Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet MAJLA

(getauft am 17.10.2019)

 

Im Verlauf des 16.10. bildete sich über dem Nordatlantik auf der Rückseite des nach Osten ziehenden Tiefdruckgebiets THILO, welches an diesem Tag mit dem Zentrum vor der isländischen Südküste lag und mit einer Nord-Süd Ausdehnung von knapp 2500 km die Luftmassen westlich von Europa dominierte, ein neues Hochdruckgebiet aus. In der mittleren Troposphäre, in ca. 5,5 km Höhe, wies die Hauptströmung entlang der Frontalzone zwischen gemäßigter Subtropikluft und Polarluft zu diesem Zeitpunkt eine starke Mäandrierung auf. Die Folge waren stark ausgeprägte Tiefdrucktröge welche polaren Luftmassen bis in die gemäßigten Breiten transportierten. Am Boden korrespondierten diese Tröge mit Tiefdruckgebieten, das stark ausgeprägte Tief THILO über dem östlichen Nordatlantik und einem noch unbenannten Bodentief über Neufundland. Getrennt wurden die Tröge durch einen Hochdruckkeil über dem zentralen Nordatlantik, mit dazugehörigen Bodenhochs über Grönland sowie westlich der Azoren. Dieser Keil sorgte dafür, dass wärmere Luftmassen bis in den Bereich der Arktis vorstoßen konnten. Im Bereich des Hochdruckeinflusses verstärkte sich der Luftdruck am 16.10. bis auf 1022 hPa. Eine weitere Zunahme des Drucks wurde zu diesem Zeitpunkt noch durch den Einfluss der okkludierten Front des Tiefs über Neufundland verhindert. Okkludieren bezeichnet den Zusammenfluss der vorgelagerten Warmfront eines Tiefdruckgebiets mit der nachfolgenden Kaltfront.

Am 17.10 verstärkte sich der Hochdruckcharakter über dem Nordatlantik durch die Verschiebung von Tief THILO in östliche Richtung. So nahm der Druck der Antizyklone über Grönland zu und betrug nun 1025 hPa, während der Kerndruck des Azorenhochs leicht zurückging. Ungestört von Tiefdruckeinflüssen konnte sich im Laufe des Tages zwischen diesen beiden Kernen am Boden ein drittes Hochdruckzentrum über dem zentralen Nordatlantik entwickeln, welches das Potenzial besaß bei weiterer Intensivierung die Zugbahn nachfolgender Tiefdruckgebiete zu blockieren und deshalb in der Prognosekarte der Berliner Wetterkarte für den 18.10 auf den Namen MAJLA getauft wurde.

An jenem 18.10., um 00 Uhr UTC bzw. 02 Uhr MESZ, lag das Zentrum der Antizyklone MAJLA über dem mittleren Ostatlantik nordwestlich der Azoren, der Einfluss des Höhenhochs reichte aber bis in hohe Breitengrade. Der Kerndruck verstärkte sich im Tagesverlauf auf 1030 hPa. Im Einflussgebiet von Tief MAJLA befanden sich am 18.10. Grönland sowie Island. Dort wurden im Süden Grönlands gelegenen Narsarsuaq Höchstwerte von 6,4° C gemessen, Islands Hauptstadt Reykjavík meldete eine Maximaltemperatur von 8,4° C.

Während am 19.10. das Höhentief über Grönland an Kraft zu verlieren begann, setzte sich die Druckintensivierung des Bodenhochs MAJLA weiter fort. Bei langsamer ostwärtiger Verlagerung betrug der Kerndruck nun etwa 1032 hPa. Auf Island hielt der Hochdruckeinfluss zumindest im Süden der Insel an und wurde im Norden Islands nur leicht durch die Ausläufer eines polaren Tiefdruckgebietes gestört. Auf den Westmännerinseln wurden bei wolkigem Himmel maximal 5,6°C gemessen.

Von Westen heranziehende Fronten eines zu diesem Zeitpunkt noch unbenannten Tiefs sorgten am 20.10. dafür, dass sich das Hochdruckgebiet MAJLA im Tagesverlauf bis vor die irische Küste verschob, bei einem Kerndruck von etwa 1030 hPa. In der mittleren Troposphäre blockierte der Keil des Höhenhochs allerdings die Zugrichtung des heranrückenden Tiefs, weswegen dieses in nordöstliche Richtung abgelenkt wurde und so den Hochdruckeinfluss auf Island vorerst beendete, verbunden mit ergiebigen Niederschlägen an der Westküste. Die westlichen Randbereiche von Hoch MAJLA griffen dagegen in den Abendstunden auf Irland und Großbritannien über. Unter zunehmendem Hochdruckeinfluss kam es in der Nacht bei leicht bewölktem bis wolkigem Himmel zu leichtem Frost mit Tiefstwerten bis zu -6°C auf den Gipfeln der schottischen Highlands.

