Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet MARCEL

(getauft am 25.09.2010)

 

Am 23.09.2010 verstärkte sich das über Grönland gelegene Hochdruckgebiet leicht und verlagerte seinen Schwerpunkt weiter nach Süden. In den beiden Folgetagen setzte sich diese Entwicklung fort, sodass sich am 25.09.2010 eine Hochdruckbrücke zwischen den Azoren und Irland gebildet hatte, die auf den Namen MARCEL getauft wurde.

Der Kern der Antizyklone lag mit einem Kerndruck von ca. 1025 hPa nordwestlich von Irland. Binnen 24 Stunden verlagerte das Hochdruckgebiet sein Zentrum vor die norwegische See. Unter Einfluss der Antizyklone schien verbreitet die Sonne bei bis zu milden 17°C in Bergen, in Trondheim wurden 13°C erreicht. In der Nacht kühlte es ohne eine schützende Wolkendecke merklich ab, So lag die Tiefsttemperatur in Bergen bei 5°C und in Trondheim bei 1°C. Bis zum 27.09.2010 hatte sich das mächtige, bis zur Tropopause reichende Hoch MARCEL über Skandinavien mit einem Kerndruck von fast 1030 hPa etabliert. Am Tag erreichte die Temperatur bei ungetrübten Sonnenschein Werte von 12°C in Uppsala (Schweden) bis zu 17°C in Bergen. Nachts wurde verbreitet leichter Frost beobachtet, wie in Oslo mit -1°C.

In den nachfolgenden Stunden erfolgte keine signifikante Änderung der Wetterlage. Bis zum 29.09.2010 dehnte sich Hoch MARCEL, dessen Kern unverändert über Skandinavien lag, weiter aus und beeinflusste das Wettergeschehen auch in Deutschland. Bereits am Vortag schien auf Sylt die Sonne mehr als 10 Stunden. Durch die arktischen Luftmassen stieg die Temperatur dabei lediglich auf 13°C. In der  oftmals klaren Nacht gab es in Norddeutschland örtlich Bodenfrost, wie z.B. in Itzehoe mit -2°C. Bis zum Folgetag verlagerte sich der Kern der Antizyklone minimal und lag über dem südlichen Skandinavien. In der sternenklaren Nacht sank das Quecksilber in den Hochlagen des norwegischen Gebirges verbreitet unter -5°C, z.B. Rorös in 630 m Höhe wurden -7.7°C registriert, im Nachbarort Tynset in einer Höhe von 480 m wurden -6,3°C erreicht. Am Tag stieg die Temperatur bei ungetrübten Sonnenschein nochmals auf etwas über 10°C. Unterdessen hatte sich die Antizyklone weiter nach Russland und Mitteleuropa ausgedehnt, sodass auch in Moskau die Temperatur auf -1,3°C zurückging.

Zum Monatswechsel erfolgte eine weitere Ausdehnung des Hochdruckgebietes MARCEL. Der Luftdruck über ganz Skandinavien lag nun oberhalb von 1020 hPa. Dieses sehr mächtige Hochdruckgebiet reichte nun bis in die untere Stratosphäre. In Skandinavien wurden in den letzten Tagen Tagesgänge der Temperatur  von 20 Kelvin und mehr verzeichnet. So stieg die Temperatur in Nikkiloutka / Lappland bei Sonnenschein auf knapp 14°C, in der darauf folgenden klaren Nacht wurden an der gleichen Station ein Minimum von -7,8°C verzeichnet. Auch im Berliner Raum gab es unter Hochdruckeinfluss örtlich leichten Frost, z.B. Kaniswall -1,5°C, Müggelsee -0,9°C. Bei ungetrübten Sonnenschein lag die Höchsttemperatur in Berlin bei 12°C. Bis zum 02.10.2010 hatte sich die Antizyklone MARCEL über ganz Osteuropa ausgebreitet. Der Kern lag dabei mit 1035 hPa über dem finnischen Meerbusen. Das Wetter in Deutschland war dabei zweigeteilt. Im Osten, z.B. Berliner Raum, schien die Sonne verbreitet mehr als 10 Stunden. Allerdings stieg die Temperatur in der advehierten Luft arktischen Ursprungs nur auf 11°C bis 13°C. Im Westen sorgten Ausläufer von Tief MAREILE für lang anhaltende Niederschläge mit Regenmengen von 10 l/m² bis 15 l/m².

