Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet LEO

(getauft am 31.03.2016)

 

Im Verlauf des 31. März 2016 bildete sich über der Nordsee am Rande einer Hochdruckbrücke, welche bis zum Azorenhoch reichte, eine Antizyklone aus, welche von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte in der Prognose für den Folgetag auf den Namen LEO getauft wurde. Das Hochdruckgebiet sorgte bereits an diesem Tag in Großbritannien sowie an der deutschen Nordseeküste für sonniges Wetter, so konnten verbreitet 8 bis 11 Stunden Sonne registriert werden. In den übrigen Teilen Deutschlands reichte der Hochdruckeinfluss noch nicht aus. Dort machten sich Ausläufer des über den Alpen liegenden Tiefs KERSTIN mit dichten Wolken und Regenfällen über der Mitte Deutschlands bemerkbar. Erst nördlich einer Linie Münster-Stettin konnten 1 bis 5 und in Schleswig-Holstein 5 bis 7 Stunden Sonnenschein gemessen werden. In Berlin blieb es beispielsweise ganztägig bedeckt, währenddessen es im 50 km weiter nordwestlich gelegenen Neuruppin 5 Stunden Sonne gab. Die Höchstwerte erreichten 8°C an der Nordsee und bis 14°C im südwestlichen England.

Am 01. April um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum des Hochs LEO mit einem Druck von ca. 1022 hPa über der zentralen Nordsee. In der klaren Nacht sanken die Temperaturen stellenweise in den Frostbereich. In Wales wurden gebietsweise bis -2°C, in Schleswig-Holstein bis -3°C erreicht, wie beispielsweise in Kiel und Leck mit je -3,3°C. In Bodennähe konnte mäßiger Frost bis -7,0°C gemessen werden. Durch absinkende Luftbewegungen kommt es zur Wolkenauflösung und meist kann sich freundliches Wetter durchsetzen. Besonders in der Nähe des Zentrums weht der Wind nur sehr schwach oder es ist nahezu windstill. Dadurch kühlt es sich nachts stark ab, tagsüber erwärmt die Sonne die Luft, sodass ein ausgeprägter Tagesgang der Temperaturen stattfindet. Mit dem Übergreifen der Fronten von einem unbenannten Islandtief blieb es in Großbritannien nahezu komplett bedeckt bei maximal 6 bis 10°C. Nur der äußerste Südosten profitierte vom Hochdruckeinfluss, London verzeichnete 7 Sonnenstunden, direkt am Ärmelkanal gab es bis zu 12 Stunden Sonne. Die Temperaturen stiegen in dieser Region auf 12 bis 14°C an. Nördlich einer Linie Düsseldorf-Frankfurt/Oder wurde ein sonnenscheinreicher Tag mit 10 bis 12 Sonnenstunden und Temperaturen von 11 bis 14°C verzeichnet. Nur an den Küsten blieb es bei Seewind mit 7 bis 9°C kälter. In einem Streifen vom Saarland bis Südbrandenburg gab es in den Vormittagsstunden anhaltende Regenfälle mit 12-stündigen Mengen von bis zu 17 mm. Bei Temperaturen von wenig über dem Gefrierpunkt konnten die Regenfälle in der zweiten Nachthälfte besonders in Thüringen und Sachsen in Schnee übergehen. In Gera fielen dabei 6 cm, in Erfurt sogar 13 cm Neuschnee. Nach Abzug des Niederschlagsgebietes konnte sich der Einfluss von Hoch LEO ausweiten, sodass es in diesem Streifen noch 2 bis 9 Stunden mit den höheren Werten nach Norden registriert wurden. Der gefallene Schnee schmolz bei Höchstwerten von 8 bis 12°C in der kräftigen Aprilsonne schnell. In Baden-Württemberg und in Teilen Bayerns blieb es bei 6 bis 9°C bedeckt, aber meist trocken. Auch entlang der Hochdruckbrücke von Hoch LEO zum Azorenhoch stellte sich von Westfrankreich bis Spanien und Portugal sonniges Wetter mit 8 bis 12 Stunden Sonne ein. Die Temperaturen stiegen in einer leicht nordöstlichen Strömung auf 11 bis 16°C und in Südwestspanien bis 21°C.

