Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet MARIA

(getauft am 19.03.2015)

 

Unterhalb eines schmalen Vorstoßes warmer Luft nach Norden, welcher als Keil bezeichnet wird und sich in einer Höhe von 5,5 km von den Azoren bis nordwestlich von Irland ausbreitete, wurde am 18.03.2015 eine Hochdruckzelle im Bodenniveau über den Azoren analysiert. Von dieser spaltete sich im Laufe des Tages, begünstig durch den Durchzug einer Luftmassengrenze eines unbenannten Nordmeertiefs, ein kleiner Teil über den Britischen Inseln ab. Dieses nun eigenständige Hochdruckgebiet wurde aufgrund seines prognostizierten Einflusses auf Mitteleuropa folgend am 19.03. auf den Namen MARIA getauft.

Das Zentrum des Hochs befand sich um 01 Uhr MEZ dieses Tages über der Ostküste Irlands, wobei sich mit der gleichzeitig erfolgten Ausdehnung des Höhenkeils bis über die Nordsee der Zentrumsdruck auf etwa 1037 hPa verstärken konnte. Im Einflussbereich des Hochs MARIA gab es auf den Britischen Inseln während der Nacht vielerorts leichten Frost, wie in Shap und Trawscoed mit Minima von jeweils -3,5°C oder im irischen Mullingar mit -3,6°C. Sinkt die Temperatur unter Hochdruckeinfluss stark ab, kommt es zur Kondensation der in der Luft enthaltenen Feuchte, wobei Nebel und Hochnebel entstehen können. Dadurch bildete sich über den Britischen Inseln eine Hochnebeldecke, welche sich verbreitet erst am Nachmittag auflöste. Andernorts blieb sie länger erhalten bzw. verdeckte die dichte Bewölkung eines über den Niederlanden liegenden Höhenwirbels den Himmel über Teilen von Ostengland und Schottland. So verringerte sich bei dunstig-trüben Verhältnissen der Tageshöchstwert in London im Vergleich zum Vortag um 3 Grad auf 8°C. Dort, wo sich die Sonne zumindest zeitweise durchsetzen konnte, stieg die Temperatur auch über die 10°C-Marke. Dabei wurden im walisischen Thomastown 13,6°C und im irischen Claremorris 13,2°C als Tagesmaxima verzeichnet. Mitunter fiel auch etwas Sprühregen, der aber nur geringe Mengen von wenigen Zehnteln Liter pro Quadratmeter hervorrief. Im Tagesverlauf verlagerte sich die Antizyklone MARIA weiter nach Osten, wodurch auch Deutschland mehr und mehr unter Hochdruckeinfluss geriet. In Hochdruckgebieten sinken Luftmassen großflächig ab, was die Auflösung von Wolken zur Folge hat. Somit schien bis auf den Westen des Landes fast überall in Deutschland die Sonne 10 bis 11 Stunden lang, wobei sich die Luft bis auf maximale 17,4°C in Konstanz erwärmte.

Bis 01 Uhr MEZ des Folgetages zog das Hoch MARIA rasch weiter in Richtung der Karpaten und konnte zu diesem Zeitpunkt mit einem abgeschwächten Kerndruck von rund 1028 hPa über dem Norden Rumäniens nahe dem Grenzbereich zur Ukraine analysiert werden. Da sich das Hoch MARIA im Bereich eines Höhenwirbels mit Zentrum über dem Süden Rumäniens befand, dominierten viele Wolken den Himmel über der Süd- und Westfseite des Hochs. Damit konnte sich der Einfluss der Antizyklone hauptsächlich über dem Bereich von Kroatien bis nach Polen und von Österreich bis nach Weißrussland durchsetzen. Aufgrund der verbreitet klaren Nacht sanken die Temperaturwerte in den Bereich leichten und mäßigen Frosts. Im polnischen Bialystok wurde ein Tiefstwert von -6,8°C und in Zakopane von -6,4°C gemessen. Im tschechischen Lysá Hora wurden derweil ‑5,4°C, im ungarischen Bekescsaba -4,9°C und am auf 3105 m Höhe gelegenen Sonnblick-Observatorium -11,2°C registriert. Am Tage erwärmte sich dann die einströmende Subpolarluft auf Werte zwischen 10 und 14°C. Zum Vergleich blieben die Temperaturen im Bereich des Höhenwirbels bei beispielsweise 7°C in Bukarest und 5°C in Sofia. Vor allem in Österreich stiegen die Höchstwerte mitunter über die 15°C-Grenze, wie mit 17,1°C in Landeck oder 16,2°C am Innsbrucker Flughafen. An den kroatischen Stationen Hvar und Dubrovnik/Gorica konnten indes Maxima von jeweils 16,5°C verzeichnet werden. Mit der Antizyklone NATASCHA bildete sich eine schwache Hochdruckbrücke aus, wodurch auch Teile Deutschlands unter Hochdruckeinfluss standen. Während der Himmel über dem Nordwesten des Landes von wechselnder Bewölkung zumindest für längere Zeit des Tages bedeckt blieb, wurden im übrigen Teil Deutschlands Sonnenscheindauern von 9 bis 11 Stunden registriert. Dabei kamen Höchsttemperaturen von 5 bis 7°C im Nordwesten und ansonsten von 10 bis 15°C zustande. Im äußersten Südwesten konnten sogar Maxima von 16,8°C aus Mannheim, 16,7°C aus Konstanz und 16,2°C aus Lahr gemeldet werden.

