Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
LUKAS
(getauft
am 12.09.2016)
Unterhalb eines ausgeprägten
Warmluftvorstoßes nach Norden in einer Höhe von 5,5 km, welcher auch als Keil
bezeichnet wird, entwickelte sich im Laufe des 11.09.2016 im Bodenniveau hinter
der Kaltfront eines sich entlang des Frontensystems des Wirbels QUILA
gebildeten unbenannten Tiefdruckgebiets über der Nordsee ein neues
Hochdruckgebiet. Dieses verlagerte sich der südwestlichen Höhenströmung folgend
weiter nach Nordosten bis über den Süden Schwedens. Da das Hochdruckgebiet
Einfluss auf Mitteleuropa nehmen sollte, wurde es am 12.09. auf den Namen LUKAS
getauft.
Das Hoch LUKAS besaß um 01 Uhr MEZ dieses Tages
einen Zentrumsdruck von etwa 1020 hPa. Während sich das Hoch KARL mit Zentrum
nahe Warschau über Osteuropa, dem östlichen Alpenraum, den Karpaten sowie über
Teile Mitteleuropas ausdehnte, reichte der Einflussbereich des Hochs LUKAS über
Süd- und Zentralskandinavien. Im Laufe des Tages flossen mit der im
Uhrzeigersinn gerichteten Strömung um die Antizyklonen KARL und LUKAS
subtropische Luftmassen nach Norden, wo sie die tags zuvor noch vorherrschende
kältere Subpolarluft verdrängte. Dabei kam es vor allem im Süden Norwegens und
in Dänemark zu merklichen Anstiegen in den Tageshöchsttemperaturen. Das mit
Hochdruckeinfluss einhergehende Absinken von Luft verursachte im
Einflussbereich des Hochs LUKAS die Auflösung von Wolken bzw. verhinderte deren
Entstehung. Auch aufgrund der daraus resultierenden hohen Sonnenscheindauern
konnten im Süden Norwegens Höchstwerte der Temperatur von 18 bis 23°C gemessen
werden. Am Tag zuvor waren es in diesem Bereich verbreitet maximal 15 bis 19°C.
In Dänemark konnten sogar Anstiege von über 5 Grad im Vergleich zum Vortag
registriert werden. In Borris erhöhte sich zum Beispiel das Tagesmaximum von
18,7°C um 7,9 Grad auf 26,6°C.
Das Hoch LUKAS zog in der Folge weiter nach
Nordosten, behielt dabei seinen Druck im Zentrum von ca. 1020 hPa bei. Das Hoch
KARL schwächte sich währenddessen ab, wodurch die Antizyklone LUKAS einen
Großteil von dessen Einflussbereich übernahm. Dieser umfasste nun ein Gebiet
vom Süden Polens bis zum Norden Skandinaviens und von der Südwestküste
Norwegens bis zum Süden Finnlands und das Baltikum. Mit der Zirkulation im
Uhrzeigersinn um das Hoch LUKAS wurden an dessen Westflanke subtropische
Luftmassen nach Norden geführt. In Skandinavien erhöhten sich die
Tageshöchsttemperaturen dadurch vor allem im Süden Schwedens und Norwegens gebietsweise
deutlich. An den norwegischen Stationen Lista Fyr und Eik Hove wurden am Vortag
noch Maxima von jeweils 17,3°C registriert. Unter Einfluss der Subtropikluft
waren es nun 24,2°C bzw. 24,0°C. In Mittelschweden trat in der vorangegangenen
Nacht vereinzelt leichter Frost auf. Durch die starke nächtliche Abkühlung konnten
deutliche Tagesgänge in der Temperatur beobachtet werden. So wurde im
schwedischen Lycksele in der Nacht -1,1°C als
Tiefsttemperatur gemessen. Im Tagesverlauf erwärmte sich die Luft anschließend
auf bis 18,4°C, was also einen Unterschied von 19,5 Grad zwischen Tagesmaximum
und –minimum bedeutet. In der Nähe des
Hochdruckzentrums flossen etwas kühlere Luftmassen ins Baltikum ein. Bei
Sonnenscheindauern von 9 bis 12 Stunden wurden dort wie am Vortag verbreitet 17
bis 22°C verzeichnet. In Litauen fiel die Sonnenscheindauer aufgrund einer
Luftmassengrenze eines südwestlich von Archangelsk befindlichen, unbenannten
Tiefs geringer aus und auch die Temperaturen sanken im Vergleich zum Tag zuvor.
Während das Maximum am 12.09. noch bei 25,9°C in Wilna lag, erreichte dieses am
13.09. nur noch 21,2°C in Siauliai.
