Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
LUISA
(getauft am 09.03.2015)
In der zweiten
Tageshälfte des 09.03.2015 bildete sich über dem Seegebiet zwischen den Azoren
und Irland auf der Vorderseite des über dem Atlantik gelegenen Tiefdruckgebiets
ERICH sowie auf der Rückseite des über Schottland gelegenen Tiefs DENIS ein
Hochdruckgebiet aus, das in der Prognose für den Folgetag auf den Namen LUISA
getauft wurde.
Das Hoch LUISA befand
sich am 10.03. um 01 Uhr MEZ südwestlich von Irland und wies einen Kerndruck
von ca. 1029 hPa auf. Im Tagesverlauf verlagerte sich das Hoch LUISA bis über
die Britischen Inseln, wo es sonnenscheinreiches Wetter brachte. In Belfast,
Aberdeen sowie Waddington konnten 10 Sonnenstunden
gemessen werden. Dies machte sich auch an den Höchsttemperaturen bemerkbar. Im
Südosten Englands stieg diese in Herstmonceux von 9°C
am Vortag bis auf 14°C an, in Bridlington im Osten
Englands indes von 9°C auf 12°C.
In den folgenden
Stunden bis zum 11.03. um 01 Uhr MEZ verlagerte sich der Schwerpunkt des Hochs
nur wenig weiter östlich, wo knapp östlich von England das Luftdruckmaximum von
etwa 1031 hPa gemessen wurde. Auch in dem Höhendruckfeld von 500 hPa, was etwa
5,5 km Höhe entspricht, hatte sich im Vergleich zum Vortag ein mächtiger Keil, also
ein Warmluftvorstoß aus Süden, entwickelt, dessen Achse nach Norden bis etwa
nach Jan Mayen ausgerichtet war. Dieser stütze das Hochdruckgebiet am Boden. Damit
gerieten auch die mitteleuropäischen Länder zunehmend in den Einfluss der
Antizyklone LUISA. Nach einer gerade im Westen und Norden Deutschlands
vielerorts klaren Nacht fiel die Temperatur in den Frostbereich, da der Wind
nur schwach war und somit eine bodennahe Abkühlung stattfinden konnte. In Deelen im Osten der Niederlande wurden -5°C gemessen,
während am Vortag noch minimal 7°C verzeichnet wurden. Auch am Bremer Flughafen
wurde mit -2°C ein Frosttag registriert, in der vorangegangenen Nacht waren es
noch 5°C. Die Sonnenanteile nahmen im Gegensatz zum Vortag deutlich zu, da in
einem Hochdruckgebiet allgemein absinkende Luftbewegung vorherrscht, die Wolken
auflöst bzw. deren Bildung verhindert. So wurden an der Deutschen Küste in
Norderney und Helgoland bzw. am Kap Arkona auf Rügen 11 Stunden Sonne gemessen.
Auch am Frankfurter Flughafen wurden 11 bzw. im französischen Reims 10 Stunden
Sonne registriert. Die Temperaturmaxima fielen jedoch trotz Sonnenscheins teilweise
deutlich niedriger aus. Da Deutschland auf der Ostseite des Hochs LUISA lag und
ein Hoch im Uhrzeigersinn umströmt wird, waren vorwiegend nordwestliche bis
nördliche Winde vorherrschend, die das zu dieser Jahreszeit noch kalte
Nordseewasser überströmten und sich dabei abkühlten. Dadurch wurde z.B. am
Flughafen Münster-Osnabrück nun eine Maximaltemperatur von 9°C gemessen, am
Vortag wurde es noch 4 Grad wärmer. Die kälteren eingeflossenen maritimen Luftmassen
polaren Ursprungs machte sich auch in höheren Luftschichten bemerkbar, sodass
der Brocken nun mit einem Tagesmaximum von -1°C einen Eistag, an dem das
Maximum nicht über 0°C ansteigen darf, registrierte, während am Vortag noch 5
Grad mehr gemessen worden waren.
Der Einfluss der
Antizyklone LUISA hatte sich bis zum Folgetag um 01 Uhr MEZ ausgedehnt und reichte
mit einem maximalen Luftdruck von ca. 1034 hPa von Finnland bis nach
Norddeutschland. Auch in der Höhe wurde das Bodenhoch von einem stabilen Keil
gestützt, dessen Achse vom Baltikum bis nach Spitzbergen verlief. In
Deutschland blieben die Temperaturwerte in der Nacht erneut vielerorts unter
dem Gefrierpunkt, in Düsseldorf sowie in Fassberg in der Lüneburger Heide
wurden minimal -4°C gemessen. Noch kälter war es dagegen in Teilen
Skandinaviens. In Südschweden wurden in Hagshult
minimal -9°C registriert, in Fennoskandien in Sodankyla
Vuotso waren es minimal -15°C und in Salla Naruska sogar -19°C. Da die
Sonne im März mit schon relativ hoher Energie in diese Regionen einstrahlen
kann, konnte eine hohe Differenz von Minima und Maxima erzielt werden. Dieser Tagesgang
ist gewöhnlich in den Übergangsmonaten am größten. In vielen Orten Südfinnlands
konnten somit am Nachmittag noch Temperaturen von 7°C gemessen werden und
weiter südlich im südschwedischen Ullared noch 11°C.
