Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet MARIO

(getauft am 22.10.2012)

 

Am 22.10. bildete sich nach kurzem Tiefdruckeinfluss über dem Nordwesten Grönlands ein neues Hochdruckgebiet mit einem anfänglichen Kerndruck von etwa 1035 hPa. Dieses sogenannte Grönlandhoch wurde am selben Tag in der Prognose für den Folgetag auf den Namen MARIO getauft, da eine Verlagerung in Richtung Europa vorhergesagt wurde.

Über der Mitte Grönlands etablierte sich Hoch MARIO am folgenden Tag bei einem gleichbleibenden Kerndruck. In der mittleren Troposphäre, d.h. einer Höhe von ca. 5,5 km bzw. einem Druck von 500 hPa, herrschten zu diesem Zeitpunkt vergleichsweise große Temperaturunterschiede. Während an der Nordostküste in 500 hPa eine Temperatur von -39°C gemessen wurde, waren es an der Südspitze Grönlands -16°C. Diese Höhenwarmluft erreichte den Süden Grönlands auf der Ostseite eines Höhentiefs mit Zentrum über Neufundland direkt von den Bermuda-Inseln. Ein weiteres Höhentief mit Zentrum über Spitzbergen verhinderte allerdings, dass diese Warmluft noch weiter nach Norden vordringen konnte und so wurde diese nach Island umgelenkt. Damit lag die Luftmassengrenze über der Südhälfte Grönlands, bei der die Strömung über Jan Mayen und dem Nordkap bis zur Insel Nowaja Semlja verlief. Den Südwesten Grönlands erreichte durch eine südliche Strömung milde Luft vom Atlantik, sodass beispielsweise am Flughafen von Maniitsoq eine Höchsttemperatur von 4,8°C registriert wurde. An der Ostküste gelangte dagegen arktische Kaltluft nach Süden. Als Folge davon wurden Tiefstwerte unter -10°C gemessen. An der Station Constable Pynt wurde sogar -16,1°C erreicht, die Höchsttemperatur stieg dort anschließend auch nur bis auf -12,4°C an.

Am 24.10. bildete sich auf der Rückseite von Tief URSULA über Island ein Ableger vom Grönlandhoch MARIO. Beide wurden mit einem Kerndruck von etwa 1034 hPa analysiert. Die 1030 hPa-Isobare reichte dabei bis nach Schottland, wo sich durch das Hochdruckwetter verbreitet Nebel bildete. Über Island herrschte verbreitet dichte Bewölkung, aus der leichter Regen fiel, da die Höchsttemperaturen an den meldenden Wetterstationen zwischen 4 und 6°C schwankten. An der Lage von Hochdruckgebiet MARIO und seinem Ableger änderte sich auch am folgenden Tag wenig. Der Kerndruck erhöhte sich auf knapp 1040 hPa, während der Kerndruck des Ablegers konstant blieb. Am 26.10. deutete sich eine Verlagerung von Hoch MARIO nach Süden an, da sich nicht nur das Zentrum bis über den Norden Islands ausdehnte, sondern dorthin auch die arktische Luft strömte. Die Höchstwerte an den Stationen im Zentrumsbereich lagen etwa um den Gefrierpunkt und aus der durch die Inversionswetterlage entstandenen dichten Bewölkung fiel vereinzelt etwas Sprühregen, Schneegriesel oder Schnee.

Schon am folgenden Tag befand sich Hochdruckgebiet MARIO mit seinem Zentrum etwa 1000 km südlich von Island. Bei dieser Entwicklung hatte auch das Tief WILMA einen entscheidenden Einfluss, da sich dieses Tief über Südgrönland verstärken konnte und sich rasch nach Süden verlagerte. Daher befanden sich nur noch Großbritannien und Irland im Einflussbereich von Hoch MARIO. Dort verzeichneten alle wichtigen Wetterstationen einen erkennbaren Tagesgang mit einer Temperaturspanne von meist 6 bis 10 Grad, wobei die Tiefstwerte um oder leicht unter dem Gefrierpunkt lagen.