Am 21.10. erstreckte sich der Höhenkeil über Schottland hinaus bis über die Nordsee, flankiert von einem Tiefdrucktrog, der bis über die iberische Halbinsel reichte. Gleichzeitig schob sich aus Westen ein kräftiges Höhentief heran, welches dafür sorgte, dass der Kernbereich des Bodenhochs MAJLA sich südwärts bis über die Azoren verschob. Der Zentrumsdruck nahm dabei beständig ab und betrug an diesem Tag nur noch 1027 hPa. Auf den Britischen Inseln war das Hoch tagsüber noch wetterbestimmend und brachte maritime Polarluftmassen heran, die für milde Temperaturen sorgten. Maximal wurden am Bristol Channel 15,2°C erreicht. In den Abendstunden erreichten Ausläufer eines Tiefdruckgebiets, welches sein Zentrum über dem europäischen Nordmeer zwischen Norwegen und Jan Mayen hatte, den Norden Schottlands und sorgten dort für mäßige Regenfälle.

Im Laufe des 22.10. wurde das mit dem Tiefdrucktrog über Spanien und Portugal assoziierte Höhentief zunehmend von der Hauptströmung abgetrennt, welche über Skandinavien bis über den Ural verlief. Im dazwischen liegenden Raum bildete sich eine Hochdruckbrücke zwischen dem Höhenhoch über der Antizyklone MAJLA welches sich weiterhin von den Azoren bis nach Großbritannien erstreckte und dem Höhenkeil des an diesem Tag über Südrussland liegenden Vorgängerhochs NICOLA, der sich von Libyen bis an die ukrainisch-russische Grenze zog. Durch den Abzug des zuvor über dem Ärmelkanal liegenden Tiefs URBAN in Richtung Ostsee kamen auch Mitteleuropa und Deutschland erstmals in den Einflussbereich der Antizyklone MAJLA, deren Kern am 22.10. weiter über den Azoren verharrte und dessen Intensität durch den Einfluss von Ausläufern des südlich von Island liegenden Tiefs WILHELM weiter auf nun 1023 hPa abfiel. Durch den steigenden Hochdruckeinfluss ließen die andauernden Niederschläge nach, die an den Vortagen das Wettergeschehen über West- und Nordwestdeutschland bestimmt hatte und es setzte ein mildes, ruhiges Herbstwetter ein. An der Wetterstation Berlin-Dahlem schien knapp sechseinhalb Stunden die Sonne. Höchstwerte wurden in Sachsen-Anhalt erreicht, wo in Bernburg 20°C gemessen wurden.

Zum Tagesbeginn des 23.01. hatte sich das Hochdruckgebiet MAJLA in zwei Teilhochs aufgespalten. Die ursprüngliche Antizyklone wurde MAJLA I benannt und lag mit ihrem Zentrum nun südöstlich der Azoren mit einem Kerndruck von fast 1025 hPa. Der Kern des zweiten Teilhochs MAJLA II lag über Norddeutschland mit einem Kerndruck von gut 1020 hPa. Getrennt waren die beiden Hochdruckzentren von dem Höhenwirbel der Bodenzyklone VLAD, die sich am Vortag über den Balearen gebildet hatte und auf der iberischen Halbinsel bedingt durch die stationäre Lage enorm starke Niederschläge brachte. In Mitteleuropa konnte sich dagegen bedingt durch die Antizyklonen MAJLA II und NICOLA das trockene Herbstwetter halten. Allerdings bildete sich in den niedrigen Lagen eine Inversionswetterlage, so dass es in vielen Orten zu langanhaltendem Hochnebel kam, was den Temperaturanstieg behinderte. So wurden in Leipzig maximal 13,9°C gemessen, während Dresden ein Temperaturmaximum von 20,5°C meldete.