Das mit dem Hoch LUKAS korrespondierende
Höhenhoch blieb in seiner Lage bis zum 14.09. nahezu unverändert über dem
westlichen Ostseeraum. Der zugehörige umfangreiche Keil reichte dabei bis weit
nach Norden über das Nordpolarmeer und sorgte so zur Blockierung der
vorherrschenden Westströmung. Mit dem Tief STEFANIE und dem unbenannten Wirbel
über Russland etablierte sich also in diesem Fall eine Omegalage, die auch an
den folgenden Tagen Bestand haben sollte und ebenso im Bodenniveau zu
anhaltendem Hochdruckeinfluss über weiten Teilen Zentral- und Osteuropas
führte. Das Hoch LUKAS verlagerte sich derweil mit seinem Zentrum nach Norden
bis über die Mitte Finnlands. Das Hoch verstärkte sich hierbei und besaß um 01
Uhr MEZ einen zentrumsnahen Druck von rund 1025 hPa. Mit einem weiteren
Hochdruckzentrum über Südskandinavien dehnte sich der Einflussbereich von der
Mitte Polens bis zur Halbinsel Kola und vom Südwesten Norwegens bis zum
Baltikum bzw. Karelien aus. In der Mitte und im Osten Finnlands sorgte von
Norden einfließende Arktikluft für leichten Nachtfrost von bis zu -2°C. Dem
gegenüber stehen nächtliche Tiefsttemperaturen um 16°C an der Südwestküste
Norwegens, welche sich im Zustrom subtropischer Luftmassen befand. Am Tage
blieben die Höchstwerte im Baltikum und in Finnland auf ähnlichem Niveau wie am
Vortag. Im Verlauf zog jedoch die Kaltfront des südwestlich von Spitzbergen
liegenden Tiefs RITA über Norwegen und Mittelschweden weiter nach Osten und
führte feucht-kalte Arktikluft heran. Dadurch sanken die Tagesmaxima im
Vergleich zum Vortag deutlich um verbreitet 4 bis 6 Grad. An der Station Svinoy Fyr wurden mit maximal
14,2°C sogar 7,4 Grad weniger verzeichnet. Lediglich im Süden der
Skandinavischen Halbinsel hielten sich die subtropischen Luftmassen noch und
sorgten so für Tageshöchsttemperaturen von 26,4°C im norwegischen Saerheim und 26,7°C im schwedischen Malilla.
Auch nach Deutschland floss weiterhin warme Subtropikluft ein. Die Höchstwerte
der Temperatur lagen dort bei 32,5°C an der Station Münster/Osnabrück, 32,9°C
in Geilenkirchen und 33,2°C in Trier-Petrisberg.
Mit der nördlichen bis nordwestlichen
Strömung in der Höhe verlagerte sich das Hoch LUKAS bis zum Folgetag weiter
nach Süden bis über das Grenzgebiet zwischen Polen und Weißrussland.
Währenddessen entwickelte sich über dem Nordmeer ein weiteres Hochdruckgebiet,
welches folgend auf den Namen MATTHIAS getauft wurde. Das Hoch MATTHIAS
übernahm dadurch einen Großteil des Einflussbereichs der Antizyklone LUKAS über
Nord- und Zentralskandinavien. Beide Hochdruckgebiete besaßen einen
Zentrumsdruck von etwa 1022 hPa und wurden durch einen Ausläufer des Tiefs RITA
mit Kern über Spitzbergen voneinander getrennt. Das Hoch LUKAS dehnte seinen
Einfluss demnach am 15.09. von der Ukraine bis über Südschweden und von der
Mitte Deutschlands bis nach St. Petersburg aus. Im Süden Schwedens erhöhten
sich die Tageshöchsttemperaturen nochmals um wenige Grad, wodurch nun vermehrt
Maxima von über 27°C gemessen werden konnten. So wurde beispielsweise in Ullared 27,2°C, in Göteborg 27,4°C, in Kosta
28,0°C und in Malilla 28,2°C registriert. Im
dänischen Karup wurden währenddessen noch 26,6°C
verzeichnet. In Deutschland begannen von Nordosten und Südwesten her polare
Luftmassen die vorherrschende Subtropikluft zu verdrängen. Dennoch wurden von
einigen Stationen noch Heiße Tage mit Höchstwerten von mindestens 30,0°C
gemeldet, wie aus Essen mit 30,2°C oder aus Düsseldorf und Würzburg mit jeweils
30,8°C.
Während sich die Antizyklone MATTHIAS über
dem Norden Europas in den folgenden Tagen etablierte und sich zumindest bis zum
16.09. auch intensivierte, verlagerte sich das Hoch LUKAS unter leichter
Abschwächung auf ca. 1019 hPa nach Südosten bis südlich von Kiew. Mit dem
Hochdruckeinfluss führten auch neu einfließende subtropische Luftmassen zu
einem Anstieg der Temperaturwerte um bis zu 4 Grad im Osten und Nordosten
Rumäniens, im Südwesten der Ukraine sowie in Moldawien. So wurden
Tageshöchstwerte von 28,7°C im moldawischen Bravicea,
29,2°C im ukrainischen Mohyliw-Podilskyj und 30,7°C
im rumänischen Buzau gemessen.
Das Hoch LUKAS zog in der Folge unter
weiterer Abschwächung in Richtung Schwarzes Meer und löste sich bis zum 17.09.
im Bereich schwacher Luftdruckgegensätze schließlich auf, wodurch es nicht
weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 15.11.2016 von Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 14.09.2016
Pate:
Jan Lukas Schmidt