An der Westküste Finnlands wurden mit westlichen Winden polare Luftmassen in
Küstennähe geführt, da das Wasser im Bottnischen Meerbusen zu dieser Jahreszeit
nur wenige Grad über 0°C aufweist. Somit wurde als Maximum in Kristiinankaupungin Majakka nur
2°C gemessen.
Am 13. und 14.03.
befand sich das ausgeprägte Hoch LUISA nahezu ortsfest über Karelien und wies
einen maximalen Luftdruck von etwa 1043 hPa am 13.03. und ca. 1048 hPa am
14.03. auf. Dabei bildete sich in der Höhe zunehmend ein eigenständiges
mächtiges Höhenhoch, das blockierend wirkte und somit alle atlantischen
Tiefdruckgebiete auf dem Weg nach Osten an ihrem direkten Weg hinderte, sodass
diese nach Norden oder Süden ausweichen mussten. Dabei führten schwache
Tiefausläufer im westlichen Skandinavien etwas mildere Luftmassen heran. Dadurch
sank das Minimum im norwegischen Tafjord nur auf
10°C, die anderen Küstenstationen wiesen ähnliche Werte auf. In der folgenden
Nacht hatte sich über dieser Region der Hochdruckeinfluss verstärkt, sodass
dann selbst in Bergen das Minimum auf -2°C fiel. Durch das relativ warme Wasser
des Atlantiks im Bereich der norwegischen Küste, das durch den Golfstrom als
großes Warmluftreservoir dient, konnte sich dort auf wenigen Kilometern ein
starker Temperaturgradient aufbauen, da sich das Land schneller abkühlen bzw.
erwärmen kann als das Wasser. Im norwegischen Bergland wurden am Flughafen von Roros in der Nacht zum 14.03. -13°C gemessen und im
finnischen Jyväskylä -12°C. Auf den Satellitenbildern zeigten sich an beiden
Tagen kaum Wolken und auch die Wettermeldungen aus Skandinavien, dem Baltikum
und dem Nordwesten Russlands wiesen fast keine Wolken auf, was auf dieser
großen Fläche schon ungewöhnlich ist. Somit konnte dort die Sonne nahezu ihr
astronomisch mögliches Maximum scheinen. Abgesehen von den Küstenregionen der
Ostsee mit auflandigem Wind konnte die schon kräftige Sonneneinstrahlung für
starke Erwärmung sorgen, somit war der Tagesgang sehr groß. Im finnischen Halli wurden maximal 9°C gemessen, in der Nacht kühlte sich
die Luft allerdings auf -10°C ab.
In den folgenden
drei Tagen vom 15. bis zum 17.03. war das außergewöhnlich starke und stabile
Hochdruckgebiet LUISA am 15.03. mit 1049 hPa über Finnland bzw. an den beiden
folgenden Tagen bei weiterer Verstärkung bei St. Petersburg vorzufinden. Dabei
wurde am Ladogasee ein maximaler Luftdruck von 1054 hPa registriert, was für
ein europäisches Hoch äußerst kräftig ist. In der Höhe stütze das ebenfalls
sehr starke abgeschlossene Höhenhoch die Bodenantizyklone
LUISA, welches sich in den drei folgenden Tagen etwas nach Osten verlagerte.
