Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet LINDA

(getauft am 13.03.2011)

 

Ausgehend von einem starken Azorenhoch, dass auch in der mittleren Troposphäre, in einem Niveau von 500 hPa (ca. 5,5 km Höhe), gut ausgebildet war, entwickelte sich zwischen zwei starken Tiefdrucksystemen ein Höhenkeil. Dieser zeigte sich auch im Bodendruckfeld durch ein Hochdruckgebiet und wurde somit am 13.03.2001 auf den Namen LINDA getauft. Am Tag der Taufe lag die Antizyklone mit einem Kerndruck von etwas über 1020 hPa über der Inselgruppe der Shetlands. Nachfolgend setzte eine markante Verstärkung des Hochdruckgebietes LINDA ein, welches nun mit einem Kerndruck von 1035 hPa über Zentralskandinavien lag. Es sorgte für meist klares aber sehr kaltes Spätwinterwetter mit teils strengen Frösten. So wurde zum Beispiel tagsüber im zentralfinnischen Jyväskylä mit -1°C nur leichter Frost gemessen, nachts kühlte es sich jedoch über einer geschlossenen Schneedecke auf -20°C ab. Auch im Süden des Landes wurde strenger Frost beobachtet, wie in Helsinki, wo die Temperatur auf -11°C sank. In Norwegen und Schweden waren die Tagesgänge der Temperatur ähnlich groß. Wurden tagsüber leichte Plusgrade gemessen, wie in Oslo mit 4°C oder in Upsalla mit 2°C, fiel das Quecksilber in der Nacht in beiden Station auf Werte um -15°C.

Bis zum 16.03.2011 hatte sich auch in der mittleren Troposphäre ein kräftiges Höhenhoch gebildet, das den starken Wirbel LINDA über Skandinavien stützte. Dieser hatte sich leicht nach Osten verlagert und befand sich mit dem Kern und einem Druck von ca. 1040 hPa über der nördlichen Ostsee. Dabei wurden in den Extremtemperaturen des Tages keine wesentlichen Änderungen beobachtet, sodass im finnischen Jyväskyla die Temperatur mit 1°C nur knapp über den Gefrierpunkt stieg. In der Nacht wurde mit -21°C erneut sehr strenger Frost gemessen. Im Osten Finnlands kühlte es sich stellenweise sogar bis -24°C ab.

Ein Teil dieser arktischen Luftmassen, die in Skandinavien für strengen Nachtfrost sorgten, erreichten im Tagesverlauf auch den Norden Deutschlands, wo die Temperaturen in Kiel und Kap Arkona lediglich auf 2°C stiegen, in Hamburg wurden 5°C erreicht. Bemerkenswert war, dass die kalte Luft nur in einer sehr dünnen Schicht am Boden nach Deutschland gelangte, wie der Radiosondenaufstieg von 12 UTC (13 Uhr MEZ) in Lindenberg östlich von Berlin zeigte. In einem Niveau von 900 hPa, was einer Höhe von ca. 1 km entspricht, wurde ein sprunghafter Anstieg der Temperatur, eine Inversion, von 6 Grad gemessen. Dies war die Grenzschicht der arktischen Luftmassen unter Einfluss des Hochdruckgebietes LINDA. Durch relativ warme Luftmassen der Zyklone YVAN in höheren Luftschichten über dem westlichen Mittelmeer bildeten sich durch Aufgleitprozesse örtlich Schauer.

In den folgenden Stunden verlagerte sich die Antizyklone LINDA unter Verstärkung weiter nach Osten und lag am Folgetag mit einem Kerndruck von 1045 hPa über Nordrussland zwischen St. Petersburg und Achangelsk. Im Kern des Hochdruckgebietes blieb es weiterhin wolkenlos, tagsüber herrschte meist leichter Frost. Vereinzelt wurden auch Werte über 0°C erreicht, allerdings kam es einheitlich zu sehr strengen Nachtfrösten von bis zu -25°C. Über Deutschland stießen weiterhin die arktischen Luftmassen von Hoch LINDA mit den feuchtwarmen Luftmassen des Tiefdruckgebietes über dem Mittelmeer zusammen. Unter dem Einfluss der arktischen Luft stieg die Temperatur in Boltenhagen und am Kap Arkona lediglich auf 1°C. An der Luftmassengrenze kam es vor allem über Deutschland zu lang anhaltenden Niederschlägen, so fielen zum Beispiel in einem Zeitraum von 12 Stunden in Berlin-Dahlem 9 l/m² Regen, weiter südlich in Lübben 11 l/m². Weitaus höher waren die Niederschlagsmengen im Nordstau des Erzgebirges und der Alpen, wo beispielsweise in Bregenz im gleichen Zeitraum 88 l/m² Niederschlag fielen.

In den folgenden 24 Stunden erfolgte eine rasche Verlagerung des Hochdruckgebietes LINDA, welches am 18.03.2011 mit unverändertem Kerndruck über dem westlichen Sibirien lag. Der Einflussbereich der Antizyklone reichte bis nach Skandinavien und Osteuropa. Im Kernbereich war es meist wolkenlos und die Temperaturen wiesen einen starken Tagesgang auf. So meldete Tobolsk ein Maximum von -2°C und ein nächtliches Minimum von -20°C.

Bis zum 21.03.2011 verlagerte die Antizyklone LINDA ihren Schwerpunkt weiter nach Osten und verließ somit den Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 27.04.2011 von Tobias Mahnkopf

Berliner Wetterkarte: 17.03.2011

Pate: Martin Fröhlich