Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet LEONORE
(getauft am 19.04.2019)

 

Infolge der Verstärkung eines ausgeprägten Warmluftvorstoßes nach Norden in einer Höhe von 5,5 km über Skandinavien, welcher auch als Höhenkeil bezeichnet wird, entwickelte sich im Laufe des 19. April 2019 im Bodenniveau ein Hochdruckgebiet, das in der Prognose für den Folgetag der Berliner Wetterkarte auf den Namen LEONORE getauft wurde. Bei einem Zwischenhoch handelt es sich um ein Hochdruckgebiet, welches in einer Kette aufeinanderfolgenden Tiefdruckgebieten eingebettet ist. Das Hoch LEONORE bildete sich über Finnland.

Nachdem es auf der Bodendruckkarte des 20. April um 01 Uhr MEZ noch nicht genügend ausgebildet war, um dargestgellt zu werden, befand sich das Hoch LEONORE am 21. April um 01 Uhr MEZ mit seinem Kern, in dem der Bodendruck ca. 1025 hPa betrug, über Westrussland. In seinem Einflussbereich, der sich in der Nord-Süd Ausdehnung von Archangelsk bis Wolgograd bzw.  in der West-Ost Ausdehnung von Tallin bis Perm erstreckte, wurde verbreitet einen Frosttag registriert. Im meteorologischen Sinne wird ein Tag als Frosttag bezeichnet, wenn die Tagestiefsttemperatur unter 0°C liegt. Am Ostersonntag wurde in Archangelsk und Wolgograd -2°C bzw. -1°C als Tiefstwert der Temperatur gemessen. Das für Europa seit mehreren Tagen wetterbestimmende Hoch KATHARINA verlagerte sich im Laufe des Tages weiter nach Osten und schloss sich dem Hoch LEONORE an, das zum nächsten Tag unter Verstärkung nach Süden zog.

Der Einfluss des Hochdruckgebietes LEONORE wurde dabei durch die Frontensysteme von drei unbenannten Tiefdruckgebieten, jeweils über der Barentssee, den Färöer-Inseln und Nordafrika, beeinflusst. Das Hoch LEONORE bestimmte dadurch das Wetter von Nord-, Ost-, Mittel- und Westeuropa. In einem Hochdruckgebiet findet eine absinkende Luftbewegung statt. Das Absinken von Luftmassen führt zur Wolkenauflösung, deshalb sorgte das Hoch LEONORE unter anderem in der Nordosthälfte Deutschlands für einen sehr sonnigen Ostermontag, wobei vielerorts eine Sonnenscheindauer von fast 14 Stunden gemessen wurde. Infolge der Wolkenauflösung können zwischen Tag und Nacht wesentliche Temperaturschwankungen entstehen. In Minsk sank die Temperatur am 22. April zum Morgen bis 0,4°C und stieg bis 19 Uhr MEZ auf 18,6°C an. In Berlin-Dahlem lag die Tiefsttemperatur bei 7,2°C und bis zum Abend wurde 19,1°C erreicht. Im Rheingraben wurden für April sehr warme Höchsttemperaturen bis 27°C erreicht.

Am Folgetag, dem 23. April, um 01 Uhr MEZ lag die Antizyklone LEONORE mit ihrem Kern über Weißrussland und brachte erwärmte Subpolarluft nach Ost- und Mitteleuropa mit sich. Unter dem Hochdruckeinfluss war das Wetter in Skandinavien recht freundlich. In Helsinki und Bergen stieg die Temperatur um 2 und 3 Kelvin im Vergleich zum Vortag auf 22 und 21°C. Auch in Deutschland wurde wiederum ein warmer Tag registriert, mit fast flächendeckenden Maximalwerten um 20°C.

Durch die Verstärkung der Tiefdruckgebiete SANDER und THEODOR über dem zentralen Nordatlantik verlagerte sich das Hoch LEONORE geringfügig nach Osten, wobei es sich leicht abschwächte. Es lag am 24. April um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum über Russland, etwa 250 km westlich von Moskau. Das Einflussgebiet reichte von Nordskandinavien bis zum Schwarzen Meer bzw. von Mitteleuropa bis zu dem östlichen Rand der Berliner Wetterkarte. In Deutschland stellte sich ein zweiteiliger Wettercharakter ein. Am südwestlichen Rand des Hochs LEONORE wurde deutlich feuchtere Luft nach Südwestdeutschland herangeführt, während die anderen Gebiete des Landes unter dem Hochdruckeinfluss lagen. Am meisten Sonnenschein gab es dementsprechend unter dem Einfluss der Antizyklone LEONORE, mit jeweils 12,3 Stunden am Flugplatz Görlitz und in der Lutherstadt Wittenberg. Die geringste Sonnenscheindauer wurde in Berus im Saarland mit 3,6 Stunden registriert. Am wärmsten war es mit 28,1°C in Kitzingen und München-Neuhausen. Um 19 Uhr MEZ betrug die Temperatur in Nürnberg 24,6°C, wogegen am Militärflughafen Baumholder in einer Höhe von 442 m über dem Meeresspiegel lediglich 6,8°C gemessen wurde. Dort ging die Temperatur hinter der Kaltfront des Tiefdruckgebietes SANDER um 9°C zurück.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Hoch LEONORE weiter nach Südosten und sein Zentrum, in dem der Bodendruck ca. 1025 hPa betrug, befand sich am 25. April um 01 Uhr MEZ nahe dem Schwarzen Meer. In seinem Einflussbereich setzte sich in Osteuropa das sonnige Wetter fort. Die Temperatur stieg dabei im Westen Russlands und in der Ostukraine verbreitet auf sehr warme 23 bis 27°C. In der Nacht sank die Temperatur in Kiew auf 9,1°C. Im Tagesverlauf erwärmte sich die Luft auf 22,6°C, was einem Unterschied von 13,5 Kelvin zwischen Tagestiefstwert und Höchstwert entspricht. Diese Werte wurden im meist heiteren Brjansk mit der Tiefsttemperatur von 7,1°C und der Höchsttemperatur von 24,2°C sogar noch übertroffen.

Im weiteren Verlauf erfolgte durch den sich verstärkenden Einfluss der Tiefdruckgebiete SANDER und THEODOR über den Britischen Inseln bzw. Island die weitere südostwärtige Verlagerung des Hochdruckgebietes LEONORE. Es lag am 26. April um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum über der Halbinsel Krim. Das Einflussgebiet erstreckte sich von Estland über Weißrussland und der Ukraine bis Türkei, bzw. vom Karpatenbecken bis Georgien. In der herangeführten kontinentalen Subtropikluft stieg die Temperatur in Bukarest und Sofia um 1 bzw. 2 Kelvin vom Vortag jeweils auf sommerlichen 25°C. Aufgrund der Verstärkung der über Nord- und Mitteleuropa liegenden Wirbel ULI und THEODOR verlagerte sich das Hoch LEONORE zum nächsten Tag weiter nach Osten und verließ nach 6 Tagen den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte und konnte somit nicht mehr auf ihr verzeichnet werden.


 

Geschrieben am 28. Juli 2019 von Adrienn Hegedüs
Berliner Wetterkarte: 23.04.2019
Pate: Dr. Leonore Gaßmann