteren Verlauf steuerte das Hoch KESJA gen Mitteleuropa und lag 24 Stunden später über der Südostküste Islands. Der Zentrumsdruck lag nur noch bei knapp über 1040 hPa und war minimal gesunken, was bei der Südwärtsbewegung von Antizyklonen völlig normal ist. An diesem Tag sollte das Wetter in Großbritannien das erste Mal von der Antizyklone beeinflusst werden, wenn auch nur minimal. Im Großteil des Landes gab es in der Nähe der Frontensysteme von Tief GERD und Tief FRIEDRICH beispielsweise nicht eine Minute Sonne am Tag, wohingegen im Nordwesten, die Richtung, aus der Hoch KESJA langsam über das Land zieht, am Nachmittag verbreitet 1 bis 3 Sonnenstunden registriert werden konnten. Wie Hochdruckgebiete mit Wolkenauflösung und Sonnenschein in Verbindung stehen, sieht man dann schön am Folgetag.

So befanden sich am 05. März um 01 Uhr MEZ aufgrund der Südostwärtsverlagerung von Hochdruckgebiet KESJA die gesamten Britischen Inseln im Einflussbereich der Antizyklone. Die Sonnenstunden lagen im Norden Schottlands bei 2 bis 6 und an der Südküste des Landes sogar bei 2 bis 7. In Aberdaron und in Valley wurden sogar 8,00 bzw. 8,36 Sonnenstunden registriert. Das Einflussgebiet der Antizyklone ging zu dieser Zeit im Norden bis Island, im Süden bis knapp vor die Biskaya und im Osten bis Oslo. Die Niederschläge, welche tags zuvor noch durch Tief GERD und Tief FRIEDIRCH in Großbritannien fielen, beruhigten sich, weshalb sich die 12-stündige Regenmenge im Südosten des Landes von maximalen 23 l/m² auf weniger als 1 l/m² verringerte.

 

Zum darauffolgenden Tag verlagerte sich die Antizyklone KESJA leicht gen Südosten und lag nun etwa über Liverpool. Außerdem hatte sich ein weiteres Hochdruckzentrum gebildet, welches im Folgenden den Namen KESJA II tragen sollte. Das stärker ausgeprägte Hoch und somit das Haupthoch wurde fortlaufend als KESJA I bezeichnet. Hoch KESJA II lag zur selben Zeit leicht nördlich von München. Der maximale Druck im Zentrum betrug bei KESJA I über 1035 hPa und bei KESJA II über 1030 hPa. Die Niederschläge, welche mit Tief GERD und seinen Fronten einhergingen, wurden unter anderem von Hoch KESJA „fortgejagt“, weshalb die 12-stündigen Niederschlagsmengen im Süden Deutschlands von teilweise zweistelligen Zahlen auf weniger als 2 l/m² im gesamten Raum um Deutschland, Frankreich, Großbritannien sowie den Benelux-Länder zurück gingen. Auch die Sonnenscheindauer, welche beispielsweise im Zentrum Frankreichs sowie in der Schweiz am 05. März noch bei 0 bis 1 Stunde lag, stieg zum Folgetag auf den maximal möglichen Wert zu dieser Jahreszeit von knapp 11 Stunden.

 

Die Hochdruckzentren KESJA I und II sollten sich innerhalb der nächsten Tage immer mehr voneinander trennen, so lagen sie zwei Tage später, an dem 08. März um 01 Uhr MEZ südlich von Irland (KESJA I) und über Griechenland (KESJA II). Das erstgenannte Hoch befand sich mit einem Maximaldruck im Zentrum von über 1025 hPa zwischen diversen Fronten (unter anderem von Tief INGO). Hoch KESJA II hingegen hatte weniger als 1025 hPa als maximalen Druck im Zentrum und sollte sich bis zum Folgetag auflösen, brachte an diesem Tag in seinem Einflussgebiet jedoch noch einigen Sonnenschein mit sich. So wurden in Sarajevo-Bejelave 9,5, in Belgrad 10,1 und in Sofia 10,3 Sonnenstunden registriert.

 

Das Hochdruckgebiet KESJA I, weiterführend nur noch als KESJA bezeichnet, verweilte im Vergleich noch zwei weitere Tage auf den Wetterkarten, wobei dessen Einflussgebiet immer weiter schrumpfen sollte. Am 10. März wurde nur noch Frankreich von der Antizyklone beeinflusst. Teilweise auch noch die Iberische Halbinsel, wobei deren Wettergeschehen vorwiegend vom Azorenhoch bestimmt wurde. Nichtsdestotrotz gab es am 10. März noch einmal richtig viel Sonnenschein in weiten Teilen Frankreichs, mit Ausnahme des Nordwestens, von wo aus die Fronten des nachfolgenden Tiefs JOSEF voranschritten. Es wurden verbreitet Werte von bis zu maximalen 11 Stunden registriert, wie in Montpellier oder in Marseille (10,54 Stunden).

Ab dem folgenden Tag war die Antizyklone KESJA soweit abgeschwächt, so dass sie nicht mehr wetterwirksam für das Wetter in Europa war, weshalb sie nicht weiter auf den Karten der Berliner Wetterkarte verzeichnet wurde.