Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet LAJANA

(getauft am 04.09.2015)

 

Zum Ende des Monats August 2015 entwickelte sich über dem nördlichen Atlantik ein Hochdruckgebiet, welches sich unter leichter Verstärkung in Richtung des europäischen Kontinents verlagerte. Dort blieb es einige Tage stationär westlich der Britischen Inseln, bevor es am 04.09.2015 von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen LAJANA getauft wurde. Im Zentrum des Hochs LAJANA herrschte zu diesem Zeitpunkt ein Luftdruck von knapp über 1033 hPa. In der 500 hPa Höhenwetterkarte, was in etwa einer Höhe von 5,5 km über dem Erdboden entspricht, war das Hoch LAJANA deutlich als nach Norden bis über Island reichender Hochdruckkeil zu erkennen.

Bis zum 05.09. um 01 Uhr MEZ verschob sich das Hochdruckzentrum nur wenig nach Südosten, wobei der Druck im Zentrum ziemlich konstant blieb. Über Großbritannien und Irland lösten sich im Laufe des Tages die Wolken von Westen her immer weiter auf und die Sonne konnte sich durchsetzen. Entlang der Irischen See wurden daher 8 bis über 10 Sonnenstunden registriert. Da jedoch auf der Vorderseite des Hochs LAJANA in einer Nordströmung maritime Polar- und maritime Arktikluft nach Großbritannien geströmt war, erreichten die Höchstwerte der Temperatur dort verbreitet nicht mehr als kühle 15°C.

Im weiteren Verlauf zog das Hoch LAJANA weiter nach Osten in Richtung irische Westküste und sorgte für unbeeinträchtigten, den ganzen Tag andauernden Sonnenschein über dem südlichen und östlichen Großbritannien. Westlich davon, über Irland beispielsweise in unmittelbarer Nähe zum Hochdruckzentrum, war die Windströmung und damit auch die vertikale Luftzirkulation so schwach ausgeprägt, dass sich der dort gebildete Hochnebel im Tagesverlauf nicht auflösen konnte. So wurden dort Tageshöchsttemperaturen von nur 14 bis 16°C gemessen, während im östlichen England die Temperaturwerte bei Sonnenschein sogar auf über 20°C anstiegen.

In den Morgenstunden des 07.09. hatte sich das Zentrum des Hochs LAJANA bis nach Irland verlagert und der Luftdruck im Inneren betrug nach wie vor ca. 1033 hPa. Über Irland konnte sich, wie schon am Tag zuvor, der Hochnebel im Tagesverlauf nicht auflösen. Weiter östlich über Schottland und England war die Durchmischung der Luft jedoch so ausgeprägt, dass verbreitet wieder über 10 Sonnenstunden registriert wurden. Auch auf der Südseite des Hochs LAJANA gab es dank des nahezu ungehinderten Sonnenscheins in Frankreich und dem Norden Spaniens einen spätsommerlich schönen und warmen Tag. Die Verlagerungsgeschwindigkeit des Hochdruckgebiets war jedoch nur sehr gering, weshalb sich das Zentrum des höchsten Druckes innerhalb der darauffolgenden 24 Stunden nur bis in den Bereich der schottischen Highlands verlagerte. In der Ausdehnung war das Hoch LAJANA mittlerweile jedoch so weit angewachsen, dass es das Wettergeschehen über dem gesamten westlichen Teil Europas, von Norwegen bis nach Spanien beeinflusste. Die zuvor eingeflossene maritime Subpolarluft hatte sich indes aufgrund der Einstrahlung soweit erwärmt, dass im Sonnenschein die Temperatur in Irland lokal über 20°C stieg, im englischen Keswick an der irischen See sogar auf 21,0°C. Im Osten Englands wurden dagegen entlang der Nordseeküste bei auflandigem Wind und im dichten Hochnebel nicht mehr als 12 bis 15°C erreicht.

Auf den Wetterkarten des 09.09. um 01 Uhr MEZ war das Hoch LAJANA, welches sich auf einen Kerndruck von ca. 1028 hPa leicht abgeschwächt und weiter ostwärts verlagert hatte, in der 500-hPa-Höhenwetterkarte als deutlich ausgeprägtes Omegahoch zu erkennen, welches sich vom Süden Spaniens bis zum Norden Norwegens erstreckte. Auf der Ostseite des Hochs LAJANA wurde kalte, dafür trockene Subpolarluft aus dem Nordosten Europas nach Mitteleuropa geführt. Dies sorgte dafür, dass es beispielsweise im Norden Deutschlands mit über 10 Stunden Sonne einen ausgesprochen sonnigen, dafür aber mit Höchstwerten von nicht mal 20°C einen für Anfang September kühlen Tag gab.