Am 02. April um 01 Uhr MEZ befand sich die Antizyklone LEO mit einem erhöhten Druck im Zentrum von ca. 1028 hPa über dem südlichen Polen. Bis zum Abend verlagerte sich das Druckgebilde rasch weiter nach Osten und befand sich bereits über der Ukraine und dem Schwarzen Meer. Die Verbindung zum Azorenhoch wurde dadurch vollständig aufgelöst. Das Einflussgebiet von Hoch LEO vergrößerte sich jedoch stark und reichte von Mitteldeutschland über Tschechien, Ungarn bis Nordgriechenland sowie die Ukraine, die Baltischen Staaten und den Süden Skandinaviens. In einem Gebiet mit einer West-Ost-Ausdehnung von ca. 1500 km und einer Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 2000 km setzte sich freundliches Aprilwetter mit 8 bis 12 Sonnenstunden durch. Die Temperaturen sanken in den Morgenstunden besonders nahe dem Zentrum in Polen und Tschechien stark in den Frostbereich ab. Nahezu alle Stationen beider Länder registrierten Luftfrost, am kältesten war es im polnischen Kattowitz mit -5,0°C und -8,0°C in Bodennähe. Auch in Sachsen und Brandenburg sowie in den äußeren Stadtgebieten Berlins wurden bis -2,0°C gemessen. In den übrigen Regionen blieb es bei Tiefstwerten von 6 bis 1°C überwiegend frostfrei. Mit einer südöstlichen Strömung konnte südlich und westlich des Hochdruckzentrums erwärmte kontinentale Subpolarluft nach Deutschland einfließen. Von Rumänien über Ungarn, Österreich, Tschechien, Polen und Deutschland wurden Temperaturen von 14 bis 18°C erreicht. Bukarest meldete 14°C, Budapest 16°C, Prag und Wien jeweils 15°C und Berlin 16°C. An den Alpen erreichten die Temperaturwerte bei leichtem Föhn knapp 20°C, wie beispielsweise in Oberstdorf mit 19,9°C. Östlich und nördlich des Hochdruckzentrums stellten sich mit einer Nordströmung deutlich kühlere Temperaturen ein. Von Südfinnland über Ostpolen bis zum Schwarzen Meer wurden maximal 7 bis 12°C gemessen.

Am 03. April um 01 Uhr MEZ befand sich die Antizyklone LEO über dem östlichen Rumänien mit einem Druck von ca. 1028 hPa. Der Einfluss vergrößerte sich noch einmal und erfasste das gesamte Südosteuropa, sowie Teile Mittel-, Nord- und Osteuropas. In der klaren Nacht sanken die Temperaturen von Finnland bis in den Norden Rumäniens in den Frostbereich von 0 bis -4°C. In Lappland konnte am Rande des Hochs LEO über Schnee Tiefstwerte von bis zu -12°C verzeichnet werden. Tagsüber registrierte man in einem Gebiet von der Türkei bis Südostdeutschland und von Südfinnland bis in die Ukraine erneut 8 bis 12 Stunden Sonnenschein. In Deutschland griffen allerdings erste Ausläufer des Tiefs LUANA über, sodass die Sonnenstunden nach Westen abnahmen. Nördlich des Hochzentrums in einem Streifen von Südschweden bis zur Ostukraine wurden maximal 11 bis 15°C gemessen. Südlich und westlich des Zentrums konnte sich eine gut ausgeprägte Südostströmung etablieren mit der subtropische Luftmassen weit nach Norden strömen konnten. Verbreitet konnten von Griechenland bis Ostdeutschland über 20°C registriert werden. Viele Orte vermeldeten zum ersten Mal in diesem Jahr mehr als 20°C. In Süddeutschland wurden gebietsweise sogar 20 bis 24°C gemessen. München verzeichnete 23,7°C und Konstanz meldete mit 25,1°C den ersten Sommertag in Deutschland. Deutlich kälter blieb es in Küstennähe. Kap Arkona auf Rügen registrierte trotz Sonnenschein nur 9,1°C. Grund dafür war der zu dieser Jahreszeit kühlende Einfluss der Ostsee, die zu diesem Zeitpunkt gerade einmal Wassertemperaturen von 5 bis 7°C aufwies. Die höchsten Werte in Europa wurden in der Türkei und auf Zypern registriert. Ankara meldete 29,8°C und Ercan auf Zypern sogar 30,0°C. Aber auch in Montenegro, in Serbien oder in Rumänien konnten die Temperaturen verbreitet auf 25 bis 28°C ansteigen. Besonders auffällig ist der starke Tagesgang der Temperatur. In Zenica in Bosnien-Herzegowina wurden am Morgen 4,4°C gemessen, am Tag konnten bei 10,4 Stunden Sonne maximal 28,4°C gemessen werden. Auch in Sarajevo war der Unterschied größer als 20 Grad, dort wurden maximal 27,5°C und minimal 6,3°C erreicht. In Puchberg in Österreich konnte mit einem Höchstwert von 25,0°C und einem Tiefstwert von -0,8°C gleichzeitig ein Sommer- und Frosttag verzeichnet werden.