Die Dominanz des Höhenhochs der Antizyklone NICOLA über dem Südosten Europas in der mittleren Troposphäre bedeutete, dass der Teilkern MAJLA II zum 24.10. nicht mehr als eigenständiges Hochdruckgebiet zu identifizieren war und in das größere Hoch aufging. Das Zentrum von Hoch MAJLA verschob sich an diesem Tag unter aus Nordwesten heranziehendem Tiefdruckeinfluss des Ausläufers von Tief WILHELM weiter über die Insel Madeira vor der marokkanischen Küste. Bis zum Abend weitete sich der Hochdruckeinfluss auf die iberische Halbinsel aus und verdrängte dort das sich zunehmend auflösende Tief VLAD als wetterbestimmendes System. Gerade im Süden Spaniens bedeutete das sommerliche Temperaturen mit Höchstwerten um die 26°C im Raum Málaga bei weitestgehend wolkenfreiem Himmel.

Am 25.10 schnürte sich der Höhentrog über dem Mittelmeer endgültig von der Hauptströmung ab, die sich an diesem Tag über die Britischen Inseln, Skandinavien und Nordrussland zog. Dadurch verstärkte sich der Hochdruckeinfluss über Zentraleuropa wieder und es bildeten sich erneut zwei Hochdruckkerne aus. Die Antizyklone MAJLA I lag mit dem Kern zentral über der iberischen Halbinsel und verstärkte sich in den Morgenstunden bis auf 1027 hPa. Das Teilhoch MAJLA II lag mit seinem Zentrum über dem nördlichen Alpenvorland und wies einen Kerndruck von 1023 hPa auf. In weiten Teilen Deutschlands sorgte das Hochdruckgebiet MAJLA II bei leicht bewölkten bis wolkigen Bedingungen für freundliches Herbstwetter mit Maximalwerten von 19°C. Lokal wurde auch die 20°C-Marke überschritten, etwa im sächsischen Kubschütz mit 20,5°C oder in Ihringen bei Freiburg mit 20,6°C. Lediglich der äußerste Norden Deutschlands wurde von Ausläufern von Tief WILHELM beeinflusst, dessen Frontensystem an der Küste leichten Niederschlag brachte.

Das Wettergeschehen des 26.10. war geprägt von einer markanten Luftmassengrenze, die in nordöstlicher Richtung von Großbritannien über Nord- und Ostsee bis ins Baltikum verlief. Auf der nördlichen Seite dieser Luftmassengrenze lagen die Tiefdruckwirbel XANDER, der sich entlang der Frontalzone nach Russland verschob, und YAROSLAV, der sich im Tagesverlauf verstärkte und über Skandinavien zog. Südlich dieser Trennung konsolidierte sich der Hochdruckeinfluss. Der Kerndruck der Antizyklone MAJLA I über Spanien schwächte sich geringfügig auf 1023 hPa ab, während sich der Druck im Zentrum von MAJLA II über dem Alpenraum auf 1025 hPa verstärkte. So stiegen die Temperaturen in Deutschland gegenüber dem Vortag noch einmal an mit Höchstwerten zwischen 18 und 23°C.

In der Nacht zum 27.10. beeinflusste die Luftmassengrenze erstmals auch Deutschland. Dabei wurden die Luftmassen subtropischen Ursprungs der Antizyklone MAJLA zunehmend durch die hinter der Kaltfront des Tiefdruckgebiet YAROSLAV heranströmende Kaltluft polaren Ursprungs verdrängt. Das Zentrum des nun wieder einkernigen Hochdruckgebiets MAJLA verschob sich infolge dessen unter Abschwächung auf 1020 hPa in südöstliche Richtung und lag nun über dem südlichen Alpenraum. Deutlich bemerkbar machten sich die unterschiedlichen Luftmassen bei den Temperaturen. Während in Süddeutschland und Österreich erneut weitverbreitet Höchstwerte über 20°C gemessen wurden, zum Beispiel 23,3°C in Rosenheim und bis zu 24°C in Wien, kamen die Temperaturen im Nordwesten Deutschlands nicht über 15°C hinaus.

In den beiden darauffolgenden Tagen verlagerte sich das Hoch MAJLA unter sinkendem Einflussbereich und nachlassender Intensität über den Balkan bis über das Schwarze Meer. Am 29.10. lag der Zentrumsdruck nur noch bei 1017 hPa. Im Laufe dieses Tages löste sich das Hochdruckgebiet vollständig auf und war nach einer Lebensdauer von 12 Tagen auf der Bodenkarte der Berliner Wetterkarte vom 30.10 nicht mehr verzeichnet.