Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet LORIS

(getauft am 06.04.2020)

 

Der April des Jahres 2020 zeigte sich anfangs sehr wechselhaft. Während Hoch KEYWAN immer mal sonnige Abschnitte brachte, zogen Ausläufer verschiedener Tiefs durch Mitteleuropa. Am 06.04. verlagerte sich das Hoch KEYWAN weiter nach Osten und zeitgleich wurde die Entstehung eines neuen Hochdruckgebietes vorhergesagt. Für 12 Uhr UTC am Folgetag wurde ein weiteres Hochdruckgebiet mit Zentrum über der Nordsee gefunden. Die Meteorologen der Berliner Wetterkarte tauften dieses auf den Namen LORIS.

Dieses sich hinter der Kaltfront des Tiefs RANIDIA III befindliche Hoch LORIS konnte erstmals auf den 00-Uhr-UTC-Karten der Berliner Wetterkarte analysiert werden. Das Zentrum lag noch etwas westlich der Vorhersage für die 12 Stunden darauf mit knapp unter 1030 hPa über dem Süden Großbritanniens. Das Einflussgebiet war zu diesem Zeitpunkt nur gering ausgeprägt, da Hoch LORIS in fast allen Himmelsrichtungen von Tiefdruckgebieten und deren Fronten umgeben war. Im Laufe des Tages breitete es sich aber von den Britischen Inseln und Beneluxstaaten sowie Nordwestfrankreich weiter über Mitteleuropa aus. Jedoch blieb großer Einfluss auf das Wetter des Einflussgebietes noch aus.

Um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, des 08.04. konnte die Antizyklone LORIS über weiten Teilen Mitteleuropas analysiert werden. Das mit über 1030 hPa weiter verstärkte Zentrum befand sich der Ostsee an der deutsch-polnischen Grenze. Weiterhin durch Ausläufer mehrerer Tiefdruckgebiete begrenzt, erstreckte sich das Einflussgebiet im Osten fast bis ins Baltikum, im Süden bis ans Mittelmeer, im Westen über die Britischen Inseln auf den Atlantik und im Norden lediglich bis ins südliche Skandinavien. Während tags zuvor kaum signifikantes Wetter, welches durch Hoch LORIS entstand, auftrat, konnte am 08.04. sonnenscheinreiches und frühlingshaft warmes Wetter dokumentiert werden. In den größten Teilen, insbesondere im Landesinneren, wurden Höchsttemperaturen von über 20°C erreicht. So bspw. 21,7°C im schweizer Delémont, 24,1°C im belgischen Uccle, 22,5°C im britischen Middle Wallop oder auch 23,1°C in Kyritz in Brandenburg. Nicht nur die erwärmte kontinentale Subpolarluft, welche im Hoch LORIS vorherrschte brachte solche Temperaturen hervor, sondern vor allem die Sonne, die bei weit verbreitet klarem Himmel die Luft erhitzen konnte. Bei über 12 Stunden Sonnenschein wurden an so manchen Stationen die Maximalwerte für diese Jahreszeit erreicht. Genau 12h Sonnenschein konnten im süddeutschen Straubing erfasst werden, oder gar 12,5h im polnischen Piła. Der Effekt, dass sich bei klarem Himmel tagsüber die Luft erwärmt, dreht sich in der Nacht um. Bei weiterhin klarem Himmel kühlt sich die Luft ebenso stark ab. Es kommt zu großen Unterschieden der Maximal- und Minimaltemperaturen des Tages. Über 23 Grad Unterschied traten so im polnischen Piła auf, knapp 20 Grad in Straubing, Kyritz und Delémont und ein Abfall von 22,5°C auf 8,2°C in Middle Wallop.