Bis zum 03.10.2010 hatte sich Hoch MARCEL endgültig zu einem blockierenden Hoch entwickelt, dass die normal vorherrschende Strömung aus West nach Norden und Süden umlenkte. Unter Einfluss des Hochdruckgebietes standen nun weite Teile Skandinaviens und Osteuropas sowie ein Großteil des Balkans. Der Kerndruck lag bei 1033 hPa nordöstlich von Moskau. In den folgenden 24 Stunden erfolgte nochmals eine leichte Verstärkung der Antizyklone, deren Kern liegt im Bereich St. Petersburg Moskau mit einem Kerndruck von 1035 hPa. Der Einfluss dieses blockierenden Hochdruckgebietes war so stark, dass Ausläufer atlantischer Tiefdruckgebiete Deutschland nur in sehr abgeschwächter Form ohne signifikante Niederschläge erreichten. Die Temperatur im Kern der Antizyklone stiegen auf Werte um 10°C, wie in Minsk mit 11°C oder Moskau mit 8°C, nachts trat leichter Frost auf, wie in Moskau mit -2°C. Weiter westlich mit einer südwestlichen Anströmung wurden höhere Maxima der Temperatur erreicht wie in Warschau mit 15°C oder in Berlin mit 18°C. Die nächtlichen Tiefsttemperaturen lagen hier bei 5°C.

In den nächsten 72 Stunden erfolgte keine signifikante Änderung des Hochdruckgebietes MARCEL, dass sich bis zum 07.10.2010 auf einen Kerndruck von ca. 1040 hPa verstärkt hatte. In den vergangen Tagen hatte sich die Luft allmählich in kalte, trockene Kontinentalluft umgewandelt. Diese kontinentale Kaltluft arbeitete sich nun langsam nach Westen vor und lag am 07.10.2010 an der polnisch-weissrussischen Grenze. An der Station Grodno wurde bei 10°C ein Taupunkt von -1°C ermittelt. Innerhalb der Antizyklone MARCEL stiegen die Temperaturen am Tag auf 7°C bis 12°C an. Nachts herrschte verbreitet leichter, örtlich auch mäßiger Frost.

Am Folgetag hatte sich die kontinentale Kaltluft nur geringfügig weiter nach Westen verlagert. Die Antizyklone lag unverändert mit einem Kerndruck bei ca. 1040 hPa über dem westlichen Russland. Die Temperatur stieg in der kontinentalen, trockenen Festlandsluft meist nur geringfügig über 5°C, wie in Bialystok im Osten Polens mit 6°C, Wilna 7°C, Minsk 8°C. Nachts wurde verbreitet leichter Frost beobachtet, -3°C in Bialystok, -4°C in Wilna und -1°C in Minsk. Bis zum 09.10.2010 schwächte sich Hoch MARCEL über dem Baltikum liegend geringfügig ab. Der Kerndruck lag nun bei ca. 1035 hPa. Die trockene Festlandluft reichte bis nach Berlin, wo ein Maximum von 14°C verzeichnet wurde. Weiter östlich in Polen wurden verbreitet nur 10°C erreicht. Dabei setzte sich die Antizyklone im Verlauf des Tages mit Sonnenschein in Deutschland durch, so schien in Cottbus 6 Stunden die Sonne, im Berliner Raum waren es 8 Stunden, auf Rügen am Kap Arkona 9 Stunden und in Schleswig-Holstein verbreitet 10 Stunden. Bis zum Folgetag verlagerte sich die Antizyklone MARCEL retrograd nach Westen und lag zum Teil am 10.10.2010 über Norddeutschland. Der Kern des Druckgebildes befand sich weiterhin über dem Baltikum. Bei verbreitet 9 bis 10 Stunden Sonnenschein stieg die Temperatur auf 14°C im Berliner Raum bis 19°C am Main und Oberrhein. Am Nordwestrand des Erzgebirges stieg die Temperatur bei leichtem Föhn ebenfalls auf knapp 20°C, wie in Zwickau und Greiz. In der Nacht kühlte es bei sternenklaren Himmel stark aus, so dass örtlich leichter Frost auftrat, z.B. Barth -2°C, in Berlin-Dahlem wurden 0°C beobachtet. In den folgenden Stunden schwächte sich das Hochdruckgebiet weiter ab und verlagerte seinen Schwerpunkt in Richtung Balkan. Bereits am 11.10.2010 lag der Kerndruck nur noch bei 1015 hPa. Unter Einfluss der nunmehr schwachen Antizyklone blieb es jedoch in Deutschland weitgehend wolkenlos. Dabei stieg die Temperatur auf etwas über 20°C entlang des Rheins. In der klaren Nacht gab es vielfach leichten Frost, am kältesten war es dabei am östlichen Berliner Stadtrand wo in Kaniswall -2,9°C registriert wurden. Bis zum 12.10.2010 hatte sich die nun kaum mehr erkennbare Antizyklone MARCEL nach Anatolien zurückgezogen und löste sich über dem nahen Osten liegend am 14.10.2010 auf und wurde fortan nicht mehr auf der Europäischen Wetterkarte geführt.

 


Geschrieben am 01.11.2010 von Tobias Mahnkopf

Wetterkarte: 02.10.2010

Pate: Madeleine Kühne