Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet KOUROSH
(getauft am 16.10.2012)
Im Laufe des 16. Oktober entwickelte sich
ein Hochdruckgebiet über und Südosteuropa, welches in der Prognose für den
Folgetag auf den Namen KOUROSH getauft wurde.
Am 17. Oktober um 00 UTC, was 01 MEZ
entspricht, wurde Hoch KOUROSH erstmalig über den Ostalpen mit einem Kerndruck von etwas über
1020 hPa analysiert. In einer Höhe von etwa 5500 m schob sich ein Höhenkeil
weiter nordostwärts, das bedeutet die Höhenströmung wird nach Norden gewölbt
und daher antizyklonaler. Aufgrund dessen breitete sich auch am Boden
antizyklonaler Einfluss rasch nordostwärts aus und überdeckte um 18 UTC bereits
weite Teile von Süd- und Südosteuropa. Innerhalb eines Hochs führen
Absinkbewegungen der Luft zu einer Wetterberuhigung und Wolkenauflösung.
Folglich wurden in einem breiten Streifen von Italien und dem Balkan über
Ungarn bis nach Polen 9 bis 10 Stunden Sonnenschein registriert. Dabei stiegen
die Temperaturwerte im Mittelmeerraum verbreitet auf sommerliche 28°C. Im
Bereich der Ägäis wurden sogar Werte über 30°C gemessen. Auch in Deutschland
verstärkte sich der Hochdruckeinfluss. So wurde die längste Sonnenscheindauer
in Görlitz mit 9,8 Stunden registriert. Im Breisgau sowie direkt am Alpenrand
wurde die 20°C-Marke erreicht, wie zum Beispiel in Freiburg mit 20,8°C oder in
Oberstdorf mit 20,6°C.
Am 18. Oktober hatte sich Hoch KOUROSH auf 1025
hPa im Zentrum verstärkt und wurde über den Karpaten analysiert. Der höchste
Luftdruck, der von Hoch KOUROSH erreicht wurde, meldete um 06 UTC die
rumänische Stadt Sibiu mit 1028,9 hPa. Aber auch in
der Höhe zeichnete sich eine meridionale Druckkonstellation ab, das bedeutet in
einer Höhe von 5500 m drehte die Strömung von einer West-Ost- auf eine Nord-Süd-Strömung.
Über dem nahen Ostatlantik hatte sich ein weit südwärts, bis zu den Azoren
reichender Langwellentrog etabliert. Dem gegenüber stand ein Höhenkeil über
Süd- bis Osteuropa. Dazwischen, an der Westflanke des Hochs, verlief eine
kräftige südwestliche Höhenströmung, mit der warme Mittelmeerluft von
Südwesteuropa über Frankreich und Deutschland hinweg bis über das östliche
Mitteleuropa gelenkt wurde. Die heranströmende milde Subtropikluft ließ die Temperaturwerte
zum Beispiel an der polnischen Ostseeküste bei nahezu ungetrübtem Sonnenschein
auf örtlich knapp 20°C ansteigen. In Stettin waren es 20,7°C. Und selbst in der
Westukraine, so wie in Lemberg wurden noch Temperaturen um 18°C gemessen. Damit
wurden im Bereich des östlichen Mitteleuropas 4 bis 5 Grad mehr als noch am
Vortag registriert. Die Temperaturen im Bereich des Hochdruckzentrums lagen in
Bukarest bei 22,0°C und in Severin in der Walachei bei 23,4°C.
Die Antizyklone war in der Nacht zum 19.
Oktober nahezu unverändert mit Kern über Osteuropa zu finden. Der Bereich mit
einem Luftdruck von mehr als 1025 hPa hatte sich sogar noch etwas ausgedehnt
und reichte nunmehr von Sofia und Bukarest, über Kiew und Minsk bis zum
Moskauer Raum. Das Hochdruckzentrum lag ca. 200 km westlich von Kiew und hatte
einen Luftdruck um 00 UTC von 1027,9 hPa. Die Temperatur stieg begünstig durch
Leeeffekte an den Nordrändern der Mittelgebirge auf neue Rekordwerte. In Oberstdorf
wurden 27,2°C und in Wernigerode am Rande des Harzes 26,9°C gemessen. Auf dem
knapp 1000 m hohen Hohenpeißenberg wurde, in der seit 1879 bestehenden
Messreihe, eine neue Rekordtemperatur
von 26,9°C für den Oktoberregistriert. Auf den Satellitenbildern war ein nahezu
wolkenlosen Bereich, welcher sich vom zentralen und östlichen Mittelmeer über
Italien und dem Balkan bis nach Polen und Weißrussland zu erkennen. Mit 9 bis
10 Sonnenstunden wurden in Osteuropa weiterhin ungewöhnlich milde Temperaturen
registriert. Im südungarischen Szeged zum Beispiel
24,8°C, in Lodz 20,0°C, in Lemberg 19,9°C, oder im weißrussischen Brest 19,0°C.
Auch im Baltikum machte sich die eingeflossene Warmluft bemerkbar, in Estland wurden
Temperaturen bis 18°C gemessen. Etwas weiter südlich auf der Balkanhalbinsel wurden
in Belgrad 28°C, in der rumänischen Stadt Timisoara
26°C, oder auch in Zagreb mit 25°C gemeldet.
In der Nacht zum 20. Oktober war das
Zentrum von Hoch KOUROSH unverändert mit etwa 1025 hPa über der Ukraine und
Westrussland zu finden. Damit setzte sich das wolkenarme und sonnenscheinreiche
Wetter in Osteuropa fort. Die höchsten Temperaturen wurden in Südosteuropa mit
25 bis 27°C gemeldet.
Am 21. Oktober um 00 UTC befand sich das
Zentrum von Hoch KOUROSH, weiter östlich mit etwas mehr als 1025 hPa über
Westrussland. Der Hochdruckeinfluss reichte nunmehr vom Baltikum bis zum
Schwarzen Meer. Allerdings wurden in diesen Regionen im Vergleich zum Vortag kühlere
Temperaturwerte registriert. Ursache dafür war die Bildung von Nebel und
Hochnebel infolge nächtlicher Auskühlung bodennaher Schichten, vor allem über
dem östlichen Mitteleuropa in einem Bereich nur schwacher Luftdruckgegensätze. In
Prag schien die Sonne den ganzen Tag nicht und daher lagen die Temperaturen
lediglich bei 8°C. Vielerorts lösten sich die Nebelfelder jedoch bis zum Mittag
auf und brachten noch etwas Sonnenschein. Zum Beispiel wurden nur wenige hundert
Kilometer weiter östlich in Prievidza, das zur
Slowakei gehört, 24,1°C gemessen.
In der Nacht zum 22. Oktober wurde das Hochdruckzentrum
im Bereich der Karpaten analysiert. Der Einflussbereich der Antizyklone verringerte
sich und im Hochdruckzentrum wurde ein Druck von knapp 1024 hPa gemessen. Vielerorts
wurden einige Stunden Sonne registriert, beispielsweise wurde in Belgrad eine
Temperatur von 22°C erreicht.
Im Laufe des Tages hatte sich Hoch KOUROSH
soweit abgeschwächt, dass es am 23. Oktober nicht weiter in der Berliner
Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am
04.12.2012 von Gregor Pittke
Berliner Wetterkarte:
18.10.2012
Pate:
Kourosh Pourkian