Zum 09.04. verlagerte sich das Hochdruckgebiet LORIS nach Süden und befand sich um 00 Uhr UTC mit dem etwa 1025 hPa starken Zentrum über Moldawien. Auch wenn sich der Maximaldruck etwas abgeschwächt hatte, war das Einflussgebiet noch immer sehr groß. Eingebettet zwischen Fronten umfasste dieses fast ganz West- und Mitteleuropa und reichte von Spanien über Frankreich, Deutschland, Italien und Polen, Kroatien bis ins Baltikum und die Ukraine. Ähnlich zum Vortag fielen die Maximaltemperaturen um 20°C aus. Dabei reichte die Spanne von 24,1°C in Würzburg über 23,5°C in Kaposvár, 21,8°C in Łódź, 20,6°C in Kiew bis 19,9°C am Flughafen Valencia oder 17,1°C am Präbichl. Je nach Nähe zu Ausläufern der Tiefs gab es dabei nicht ganztägig Sonnenschein, es blieb aber flächendeckend bis auf einzelne Ausnahmen tagsüber trocken. Erst gegen Abend und in der Nacht traten Niederschläge oder stärkere Bewölkung im Gebiet auf, da bspw. die Fronten des Tiefs SACI II, welche nun von Skandinavien weiter nach Süden verliefen, auf das Einflussgebiet des Hochs LORIS übergriffen.

So schwächte sich Hochdruckgebiet LORIS zum 10.04. erstens ab, und zweitens wurde das ehemals doch sehr große Einflussgebiet stark dezimiert. Zum Tagesbeginn analysierte die Berliner Wetterkarte das knapp über 1020 hPa starke Zentrum zwischen den Hauptstädten Serbiens und Bulgariens, Belgrad und Sofia. Das nur schwach ausgeprägte Bodendruckfeld ließ die Grenzen des Einflussgebietes verschwimmen. Es umfasste etwa Südeuropa und den Mittelmeerraum, von Frankreich und Italien über die Balkanhalbinsel bis ans Schwarze Meer. Durch die Drehung der Luftmassen im Uhrzeigersinn, die bei einem Hochdruckgebiet auftritt, findet man häufig an der Ostflanke niedrigere Temperaturen als an der Westflanke der Antizyklone. Dies kommt durch die Lagerung kühlerer Luftmassen im Norden zustande. Mit der Drehung im Uhrzeigersinn werden die kühleren, nördlichen Luftmassen an der Ostseite nach Süden gebracht und ebenso werden südliche, wärmere Luftmassen an der Westseite nach Norden verlagert. Durch die Nähe zu den Ausläufern der Tiefdruckgebiete war dieses Phänomen bei Hoch LORIS nicht stark ausgeprägt. Vergleicht man jedoch Städte, die etwa auf dem gleichen Breitengrad liegen, dann sind gewisse Temperaturunterschiede in der Maximaltemperatur erkennbar. Während am Flughafen Istanbul-Atatürk maximale 14,6°C erfasst wurden, sowie 20,9°C etwas nördlich davon am Schwarzen Meer im rumänischen Constanța, stiegen die Temperaturen in Frankreich auf etwa 24,5°C in Albi und 25,0°C in Avignon. Eine starke Differenz von Höchst- und Tiefsttemperatur war dennoch an allen Stationen zu finden. In Avignon sank die Temperatur nachts auf lediglich 2,7°C, in Albi um 16,6 Grad auf 7,9°C, Constanța erlebte eine Differenz von 14,9 Grad und Istanbul-Atatürk wies mit einem Absinken auf 3,2°C noch immer eine Differenz von 11,4°C auf.

Am letzten Tag, an dem man Hochdruckgebiet LORIS auf den Karten analysieren konnte, dem 11.04.2020, befand sich Hoch LORIS weiter östlich gesehen zum Vortag. Mit einem Maximaldruck von knapp über 1015 hPa war es nun nur noch sehr schwach ausgeprägt. Diese Abschwächung trat insbesondere durch die weitere nach Süden greifende Front des Tiefs SACI, aber auch durch weitere kleinere Tiefs über Nordafrika, Zypern und Spanien, auf. Lediglich in der Türkei, nahe des Zentrums konnte Hoch LORIS viel Sonnenschein und steigende Temperaturen bringen. Direkt am Zentrum, in Istanbul, erreichte die Temperatur 19,7°C, nachdem tags zuvor noch 15,5°C gemessen wurden, auch am ostgriechischen Flughafen Mytilini stieg die Temperatur von tags zuvor 21,4°C auf 23,4°C an.

Bereits am nächsten Tag konnte das Hochdruckgebiet LORIS nach 5 Tagen mit viel Sonne und frühlingshaften Temperaturen nicht weiter auf den Karten analysiert werden. Jedoch setzte sich mit dem wetterbestimmenden Hochdruckgebiet MAX auch nach Hoch LORIS noch kurzzeitig weiter Sonnenschein in Mitteleuropa durch.