Die erwärmten kontinentalen Luftmassen polaren Ursprungs verursachten weiterhin
einen ausgeprägten Tagesgang, da sich bei nicht vorhandenen Wolken die
Landmassen tagsüber stark erwärmen und nachts stark abkühlen können. Des
Weiteren erwärmte sich die Luft in den drei Tagen zumindest geringfügig. Im
schwedischen Teil Lapplands wurde in Mierkenis in der
Nacht zum 16.03. noch ein Minimum von -20°C gemessen, in der Nacht darauf
kühlte sich die Luft nur noch auf -12°C ab. Der Einfluss des Windes und der
Bewölkung war vor allem in küstennahen Stationen deutlich sichtbar. In Nordnorwegen
in Suolovuopmi Lulit wurde
in der Nacht zum 16.03. aufgrund des starken maritimen Einflusses mit -1°C eine
verhältnismäßig milde Tiefsttemperatur registriert. Bei schwachem Wind aus dem
Landesinneren, der kalte Luft mitführte, wurde an dieser Station nur eine Nacht
später jedoch eine Tiefsttemperatur von -15°C gemeldet. Insbesondere im Süden
Finnlands fiel der Anteil der Stationen, der mit
-10°C eine strenge Frostnacht registrieren konnte, im Laufe der drei Tage
zunehmend geringer aus. Der Grund ist in der stärker werdenden Erwärmung am
Tage zu finden, weshalb es sich in der Nacht nicht mehr so stark abkühlte. So
stieg die Maximaltemperatur im südfinnischen Mikkeli von 9°C am 15.03. bis 12°C
am 17.03. zumindest leicht an. In Russland und in Estland wurde es am 17.03.
stellenweise noch wärmer, in Yamskaya Sloboda wurden maximal 16°C und in Voru
15°C gemessen. Abgesehen von wenigen Wolken oder küstennahen Dunst- oder
Nebelfeldern schien an allen drei Tagen erneut von Schweden und Finnland über
das Baltikum und dem Nordwesten Russlands bis nach Deutschland und Dänemark die
Sonne nahezu ganztägig.
Am 18. und 19.03.
begann sich das Hochdruckgebiet LUISA nach Osten zu verlagern und sich dabei
abzuschwächen. Um 01 Uhr MEZ des 18.03. befand sich das Zentrum noch bei St.
Petersburg mit einem Kerndruck von ca. 1045 hPa und 24 Stunden später mit noch etwa
1036 hPa bei Moskau. Die Ursache für die Abschwächung lag im nahezu
vollständigen Abbau des Höhenhochs im Tagesverlauf des 18.03. Nachdem am
vorherigen Tag die Station St. Petersburg mit maximal 15,3°C die höchste
Märztemperatur seit Aufzeichnungsbeginn registriert hatte, fiel sie in der
Umgebung der Metropole teilweise wieder unter -5°C ab, das bedeutet eine
Temperaturamplitude von über 20 Grad. Die Nachttemperaturen im westlichen
Russland lagen verbreitet im leichten bis mäßigen Frostbereich. Beispielsweise
meldete die Station Krasny Cholm
in der Nacht zum 19.03. -8°C. Vom unmittelbaren Küstenumfeld abgesehen wurde im
westlichen Russland tagsüber an beiden Tagen recht homogen eine Temperatur von
13 bis 15°C gemessen, so etwa Okhona am 18.03. mit
15°C. Auch in Mitteleuropa war das Wetter in Verbindung mit einer sich über
Großbritannien aufbauenden Hochdruckzelle MARIA und der daraus resultierenden
Hochdruckbrücke recht freundlich. So wurde am 18.03. in Breslau sowie in
Budapest mit 12 Stunden Sonne die astronomisch mögliche Sonnenscheindauer
erreicht. Am Folgetag schien die Sonne in Prag und Berlin 11 Stunden lang.
Bis zum 20.03. um
01 Uhr MEZ hatte sich die Antizyklone LUISA weiter abgeschwächt und nach Osten
verlagert. Sie wies im Zentrum über der mittleren Wolgaregion einem maximalen
Luftdruck von ca. 1028 hPa auf. Gemeinsam mit dem inzwischen über die Hohe
Tatra gezogenen Hochs MARIA bestand weiterhin eine Hochdruckbrücke. In der
Ukraine führten Wolken eines weiter südlich gelegenen Tiefs zu zeitweiligem
Niederschlag, sodass dort die Temperaturen teilweise nicht unter 5°C zurückgingen.
In den hochdruckdominierten Orten wurde nachts erneut Frost registriert, wie in
Cottbus mit -5°C oder im russischen Kirsanow mit
-8°C. Die Hochdruckgebiete NATASCHA sowie LUISA führten über Mitteleuropa
erneut zu Sonnenschein, sodass in einem Streifen von Deutschland bis nach Osteuropa
sonnenscheinreiches Frühlingswetter herrschte. Die Höchsttemperaturen lagen in
diesem Bereich zwischen 10 und 13°C, z.B. am Schönefelder Flughafen mit 13°C
oder in Pavlovskij Posad
mit 12°C.
Bis zum Folgetag
hatte sich das Hochdruckgebiet LUISA abgeschwächt und weiter nach Osten
verlagert, sodass es nicht mehr im Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte
analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 21.05.2015 von Dustin Böttcher
Berliner
Wetterkarte: 12.03.2015
Pate:
Dominik Semlinger