Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet MICHA

(getauft am 13.04.2010)

 

Im Laufe des 13.04. bildete sich auf der Rückseite eines Grönlandtiefs ein neues Hochdruckgebiet südöstlich von Neufundland und wurde noch am gleichen Morgen auf den Namen MICHA getauft. Der Luftdruck im Zentrum betrug zu diesem Zeitpunkt schon 1030 hPa und erhöhte sich weiter. Die Tiefdruckgebiete um MICHA herum schwächten sich rasch ab. Der Kerndruck erreichte am nächsten Tag mit ca. 1037 hPa seinen höchsten Wert. Dementsprechend groß war auch die Ausdehnung von MICHA. Er erstreckte sich vom mittleren Nordatlantik nach  Island und die Britischen Inseln. Gleichzeitig gab es über Island eine dichte Isobarendrängung (die Linien des gleichen Luftdruckes liegen hierbei sehr dicht beieinander, der Wind weht in etwa parallel dazu; je dichter diese zusammenliegen, desto stärker weht der Wind) besonders in der mittleren Troposphäre. Die Windgeschwindigkeiten lagen z.B. im 500 hPa-Niveau (ca. 5,5 km) bei 160 km/h und im 300 hPa-Niveau (ca. 8 km) sogar bei 200 km/h. In dieser kräftigen nordwestlichen Strömung, die mehrere Tage anhielt, gelangte von dem zu dieser Zeit ausgebrochenen Vulkan Eyjafjallajökull auf Island Rauch und Asche in große Teile Nord- und Mitteleuropas und führte dort zu erheblichen Einschränkungen im Flugverkehr oder brachte diesen sogar vollständig zum Erliegen.

Am 16.04. erreichte MICHA mit seinem Zentrum die Britischen Inseln. Dort gab es bei überwiegend schönem Wetter Höchsttemperaturen bis zu 16°C, während es sich in der Nacht bis zum Gefrierpunkt oder sogar leicht darunter abkühlte. Tiefdruckgebiet PHILOMENA hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt nach Island verlagert und "zwang" MICHA in den folgenden Tagen von einer ostwärts gerichteten Zugrichtung in eine südöstliche bis südlichere. Dabei hatte er sich schon begonnen abzuschwächen, was an dem Kerndruck von etwa 1031 hPa zu erkennen war.

In der folgenden Nacht erreichte Hoch MICHA Deutschland. Durch die Ausstrahlung aufgrund des verbreitet wolkenlosen Himmels sanken die Tiefsttemperaturen bis unter den Gefrierpunkt, in Niedersachsen wurden mit bis zu -4°C die tiefsten Werte gemessen. Am Tage wurden vom diensthabenden Meteorologen an der Freien Universität Berlin zwei Zentren von MICHA analysiert, was sehr gut auf dem Titelbild der Berliner Wetterkarte vom 17.04. zu sehen ist: MICHA I lag über den Benelux-Staaten, MICHA II über Tschechien. Dennoch setzte sich die Abschwächung schnell weiter fort, da kaum noch Luftdruckwerte über 1023 hPa erreicht wurden. Bei meist heiterem oder auch wolkenlosem Himmel in Deutschland schien die Sonne 12 bis 13 Stunden und die Höchsttemperaturen erreichten verbreitet 14 bis 17°C, am Oberrhein sogar knapp 20°C. Daraufhin folgte wieder eine kühle Nacht, der Gefrierpunkt wurde allerdings nur in einem Bereich von der deutschen Nordseeküste bis zur Lausitz unterschritten.

Am 18.04. hatte MICHA einen Einflussbereich von den Britischen Inseln bis zum Schwarzen Meer, wobei der Schwerpunkt über Südosteuropa lag. Trotzdem stiegen die Temperaturen gegenüber dem Vortag noch etwas weiter an, die wärmste Region war dieses Mal aber der Berliner Raum mit 21°C. Etwas wärmer war es mit 22°C nur noch in Belgrad und in Kischinau (Hauptstadt von Moldawien).

In den folgenden Tagen verlagerte sich das Zentrum von MICHA über den Kaukasus zum Ural, verließ den Bereich der Bodenwetterkarte am 21.04. in Richtung Osten und vereinigte sich dort mit dem kräftigen Sibierenhoch. Damit tauchte MICHA letztmalig auf der Berliner Wetterkarte auf.


Geschrieben am 27.05.2010 von Matthias Treinzen

Wetterkarte: 17.04.2010

Pate: BMW Führungskolleg C1 Gruppe 09/87 v/o DMR