Am 28.10. erreichte Hochdruckgebiet MARIO durch seine weitere Verlagerung nach Süden die Iberische Halbinsel mit einem Zentrumsdruck von etwa 1029 hPa. Antizyklone MARIO befand sich dabei auf der Westseite eines kräftigen Höhentiefs, dessen Zentrum über der Cote d'Azur lag. Die großräumige Strömung führte dabei kühle Höhenluft von Großbritannien bis nach Spanien und auf der Ostseite warme Luft aus dem Mittelmeerraum von Italien über Osteuropa bis nach Westrussland. Die Höchsttemperaturen in Spanien lagen aufgrund der von Norden eingeflossenen Kaltluft verbreitet bei 15 bis 19°C, in Madrid sogar nur bei 12°C und damit bis zu 6 Grad unter denen des Vortages. Auch die Tiefstwerte in der folgenden Nacht zeigten den Einfluss von Hoch MARIO, wodurch es bei längerem Aufklaren zu einer deutlichen Abkühlung kam. Beispielsweise wurden aus Barcelona 6°C, aus Valencia 4°C und aus Madrid nur 0°C gemeldet.

Am 29.10. konnte sich Hochdruckgebiet MARIO entlang der Höhenströmung und auf der Vorderseite von Tief WILMA von der Iberischen Halbinsel aus nach Nordosten bis zum Baltikum ausdehnen. Dabei wurden zwei Zentren analysiert, Hoch MARIO I mit 1021 hPa über Spanien und Hoch MARIO II mit 1019 hPa über Westpolen. Hierbei machte sich das Aufklaren besonders vom Schwarzwald bis nach Brandenburg bemerkbar, wo die Tiefstwerte in der Nacht zum Folgetag deutlich in den Frostbereich zurückgingen und verbreitet -4°C bis -7°C erreichten, im Thüringer Wald sank die Temperatur sogar bis -9°C. In diesem Bereich gab es tagsüber die höchste Sonnenscheindauer, in Brandenburg und Berlin wurden 9 Stunden erreicht, was nach der frostigen Nacht nur zu einem Temperaturanstieg auf 8°C führte. Teilhoch MARIO I war inzwischen über den Alpen angekommen, hatte aber nur noch einen Kerndruck von 1015 hPa. Teilhoch MARIO II hingegen konnte sich über Nordwestrussland nicht nur von der Ausdehnung her vergrößern, sondern sich auch auf einen Kerndruck von 1024 hPa verstärken. Die Regionen, die von Hoch MARIO I beeinflusst wurden, meldeten ruhiges Wetter mit teils dichten tiefen Wolken und vereinzeltem leichten Sprühregen oder Schneegriesel, z.B. Prag und Brünn. Ein ähnliches Wetter wurde auch in den von Hoch MARIO II beeinflussten Gebieten verzeichnet. Hier gingen die Temperaturen aber bei zeitweiligem Aufklaren noch weiter zurück, insbesondere in den Regionen nördlich von Moskau mit Tiefstwerten bis -10°C.

Am 31.10. erreichten die Antizyklonen MARIO I und II zusammen ihre flächenmäßig größte Ausdehnung. Hoch MARIO I erstreckte sich von der Adria bis zum Schwarzen Meer und der Türkei, das Hoch MARIO II reichte dagegen von Finnland über den Ural bis nach Westsibirien. Während der Kerndruck von Hochdruckgebiet MARIO I nur leicht auf 1017 hPa ansteigen konnte, erhöhte sich der von Hoch MARIO II, aufgrund eines Höhenhochs mit Zentrum über dem nördlichen Kaspischen Meeres, deutlich auf etwa 1033 hPa.  Da die Zugrichtung von dem nördlichen Teilhoch weiter nach Osten gerichtet war, erschien dieses zwar noch mit einem Kerndruck von 1036 hPa östlich des Urals am 01.11. auf der Bodenwetterkarte, dennoch wurde das ehemalige Teilhoch MARIO I mit Zentrum über der Wolgamündung nun als Hochdruckgebiet MARIO weitergeführt. Es erstreckte sich von Polen bis zum Kaukasus sowie von Finnland bis zum Schwarzen Meer.

Mit der langsamen Ostverlagerung eines kleinen Höhenkeils von Westrussland zum Ural verlagerte sich auch Hoch MARIO in den folgenden drei Tagen in diese Richtung. Dabei ging der Kerndruck im Gegensatz zum ehemaligen Teilhoch MARIO II langsam zurück und reduzierte sich um knapp 3 hPa pro Tag. Auch der Einflussbereich verkleinerte sich immer mehr, insbesondere durch die von Westen heranziehenden Ausläufer von Tief XANTHIPPE. Am 04.11. erschien Hochdruckgebiet MARIO schließlich nach 14 Tagen letztmalig über dem Südural auf der Berliner Wetterkarte.

 

 


Geschrieben am 20.01.2013 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 30.10.2012

Pate: Romy