Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet MAYBRIT

(getauft am 17.09.2015)

 

Ende der zweiten Septemberdekade wurde das Wetter über weiten Teilen Europas von einem umfangreichen Tiefdruckkomplex mit Zentrum über den Britischen Inseln und dessen weitreichende Ausläufer bestimmt. Dagegen war das Azorenhoch nur schwach ausgeprägt, so dass sich über West- und Mitteleuropa ein Wetterabschnitt mit vielen Wolken und wiederholten Regenfällen zeigte. In den folgenden Tagen zog sich jedoch der Tiefdruckkomplex allmählich Richtung Skandinavien zurück. Hierdurch stieg der Luftdruck vor allem im Bereich des subtropischen Ostatlantik und bis zum 18. September konnte sich eine neue Hochdruckzelle zwischen Azoren und Iberischer Halbinsel ausbilden. Für die weitere Entwicklung prognostizierten die Wettermodelle eine Ostwärtsverlagerung der Zelle bei gleichzeitiger Kräftigung, sodass an den folgenden Tagen Hochdruckeinfluss das Wetter in Mitteleuropa bestimmen sollte. Daher wurde dieses Hoch in der Prognose für den Folgetag auf den Namen MAYBRIT getauft.

In den Morgenstunden des 18. September konnte das Hoch MAYBRIT zum ersten Mal in den Bodendruckkarten analysiert werden. Dabei befand sich das Hoch MAYBRIT mit einem Luftdruck von knapp über 1020 hPa zwischen Azoren, Madeira und Iberischer Halbinsel noch über dem Ostatlantik. Der Einfluss reichte indes darüber hinaus schon bis nach Südwesteuropa. Während also tags zuvor noch Tiefausläufer für zeitweilig dichte Wolken und Regen über der Iberischen Halbinseln sorgten, führte der Druckanstieg hier zu viel Sonnenschein bei verbreitet sommerlichen Temperaturen. Im äußersten Süden Spaniens wurden sogar über 30°C gemessen, so wie in Cordoba mit 31,0°C.

Währenddessen konnte sich die Antizyklone MAYBRIT bis zum 19. September weiter kräftigen und ihren Wirkungskreis bis nach Frankreich und den Britischen Inseln ausweiten. Über Spanien hielt sich das sommerlich sonnige Wetter, wobei die Temperaturen im Vergleich zum Vortag um noch 2 bis 3 Grad höher lagen. Beispielsweise wurden in Sevilla 30,8°C gemessen, wobei tags zuvor die Höchsttemperatur bei 33,1°C lag und in Madrid stieg die Temperatur von 24,6°C auf 26,8°C. Dagegen bestimmten in Frankreich und Großbritannien trotz zunehmendem Hochdruckeinfluss noch mehr Wolken als Sonne das Wettergeschehen. Zudem entwickelten sich in der zuvor, am Rande des Tiefdruckkomplexes eingeflossenen Meereskaltluft vereinzelt Schauer, so dass die Maxima kaum über 20°C lagen. Immerhin stieg die Temperatur in London bei 8,1 Stunden Sonne auf 19,6°C und damit genauso hoch wie in Paris, wo Sonne nur halb so lange schien. Im Tagesverlauf verlagerte sich der Schwerpunkt des Hochs MAYBRIT allmählich nach Frankreich, wodurch sich der antizyklonale Einfluss bis nach Deutschland ausdehnte. In der feucht-kühlen Meeresluft sank die Temperatur nachts bei meist nur leicht bewölktem Himmel über Westeuropa auf Werte von herbstlich frischen 5 bis 10°C ab, etwas milder blieb es über den Britischen Inseln mit 8 bis 12°C. Dabei bildeten sich stellenweise Nebelfelder, die sich aber im Laufe des Vormittags rasch wieder auflösten.

In den frühen Morgenstunden des 20. Septembers befand sich das Zentrum mit etwas mehr als 1025 hPa über Nordfrankreich, wobei um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, in Paris ein Luftdruck von 1027,7 hPa gemessen wurde. Über Mittel- und Westeuropa war weiterhin die eingeflossene, kühle und wolkenreiche Meeresluft wetterbestimmend. In Deutschland konnte sich die Sonne lediglich für wenige Stunden zeigen, sodass es mit Höchstwerten von 14 bis 17°C für diese Jahreszeit zu kühl blieb. Dagegen stiegen die Temperaturen über Frankreich unterstützt von reichlich Sonnenschein ähnlich dem Vortag auf meist um die 20°C. Über den Britischen Inseln machten sich dagegen schon die Ausläufer eines neuen Atlantiktiefs mit kompakteren Wolkenfeldern bemerkbar. Lediglich über dem Südosten Englands blieb es noch weitgehend freundlich und im Londoner St. James Park wurden für englische Verhältnisse angenehm milde 20,5°C gemessen. In den folgenden Stunden konnte sich der antizyklonale Einfluss zwar noch etwas weiter ostwärts ausdehnen, wurde aber gleichzeitig über Westeuropa schon wieder leicht abgebaut. Grund dafür war das sich vom Nordostatlantik her nähernde, nachfolgende Tiefdrucksystem. Nachts war der Himmel über großen Teilen Frankreichs, bis nach Belgien, sowie West- und Süddeutschland verbreitet gering oder leicht bewölkt. Hierdurch konnten die eingeflossenen Luftmassen subpolaren Ursprungs noch etwas weiter auskühlen. Im Bodenniveau sank die Temperatur mancherorts sogar in Gefrierpunktnähe, so wie etwa in Stuttgart, im belgischen Elsenborn, oder aber in Châteauxdun in Zentralfrankreich.

