Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet KURT

(getauft am 25.03.2016)

 

Mitte der dritten Märzdekade zog sich die Höhenströmung in etwa 5,5 km Höhe vom mittleren Nordatlantik über die Britischen Inseln und den Süden Skandinaviens bis nach Italien. Am Boden entwickelte sich ein Hochdruckgebiet über der Biskaya. Da dieses Hoch das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen sollte, wurde dieses am 25. März 2016 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen KURT getauft.

Am 26. März befand sich das Hoch KURT um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, über dem Süden Frankreichs mit einem Druck von knapp über 1020 hPa. Das Einflussgebiet war zu dem Zeitpunkt noch relativ kleinräumig und reichte von Frankreich und den äußersten Südwesten Deutschlands, der Schweiz bis nach Spanien. Durch den sich verstärkenden Höhenrücken lag das Hoch KURT bereits am Mittag über Bayern. Vom Südwesten Frankreichs über die Schweiz und Westdeutschland bis Norddeutschland schien gebietsweise längere Zeit die Sonne. In Lyon wurden beispielsweise 12,7 Stunden, in Marseille 12 Stunden, in Locarno 11,5 Stunden, in Freiburg 10,8 Stunden oder in Stettin 11,7 Stunden gemessen. In Deutschland stieg die Temperatur verbreitet auf Werte zwischen 11 und 15°C. Im äußersten Südwesten wurden in Freiburg im Breisgau sogar 17,4°C und in Lahr 17,7°C erreicht. In der Südhälfte Frankreichs wurde es mit Werten zwischen 15 und 22°C etwas wärmer, wie in Lyon mit 18,6°C, in Montélimar mit 21°C oder in Clermont-Ferrand mit 21,3°C. In Richtung Golf von Biskaya wurden noch höhere Werte erreicht, wie in Bordeaux mit 23,4°C, in Biarritz mit 24,2°C oder in Dax mit 25,1°C und Socoa mit 25,4°C, wo sogar ein Sommertag verzeichnet werden konnte. Dabei muss die Tageshöchsttemperatur mindestens 25°C betragen. An einigen Orten in Deutschland war die Temperatur bei klarem Himmel in der vorangegangenen Nacht unter den Gefrierpunkt gesunken. Auf dem Feldberg betrug die Tiefsttemperatur -0,9°C, in Worms -0,5°C und in Kaufbeuren -0,7°C.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich das Hoch KURT rasch nach Nordosten und befand sich mit Zentrum in der Nähe von Minsk. Mit einem Druck im Zentrum von knapp über 1020 hPa beeinflusste dieses das Wetter von Warschau über Kiew, und den baltischen Staaten bis nach Moskau und St. Petersburg im Norden. In den kontinentalen Luftmassen der mittleren Breiten erreichten die Temperaturwerte verbreitet meist um 11°C, wie in Minsk mit 11,4°C, in Wilna sowie in Warschau mit 11,6°C und in Brest mit 11,9°C. An einigen Orten wurde in der vergangenen Nacht leichter Frost beobachtet, beispielsweise meldete die weißrussische Station Marjina Horka -3,7°C, die polnische Station Bialystok -3,4°C, Warschau -2,6°C oder Minsk -1,8°C. In Marjina Hokra schien die Sonne beispielsweise 10,9 Stunden und in Gorki sogar 12,3°C.

Bis zum 28. März verstärkte sich der Höhenrücken und erstreckte sich vom östlichen Mitteleuropa nach Nordosten bis zum Weißen Meer. Am Boden war auch das Zentrum von Hoch KURT weiter nach Norden gezogen und lag bei unverändertem Druck zwischen Moskau und St. Petersburg. Durch die von Westen herannahenden Fronten des Tiefs IRMGARD über dem Europäischen Nordmeer verkleinerte sich jedoch der Einflussbereich geringfügig. Dennoch war in der Region der baltischen Staaten und in denen etwas östlich davon, der Himmel an diesem Tag wolkenlos oder leicht bewölkt. Durch absinkende Luftmassen in einem Hoch kommt es in dessen Einflussbereich oftmals zu Wolkenauflösung, da wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kältere und sich die Luft beim Absinken erwärmt. So wurden in Riga 11 Stunden, in im lettischen Zoseni 11,3 Stunden, in Wilna 11,7 Stunden, in Tallinn 11,9 Stunden, im litauischen Biržai 12 Stunden und in Minsk 12,1 Stunden Sonnenschein registriert. In der Nacht wurde durch die hohe Ausstrahlung an einigen Stationen leichter Frost beobachtet. Die Temperaturwerte sanken in Moskau auf -3,4°C, in Zoseni auf -1,3°C oder in Minsk auf -2,2°C. Sowohl in Riga, als auch in St. Petersburg wurde als Tiefsttemperatur 2,4°C gemessen. Die größte Temperaturspanne an diesem Tag wurde in Kaliningrad mit 15,2 Grad verzeichnet, dort wurden als Maximaltemperatur 14,8°C erreicht. Meist blieb es jedoch etwas kühler, in St. Petersburg stieg der Temperaturwert auf 13,9°C, in Riga auf 13,4°C, in Biržai auf 13,3°C, in Minsk auf 11,7°C und in Moskau auf 10,2°C.

Der sich von Westen nähernde Trog, also ein Vorstoß kälterer Luftmassen nach Süden, führte dazu, dass sich das Höhenhoch weiter nach Osten schob und sich über dem Nordrussischen Tiefland zwischen Karelien und dem Uralgebirge befand. Das Hoch KURT lag etwas weiter südlich, etwa 500 km nordöstlich von Wolgograd. Der Druck hatte sich leicht auf knapp unter 1020 hPa reduziert. Durch den Einfluss der Wolken eines Tiefs weiter östlich über Russland konnte keine Sonnenscheindauer in Wolgograd bei einer Höchsttemperatur von 9,6°C registriert werden. Auch in Nizhny-Chir wurden maximal nur 9,1°C gemessen.

Unter leichter Verstärkung auf nun über 1025 hPa verlagerte sich das Hoch KURT bis zum 30. März weiter nach Nordosten zum Uralgebirge etwa 100 km südlich von Perm. Von dort erstreckte sich das Hoch KURT ca. 1000 km nach Osten bis nach Tobolsk und hatte eine Nord-Südausdehnung von 500 km. In Perm konnten am Vortag durch das sich nähernde Hoch KURT 7,8 Stunden Sonne gemeldet werden. Durch Nebelbildung wurden an diesem Tag jedoch nur noch 2,7 Stunden Sonne registriert. Die Temperatur stieg auf 7,0°C. In Tobolsk hingegen konnte die Sonne 12,1 Stunde scheinen. So stieg die Temperatur von -7,9°C auf 9,7°C an. Aber auch etwas östlich von Perm in Nischni Tagil wurden bei 12 Sonnenstunden 10,7°C erreicht. Westlich vom Ural wurden in der Stadt Glazow zwar ebenfalls 12,1 Stunden verzeichnet, jedoch lag das Maximum der Temperatur nur bei 5,2°C.

Im Laufe des Tages zog das Hoch KURT weiter nach Osten, sodass die Antizyklone am nächsten Tag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.

 

 

Geschrieben am 14.06.2016 von Daniela Schoster

Berliner Wetterkarte: 27.03.2016

Pate: Kurt Schaufelberger