Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
LIEBHILD
(getauft am
31.03.2013)
Am
31.03. lag in der mittleren Troposphäre, was etwa einer Höhe von 5,5 km
entspricht, ein Höhenhoch über Schottland. Unter diesem befand sich im
Bodenniveau das Hochdruckgebiet KATRIN, welches nur noch schwach ausgeprägt
war. Ein weiteres Höhenhoch lag weiter nordwestlich über Island, unter dem sich
im Laufe des Tages ein neues Bodenhoch bilden konnte und in der Prognose für
den Folgetag auf den Namen LIEBHILD getauft wurde.
Hoch
LIEBHILD lag am folgenden Tag mit einem Kerndruck von etwa 1018 hPa nordöstlich der Färöer-Inseln. In der Hauptstadt
Thorshavn wurden nach einer Tiefsttemperatur von +1°C eine Höchsttemperatur von
7°C erreicht. Der Grund für diese niedrigen Temperaturen war arktische
Meeresluft, die von Grönland herangeführt wurde. Nur der Nordatlantik
verhinderte, dass sich die Luft weiter abkühlte.
Hochdruckgebiet
LIEBHILD konnte sich aufgrund des Höhenhochs leicht verstärken und hatte am
02.04. einen Kerndruck von etwa 1022 hPa erreicht. Gleichzeitig wurde das
Vorgängerhoch KATRIN in die Zirkulation der Antizyklone LIEBHILD aufgenommen,
sodass sich das Hoch nun von Island bis nach Deutschland und von den Britischen
Inseln bis nach Schweden erstreckte. Die arktische Meeresluft konnte sich im
gesamten Einflussbereich von Hoch LIEBHILD ausbreiten und sorgte überall für
eine kalte bis frostige Nacht. Beispielsweise wurden aus Göteborg -5°C
gemeldet, aus Kopenhagen
-4°C, aus Brüssel -3°C und aus Glasgow -2°C. In Deutschland wurden bei der
kalten Ostströmung und gleichzeitigem Aufklaren noch tiefere Temperaturen
gemessen, z.B. in Lübeck mit -8,1°C, in Barth an der Ostsee -9,1°C, auf den
Feldberg in Mecklenburg-Vorpommern -9,6°C und rund um den Harz mit bis zu
-11,9°C in Harzgerode sogar zweistellige Minusgrade. Dafür schien nordöstlich
einer Linie Ruhrgebiet-Rügen 10 bis knapp 13 Stunden lang die Sonne und die
Höchsttemperaturen erreichten bis zu 9,6°C in List auf Sylt. In Sachsen wurde
bei 1 bis 3 Sonnenstunden nur maximal 4°C registriert. In dem Einflussgebiet
von Hoch LIEBHILD wurde in Bialystok in Ostpolen mit
1°C das niedrigste Maxima gemessen, ansonsten lagen die gemeldeten
Höchsttemperaturen meist im oberen einstelligen Temperaturbereich, z.B. in
Amsterdam und London mit je 9°C.
Hochdruckgebiet
LIEBHILD verlagerte sich am 03.04. mit dem Höhenhoch unter weiterer Verstärkung
leicht nach Süden. Dabei wurden für diesen Tag zwei Zentren über Schottland und
Südnorwegen mit je etwa 1025 hPa analysiert. In Oslo und Göteborg zeigte sich
der Einfluss der arktischen Meeresluft in Verbindung mit der nächtlichen
Ausstrahlung erneut sehr deutlich. Während am Vortag in Oslo 6°C als Höchstwert
gemessen wurde, ging der Tiefstwert in der Nacht bis auf -7°C zurück und in
Göteborg wurde nach 10°C ein Tiefstwert von -4°C erfasst. Schleswig-Holstein,
Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen waren mit bis zu 13 Stunden die
sonnenscheinreichsten Bundesländer. Bei den Höchsttemperaturen gab es aber ein
West-Ost-Gefälle, da die kalte Ostströmung anhielt. Dabei wurden auf Rügen und
Usedom Werte um 3°C gemessen, in Schleswig-Holstein dagegen bis zu 8°C. In der Mitte Deutschlands konnte
sich die Sonne aufgrund hochnebelartiger Bewölkung nur selten oder vereinzelt
gar nicht durchsetzen, sodass hier nur Höchstwerte knapp über dem Gefrierpunkt
erreicht wurden. Dafür waren die Minima aufgrund der sich ausgebreiteten
Hochnebelschicht mit Werten von +1°C bis -4°C nicht mehr ganz so kalt wie noch
in der Nacht zuvor.
Am
04.04. verlagerte sich das sich ausdehnende Höhenhoch über den Nordatlantik
zwischen Grönland und Irland. Hoch LIEBHILD am Boden dagegen koppelte sich
davon ab und zog mit der Höhenströmung rasch nach Osten. Das Zentrum der
Antizyklone LIEBHILD wurde an diesem Tag mit einem erneut angestiegenen
Kerndruck von knapp 1030 hPa über dem Gebiet zwischen Moskau und Sankt
Petersburg analysiert. Hier hatte sich die Luftmasse in eine sogenannte
nordeuropäische Subpolarluft umgewandelt und war damit wärmer als die arktische
Meeresluft. Daher wurde z.B. in Moskau nach einer Höchsttemperatur von 6°C mit
+1°C eine frostfreie Nacht verzeichnet.
Auch
am 05.04. setzte Hochdruckgebiet LIEBHILD seine schnelle Ostverlagerung mit der
Höhenströmung fort und überquerte an diesem Tag mit einem Kerndruck von etwa
1032 hPa den zentralen Ural. Als Beispiel sei hier die Station in Perm
angeführt, an der nach einer kalten Nacht mit -4,8°C eine Höchsttemperatur von
6,1°C erreicht wurde.
Das
Hoch LIEBHILD tauchte am 06.04. östlich des Urals schließlich letztmalig auf
der Berliner Wetterkarte auf, bevor es weiter nach Westsibirien zog und daher
nicht weiter analysiert werden konnte.
Geschrieben von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 02.04.2013
Pate: Liebhild Lange