Mit der langsamen Ostverlagerung eines Keils über dem westlichen Mittelmeer, konnte sich das Bodenhoch MARIA über der Balkan-Halbinsel, Italien und dem östlichen Mittelmeer etablieren und sich in seinem Einflussgebiet vergrößern. Das Zentrum befand sich zum Nachttermin am 21.03. über dem Westen Serbiens und wies einen Druck von ca. 1025 hPa auf. Die Ausdehnung erstreckte sich dabei in Nord-Süd-Richtung von Südpolen bis zum Nordosten Libyens bzw. von den französischen Alpen im Westen bis zur westlichen Türkei im Osten. Dort, wo es in der Nacht aufklarte, herrschte abermals leichter Frost. Dabei wurden minimal -5,7°C im polnischen Ketrzyn, -5,6°C im tschechischen Snezka und -8,6°C im rumänischen Brezoi gemessen. Während sich die Luft im Tagesverlauf über Italien im Vergleich zum Vortag etwas abkühlte, wurde in den Ländern Ost- und Südosteuropas verbreitet einen Anstieg der Höchstwerte vermeldet. So sanken zwar die Maxima in Florenz sowie Cagliari um 5 Grad, jedoch verzeichnete man in Varna, Belgrad und am Plattensee eine Erhöhung um denselben Wert. Gleichzeitig wurden in Konstanza 6 Grad und in Bukarest 7 Grad mehr als tags zuvor registriert. In Sofia wurden sogar mit einer Höchsttemperatur von 14°C insgesamt 9 Grad mehr erreicht.

Die Verschiebung des Höhenkeils nach Osten bis über das östliche Mittelmeer und den Balkan bewirkte, dass sich das Hoch MARIA nun in einer südöstlichen Strömung befand. Dadurch verlagerte sich die Antizyklone MARIA folgend in diese Richtung und konnte um 01 Uhr MEZ des 22.03. südlich von Kreta analysiert werden. Der Kerndruck schwächte sich dabei weiter ab und betrug zu diesem Zeitpunkt ca. 1023 hPa. Der Einflussbereich erstreckte sich von Ägypten bis zur Türkei bzw. Griechenland sowie erweiternd bis zu den Karpaten, wobei große Teile dieses Gebietes im Tagesverlauf unter den Einfluss der Ausläufer eines unbenannten Tiefs nahe des zentralen Uralgebirges gerieten. In Griechenland wurden vielerorts leicht höhere Temperaturen als am Tag zuvor gemessen, wobei in Athen sowie in Heraklion Anstiege um 2 Grad auf nun 15°C verzeichnet wurden. Am wärmsten wurde es dabei in Kastelli auf Kreta sowie auf der östlich von dieser liegenden Insel Karpathos mit jeweils 16,6°C. In der Türkei machte sich vor allem die zunehmende Sonneneinstrahlung im wolkenarmen Hochdruckbereich bemerkbar. In Ankara stieg die Temperatur von 6°C auf 10°C an und in Izmir wurden mit 17°C im Gegensatz zum Vortag 5 Grad mehr registriert. Die absoluten Maxima wurden hierbei in Aydin mit 18,9°C, in Fethiye mit 19,2°C und in Marmaris mit 21,2°C erreicht. Auch in Larnaca und in Gecitkale auf Zypern konnten 20,0 bzw. 19,7°C als Höchstwerte gemessen werden.

Während der Höhenkeil bis zum Folgetag durch den Vorstoß kalter Luftmassen aus Norden sichtlich abgeschwächt wurde, verringerte sich auch im Bodenniveau das Einflussgebiet des Hochs MARIA aufgrund von Westen und Norden heranziehender Tiefdruckgebiete bzw. deren Ausläufer deutlich. Damit beschränkte sich der Einfluss der sich weiter auf knapp 1020 hPa abgeschwächten Antizyklone MARIA lediglich auf die zentrale und östliche Türkei, wobei das Zentrum nahe der Stadt Kayseri analysiert wurde. Von Westen her nahm die Bewölkung mit den Tiefdruckausläufern zu, wodurch beispielsweise in Izmir die Temperatur wieder auf maximale 11°C sank und das Vortagesniveau nicht mehr erreicht wurde. Im Süden des Landes flossen hingegen mitunter gemäßigte Luftmassen ein und sorgten so für Höchstwerte von 17,3°C in Adana, 17,6°C in Osmaniye und 17,9°C in Iskenderun.

Bis zum Abend musste das Hoch MARIA dem zunehmenden Tiefdruckeinfluss weichen und verlagerte sich der westlichen Höhenströmung folgend unter Abschwächung weiter nach Osten in Richtung des Kaspischen Meeres, wodurch es den Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ und am 24.03. auf dieser nicht weiter namentlich verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am 30.04.2015 von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 20.03.2015

Pate: Maria Rudloff