Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet MANFRED

(getauft am 11.05.2012)

 

 

In der Nacht zum 11.05.2012 lag über dem zentralen Nordatlantik ein umfangreiches Hochdruckgebiet, welches an diesem Tag auf den Namen MANFRED getauft wurde. Dieses Hoch erstreckte sich von der Ostküste Neufundlands bis nach Irland und von Island bis etwa 400 km nördlich der Azoren. Um 00 Uhr UTC, das entspricht 02 Uhr MESZ, wies das Hoch MANFRED einen Kerndruck von etwa 1031 hPa auf.

Bereits 24 Stunden später betrug der Kerndruck in der sich weiter verstärkenden und mit ihrem Kern rasch ostwärts vor die Westküste Irlands gezogenen Antizyklone MANFRED über 1041 hPa. Im Laufe des Tages dehnte sich der Einfluss des Hochdruckgebietes ostwärts bis zu den Beneluxstaaten aus. In der darauf folgenden Nacht klarte es dann vor allem in den westlichen und zentralen Teilen Deutschlands verbreitet auf, sodass die Temperatur im Zuge der thermischen Ausstrahlung gebietsweise auch in den Niederungen bis in Gefrierpunktnähe zurück ging. Unmittelbar über dem Erdboden trat sogar leichter Frost auf. Im Münsterland und in Halle-Kröllwitz an der Saale wurden in 5 cm Höhe bis zu -3°C gemessen.

Die am 13.05.2012 nach Deutschland eingeflossene Meeresluft arktischen Ursprungs gelangte in den Bereich eines kräftigen Höhenkeils, also in ca. 5,5 km Höhe, des starken Hochdruckgebietes MANFRED, in dessen Kern der Luftdruck über dem östlichen Nordatlantik immer noch etwa 1040 hPa betrug. Die ausgedehnte Hochdruckzone MANFRED, die vom Nordatlantik bis nach Mitteleuropa verlief, verlagerte sich im Laufe des Tages unter leichter Abschwächung der Höhenströmung folgend rasch nach Osten.

Der Schwerpunkt des Hochs MANFRED befand sich am frühen Morgen des 14.05.2012 bereits über Westpolen. Dabei betrug der Luftdruck in seinem Zentrum nur noch wenig mehr als 1025 hPa. Im Vergleich dazu lag aber über den Shetland-Inseln das mit 975 hPa stark ausgeprägte Sturmtief VERA, wodurch die Antizyklone MANFRED noch durchaus als stark eingestuft werden konnte. Im windschwachen Bereich des Hochs MANFRED ging die Temperatur in der verbreitet wolkenlosen Nacht in Deutschland stark zurück. Im Osten und besonders im Süden und Südosten Deutschlands kam es häufig zu Hüttenfrost, also Frost in 2 m Höhe. Außer im Norden und Nordwesten Deutschlands trat ansonsten auch verbreitet Bodenfrost auf. In Berlin-Dahlem lag das Hüttenminimum bei +1,2°C, der Tiefstwert am Boden betrug -1,9°C. Die Antizyklone MANFRED brachte außer im Nordwesten Deutschlands einen sonnigen Tag mit verbreitet 11 bis 13, im Osten sogar bis 14 Sonnenstunden.

Das Hochdruckgebiet MANFRED verlagerte sich bis zum frühen Morgen des 15.05.2012 auch weiterhin zügig. Mit nordöstlichem Kurs zog das Zentrum über den Nordosten des europäischen Teils von Russland. Das ist eine zurückgelegte Strecke von mehr als 2000 km innerhalb von 24 Stunden. In diesem Gebiet Russlands gab es immer noch Schneereste.  Die Station Workuta meldete zum Beispiel am Morgen noch 22 cm Schnee. Dadurch kühlte es sich in der Nacht im windschwachen Hochzentrum stark aus, was zu Nachtfrösten von bis zu -6°C führte.

Nach der überaus raschen Verlagerung des Hochs MANFRED seit dem 13.05.2012 blieb diese Antizyklone am 16.05.2012 über dem Osten des europäischen Russlands nahezu stationär und verstärkte sich dort auch wieder. An der Westseite des Hochs breitete sich subtropische Luft nordwärts aus, sodass die Temperatur im Süden Russlands vielfach über 25°C stieg. Im Osten der Ukraine lagen die Temperaturmaxima vom Vortag teilweise schon über 30°C. In Dnjepropetrowsk wurde eine Maximaltemperatur von 31,9°C gemessen.

Im Laufe der nächsten Tage löste sich das mit seinem Schwerpunkt über dem Süden des Urals liegende Hoch MANFRED allmählich auf und setzte dabei seine Verlagerung nach Osten fort. Dadurch konnte es am nächsten Morgen nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

 

Geschrieben am 30.05.2012 von Jasmin Krummel

Berliner Wetterkarte: 14.05.2012

Pate: Manfred Klemann