Am 04. April um 01 Uhr MEZ befand sich das Hoch LEO über dem westlichen Georgien mit einem Druck von ca. 1027 hPa. Trotz der relativ weit im Osten befindlichen Position hatte das Hochdruckgebiet auf Europa noch einen großen Einfluss. Mit einem schwachen Hoch über Finnland baute sich eine Zone höheren Drucks auf. In einem Gebiet von der Türkei über Italien, Österreich, Polen, Finnland bis zur Ukraine setzte sich erneut sonnenscheinreiches Wetter mit 8 bis 11 Sonnenstunden durch. Frost wurde am Morgen nur noch in Finnland und Estland registriert, ansonsten blieb es in der erwärmten kontinentalen Luftmasse subpolaren Ursprungs frostfrei. Die Zone mit den höchsten Temperaturen tagsüber verschob sich im Vergleich zum Vortag nach Nordosten und befand sich von der Türkei über Griechenland, Kroatien, Ungarn, der Slowakei bis Südostdeutschland. Verbreitet konnten frühsommerliche Werte von 20 bis 28°C gemessen werden, in Zenica in Bosnien-Herzegowina wurden sogar 30,3°C erreicht. Auch in Berlin-Dahlem stiegen die Temperaturwerte mit 20,1°C erstmals über die 20°C-Marke, dies wurde am Vortag mit 19,5°C knapp verfehlt. Ausläufer des nahe Irland liegenden Tiefs LUANA sorgten in Deutschland für zeitweise kompaktere Wolkenfelder, sodass oftmals nur 2 bis 6 Sonnenstunden gemessen wurden, in Südostbayern schien die Sonne 7 bis 10 Stunden. Dort wurden auch die höchsten Temperaturen erreicht. Konstanz meldete 23,3°C und Gamisch-Patenkirchen 23,9°C als Höchstwert.

Am 05. April um 01 Uhr MEZ befand sich das Hoch LEO unverändert über dem westlichen Georgien. Der Druck im Zentrum hatte sich stark abgeschwächt und lag bei ca. 1018 hPa. In der Sonnenscheinverteilung änderte sich aber nur wenig. Im Einflussgebiet von Hoch LEO setzte sich mit einer immer noch ausgeprägten Südostströmung weiterhin freundliches und sehr warmes Wetter durch. Die Grenze zwischen sonnenscheinreichem Wetter und dichter Bewölkung verlief dabei genau über Deutschland. Von der Uckermark bis Südostbayern konnten 8 bis 11 Stunden Sonne registriert werden. Dagegen blieb es westlich einer Linie Rostock-Freiburg komplett bedeckt mit Dauerregen bei maximal 12 bis 15°C. So konnten die Temperaturen östlich dieser Luftmassengrenze in Berlin und Brandenburg, Sachsen und Bayern auf 20 bis 25°C ansteigen. Am wärmsten wurde es in Regensburg mit 25,6°C. Am Abend entwickelten sich über Sachsen einzelne Wärmegewitter, welche 1,1 mm in Dresden und 14,0 mm in Zinnwald-Georgenfeld brachten. Nahezu das gesamte Südosteuropa verzeichnete Höchstwerte von 22 bis 28°C. Diese lagen 10 bis 15 Grad über den sonst jahreszeitlich üblichen Temperaturen. Am wärmsten wurde es in Loznica in Serbien, mit 29,7°C und erneut in Zenica mit 31,7°C.

Am 06. April um 01 Uhr MEZ änderte sich an der Position und der Lage von Hoch LEO wenig. Die sonnenscheinreiche Region mit 9 bis 12 Stunden Sonne verlagerte sich nach Südosten und reichte von der Türkei und der Ukraine bis Ostösterreich, der Slowakei und Südostpolen. Die Temperaturen erreichten ihren vorläufigen Höhepunkt mit gebietsweise 24 bis 28°C in Rumänien, Bulgarien, der Westukraine, Ungarn, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Montenegro und Mazedonien. Am wärmsten wurde es erneut in Zenica mit 31,0°C. Auch in Calafat in Rumänien konnte mit 30,4°C ein Heißer Tag verzeichnet werden, wofür mindestens 30°C erreicht werden müssen.

Mit weiterer Ostverlagerung des Tiefdrucksystems MYRNA über Skandinavien verlagerte sich auch das Hoch LEO nach Osten in Richtung Ural und konnte am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 26.05.2016 von Dennis Schneider

Berliner Wetterkarte: 02.04.2016

Pate: Leo Genfeld