Am Morgen des 21. September befand das Hoch MAYBRIT mit Zentrum über Süddeutschland, wobei zu diesem Zeitpunkt in Stuttgart ein Luftdruck von 1023,5 hPa gemessen wurde. Der Hochdruckeinfluss reichte nunmehr keilförmig vom Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel bis ins östliche Mitteleuropa. Dies deckt sich gut mit Satellitenbildern dieses Tages, die zur Mittagszeit einen nahezu wolkenfreien Bereich von Süddeutschland über den Alpenraum bis nach Frankreich und Spanien zeigen. Dementsprechend viel Sonnenschein brachte das Hoch MAYBRIT nun auch dem Süden Deutschlands, wobei die Temperaturen hier auf nahe oder knapp über 20°C stiegen. Dagegen blieb es über dem Norden und Osten Deutschlands und bis nach Polen, wohin sich die Antizyklone verlagerte, unter dichten Wolken weiterhin recht kühl. So stieg die Temperatur in Schwerin lediglich auf 14,3°C, oder aber in Kiel auf 14,4°C und in Polen in Bialstok nur auf 12,7°C. Nachts bildete sich erneut stellenweise Nebel mit Schwerpunkt über dem östlichen Mitteluropa. Dort wo es länger klar blieb, wurde erneut Bodenfrost beobachtet. Beispielsweise sank im tschechischen Ostrava die Luft in 5 cm Höhe über Erdboden bis -2°C.

Bis zum 22. Septembers hatte sich die Antizyklone MAYBRIT auf einen Luftdruck von noch knapp über 1015 hPa abgeschwächt und befand sich dabei bereits über dem östlichen Mitteleuropa. Gleichzeitig waren nach Frankreich und Deutschland Tiefausläufer vorgedrungen und beendeten hier das freundliche Wetter. Viel Sonnenschein brachte das Hoch MAYBRIT dagegen an diesem Tag von Polen über die Slowakei bis nach Österreich und Ungarn. Dabei erreichten die Temperaturen bei 10 oder mehr Sonnenstunden über Polen meist angenehme 17 bis 20°C, bis zu 21,8°C waren es beispielsweise in Breslau.

Währenddessen verlagerte sich das Hoch MAYBRIT unter nochmaliger, leichter Kräftigung über das Baltikum hinweg in Richtung Nordwestrussland. So wurde das Hochdruckzentrum in den Frühstunden des 23. September mit einem Luftdruck von knapp über 1020 hPa einige Hundert Kilometer nördlich von Moskau und östlich von St. Petersburg analysiert und einen Tag später mit knapp über 1025 hPa südöstlich von Archangelsk. Parallel dazu fand die Antizyklone MAYBRIT Anschluss an eine ausgedehnte Hochdruckzone über dem Ural und Westsibirien.

Während sich damit der antizyklonale Einfluss auch aus dem östlichen Mitteleuropa und dem Baltikum zurückzog, festigte er sich für die folgenden Tage über Osteuropa bzw. Westrussland. Im Bereich des Hochdruckzentrums dominierte weiterhin recht kühle Subpolarluft in der die Temperaturen auch hier unter 20°C blieben. So wurden am 23. September etwa in St. Petersburg 17,1°C gemessen, am Folgetag in Archangelsk nur 16,6°C. Dass sich die Luft über Westrussland an den folgenden Tagen trotzdem erwärmte, lag an der Entstehung einer neuen, kräftigen Hochdruckzelle über dem Südural und Südrussland. An deren Rande wurden Luftmassen subtropischen Ursprungs aus Süden herantransportiert. Dies führte zu einem markanten Temperatursprung. Wurden an der Station Moskau am 23. September maximal 21,7°C gemessen, waren es tags darauf schon 26,3°C und am 25. September 27,9°C.

Letztmalig in den Wetterkarten analysiert werden konnte das Hoch MAYBRIT in den Frühstunden des 25. September mit Lage zwischen Nordural, Nordrussischem Landrücken und nördlicher Wolga. In den folgenden Stunden ging das Hoch MAYBRIT vollständig in die neue Hochdruckzelle über Südrussland auf. Damit blieb der insgesamt freundliche Wettercharakter auch hier an den Folgetagen noch erhalten.

 

 

Geschrieben am 14.10.2015 von Gregor Pittke

Berliner Wetterkarte: 21.09.2015

Pate: Maybrit Illner