In den darauffolgenden Stunden zog das Hoch LAJANA weiter nordostwärts und befand sich mit seinem Zentrum und einen Maximaldruck von knapp 1031 hPa am Morgen des 10.09. auf der Breite der norwegischen Küstenstadt Trondheim. Die Britischen Inseln gelangten auf der Westseite des Hochs LAJANA zunehmend in eine Südströmung, mit der wärmere Luftmassen nach Norden transportiert wurden. Dadurch konnte sich die Luft am Boden in der südenglischen Stadt Chivenor auf 22,9°C erwärmen. In der norwegischen Stadt Meraker-Egge im Zentrum des Hochs stieg die Temperatur sogar auf 23,6°C an, 3 Tage zuvor war es dort noch über 10 Grad kühler gewesen. Über dem Norden und der Mitte Deutschlands hatte sich die nun gealterte Subpolarluft leicht erwärmt, so dass beispielsweise im nordbrandenburgischen Kyritz 20,7°C gemessen wurden.

Bis zum 11.09. hatte sich das Zentrum des Hochdruckgebiets LAJANA über die Ostsee hinweg bis in den Süden Finnlands verlagert. Zudem hatte es sich wieder deutlich verstärkt, denn der Kerndruck betrug nun über 1036 hPa. Das Hoch LAJANA hatte nun die Erscheinung eines stark ausgeprägten Fennoskandienhochs und bescherte dem gesamten skandinavischen Raum einen nahezu sonnigen Tag. Im nordschwedischen Nattavaara, einem Ort nördlich des Polarkreises, erreichten die Temperaturen mit 23,0°C ungewöhnlich hohe Werte. Auch im finnischen Binnenland und in Norwegen war es mit 20 bis 24°C für diese Region und diese Jahreszeit sehr warm. Allerdings sorgte auch die ungehinderte nächtliche Ausstrahlung dafür, dass die Temperatur nachts in Teilen Finnlands und Schwedens unter 0°C fiel. Im finnischen Vidsel beispielsweise, wo tags zuvor noch über 21°C gemessen wurden, sank die Temperatur in den Morgenstunden des 12.09. auf -0,6°C. Das Hoch LAJANA war unterdessen weiter in Richtung Russland gezogen und befand sich mit seinem Zentrum östlich von Sankt Petersburg. Der Luftdruck im Zentrum war mit nun 1038 hPa noch weiter angestiegen. Auch über Skandinavien war die eingeflossene Subpolarluft gealtert und hatte sich erwärmt, sodass die Tageshöchstwerte der Temperatur im Schnitt 1 bis 2°C höher waren als am Tag zuvor. Spitzenreiter war dabei die norwegische Stadt Steinkjer mit 24,5°C. Im Verlauf der darauffolgenden Stunden zog das Hoch LAJANA weiter nach Osten und lag mit seinem Zentrum, in dem ein Druck von ca. 1036 hPa herrschte, nordöstlich der russischen Hauptstadt Moskau. Während im westlichen Skandinavien durch das nachfolgende Tiefdruckgebiet LÉO schon ein Wetterwechsel mit Regen und einer deutlichen Abkühlung einsetzte, schien über dem östlichen Teil und über dem Westen Russlands noch nahezu den ganzen Tag die Sonne. So wurden verbreitet wieder über 20°C erreicht, im russischen Kanevka auf der Halbinsel Kola stieg die Temperatur sogar auf 23,0°C an. Dort sank jedoch die Temperatur in der anschließenden Nacht aufgrund der ungehinderten Ausstrahlung auch auf frostige -2,1°C ab, wodurch es zu einem starken Tagesgang der Temperatur von über 25 Grad kam.

In den darauffolgenden Tagen verlagerte sich das Hochdruckgebiet LAJANA kaum noch, schwächte sich aber immer weiter ab. Bis zum 15.09. war der zentrumsnahe Druck auf knapp 1028 hPa gesunken. Auch der Einfluss auf das Wettergeschehen und die horizontale Ausdehnung des Hochs LAJANA wurden immer geringer. Im Wirkungsbereich des Hochs LAJANA wurden an diesen Tagen Tageshöchsttemperaturen von 20 bis 23°C gemessen.

Zum 17.09. begann das Hochdruckgebiet LAJANA sich langsam in Richtung Kaspisches Meer zu verlagern, der Luftdruck im Zentrum war auf unter 1025 hPa gefallen. Im Verlauf des 19.09. zog das Hoch LAJANA langsam über das Kaspische Meer hinweg und verließ den Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

Insgesamt beeinflusste das Hoch LAJANA das Wettergeschehen im europäischen Raum über 14 Tage lang und sorgte dabei für spätsommerliches Wetter in seinem Verlagerungsgebiet von Großbritannien über Skandinavien und das nördliche Mitteleuropa bis nach Russland.

 


Geschrieben am 17.11.2015 von Maximilian Steinbach

Berliner Wetterkarte: 09.09.2015

Pate: Lajana Elbing