Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet LORIN

(getauft am 13.08.2018)

 

Am 12.08.2018 befand sich ein ausgeprägtes Azorenhoch über dem Atlantik. Das Azorenhoch ist zusammen mit dem Islandtief ein Aktionszentrum der Westwindzirkulation und dabei maßgeblich für die Entstehung von Hochdruckgebieten verantwortlich, die über Mitteleuropa ziehen.  Da sich am 13.08. ein Ableger dieses Azorenhochs bildete, der ostwärts ziehen und somit wetterwirksam für Mitteleuropa werden sollte, wurde das Hoch LORIN getauft. Der Maximaldruck lag bei ungefähr 1025 hPa im Zentrum.

Am 14.08. um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, lag das Zentrum der Antizyklone LORIN östlich der portugiesischen Küste. Der Golf von Biskaya, Galicien und Asturien befanden sich bereits im Einflussbereich des Hochs, so wurden in La Coruña 26°C bei 12 Sonnenstunden und in Santiago de Compostela 28°C bei 13 Sonnenstunden als Maximaltemperatur gemeldet. Dies entsprach einem Temperatursprung von 4 Grad innerhalb eines Tages in La Coruña und von 6 Grad in Santiago de Compostela. Dabei bildete sich eine Hochdruckbrücke, die das Hoch LORIN mit dem Zentrum des Azorenhochs verband. Eine Hochdruckbrücke ist eine Verbindung zweier Hochs, wobei Tiefdruckgebiete voneinander getrennt werden.

Zum 15.08. zog die Antizyklone LORIN ostwärts, sodass das Zentrum direkt über dem Golf von Biskaya lag, dabei löste sich die Antizyklone etwas vom Azorenhoch. Zu diesem Zeitpunkt reichte der Einfluss des Hochs LORIN bis an die Loire im Norden und bis ans Jura-Gebirge im Osten. Der Maximaldruck im Zentrum lag um 00 Uhr UTC weiterhin bei etwa 1025 hPa. Auf der 500 hPa-Karte, was einer Höhe von 5,5 km entspricht, dominierte über Europa Tiefdruck. Dies zeigt, dass die Luft aus der mittleren Troposphäre in bodennahe Regionen absinkt und dort Hochdruckeinfluss herbeiführt. Beim Absinken wird die Luft erwärmt, kann somit mehr Feuchte aufnehmen, wodurch es nicht zu Kondensation kommt und so keine Wolkenbildung einsetzt. Der Hochdruckeinfluss führte zu Maximaltemperaturen von 32°C in Marseille, 29°C  in Toulouse und 27°C in Nantes. Der Norden Frankreichs sowie Belgien und die Niederlande befanden sich nicht im Einflussbereich des Hochs LORIN, sodass in Rotterdam und Antwerpen 22°C und in Brügge 21°C gemeldet wurden, also eine Temperaturdifferenz von 5 bis 11 Grad.

Am Abend des 15.08. zog die Antizyklone LORIN ost- bis nordostwärts über Deutschland hinweg, sodass sie am 16.08. um 00 Uhr UTC über der tschechisch-polnisch-deutschen Grenzregion lag, wobei der Maximaldruck nun ca. 1020 hPa betrug. Das Zentrum des Hochs LORIN erstreckte sich südlich bis an die Alpen, westlich bis nach Ostfranken, nördlich bis an die Grenze von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und östlich bis an die Wisƚa. Dabei wurden in Leipzig 32°C, in Berlin und in Dresden 30°C gemessen, also jeweils ein Tropentag. In Berlin wurden dazu in der Nacht 20°C als Minimaltemperatur gemeldet, sodass Meteorologen diese Nacht als tropisch bezeichnen. Man spricht von einem Tropentag bei einer Maximaltemperatur von mindestens 30°C und von einer tropischen Nacht bei einer Minimaltemperatur von mindestens 20°C. Dabei wurden in ganz Deutschland 12 bis 14 Sonnenstunden gemeldet bei einem Bedeckungsgrad von 0 bis 25%.

Am Vormittag des 16.08. bildete sich eine schwache Hochdruckbrücke, die ausgehend vom Hoch KEVIN, mit Zentrum über dem russischen Förderationskreis Wolga, über das Hoch LORIN bis nach Nordafrika reichte.

Zum 17.08. zog die Antizyklone LORIN weiter ostwärts. Dabei lag das Zentrum über Nordpolen und dem südlichen Baltikum, wobei die nordwestliche Ausdehnung durch die Warmfront des Tiefs QUERIDA mit Zentrum nordwestlich von Island begrenzt wurde, welche südlich von Tallinn über Minsk bis nach Woronesch verlief. Im Osten wurde Antizyklone LORIN durch Kaltfront des Tief QUERIDA beschränkt, die sich von Dänemark entlang der deutsch-belgischen Grenze erstreckte. In südliche Richtung reichte die Ausdehnung von Hoch LORIN bis an die Südkarpaten. In Kaunas und Riga wurden 28°C, in Vilnius und Gižycko 27°C gemessen, wobei es heiter bis wolkig und trocken war. Weiterhin dominierte in der mittleren Troposphäre Tiefdruck. Dieser schwächte sich aber zunehmend ab, was zum Abnehmen des Maximaldrucks im Zentrum des Hochs führte.

Der Hochdruckwirbel LORIN verlagerte sich weiter nordostwärts und erreichte Westrussland. Bis zum 18.08. verließ das Hoch LORIN den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte und wurde somit nicht mehr auf dieser verzeichnet.