Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
NATASCHA
(getauft
am 19.03.2015)
Im Tagesverlauf des 19.03.2015 bildete sich
südwestlich von Irland über dem Atlantischen Ozean auf der Ostseite eines
nordwestatlantischen Tiefdruckkomplexes ein Hochdruckgebiet aus, das in der Prognose
für den Folgetag auf den Namen NATASCHA getauft wurde.
Das Hoch wies am 20.03. um 01 Uhr MEZ einen
Kerndruck von ca. 1035 hPa auf und befand sich knapp südwestlich von Irland.
Das Hochdruckgebiet sorgte insbesondere im Süden Irlands und Englands im
Tagesverlauf für Sonnenschein. So meldete die Station St. Athan
im Südwesten Englands 9 Sonnenstunden, Camborne im
Cornwall 8 und das irische Shannon 6 Stunden. Die an diesem Tag stattfindende
partielle Sonnenfinsternis mit Höhepunkt gegen 10:45 Uhr MEZ konnte somit
zumindest in den südwestlichen und mittleren Teilen Englands beobachtet werden.
Die Höchsttemperaturen stiegen gegenüber dem Vortag deutlich an, da sich
einerseits die Luft erwärmte und sich andererseits der tief hängende Hochnebel,
der noch am Vortag große Teile Englands bedeckte, größtenteils auflöste. Daher
stieg die maximale Temperatur in Pershore auf 16°C
an, während am Vortag nur maximal 10°C gemessen wurden. Auch in Cranfield stieg das Maximum von 6°C auf 13°C an. Im
äußersten Südosten Englands hielt sich an diesem Tag der Hochnebel jedoch noch
zäh, die Station Manston meldete deshalb nur 6°C als
Tageshöchstwert.
Bis zum Folgetag um 01 Uhr MEZ hatte sich das
Zentrum der Antizyklone NATASCHA etwas nach Südwesten verlagert, sodass dieses
nun zwischen der irischen Südwestküste und den Azoren lag. Der Einfluss des
Hochs reichte von den Azoren über die Britischen Inseln und zusammen mit einem
weiter nördlich liegenden Hoch bis nach Spitzbergen. Der maximale Druck betrug
zu diesem Zeitpunkt ca. 1034 hPa. Die Tiefstwerte in der Nacht fielen im Osten
Englands meist etwas höher aus, als in der Nacht zuvor. Die Ursache lag
einerseits am stärkeren Wind, der durch die verschärften Luftdruckgegensätze
zwischen Hoch NATASCHA und Tief HORST über Dänemark hervorgerufen wurde,
andererseits an stärkerer Bewölkung. Der meist vom Meer kommende Wind sowie
eine geschlossene Wolkendecke verhinderten eine allzu starke bodennahe
Auskühlung. Dadurch wurden beispielsweise in Leconfield
nun 6°C als Minimum gemessen, während sich die Luft dort nachts zuvor nur auf 1°C
abkühlte. Durch die Ausläufer des Tiefs HORST über Dänemark wurde der Osten und
Südosten Englands von teils dichten Wolken bedeckt, die keinen Sonnenschein
zuließen, wie z.B. in Wattisham. Im Westen Englands,
im Süden Schottlands und in Teilen Irlands gab es dagegen nahezu ungestörten
Sonnenschein, wie die jeweils gemessenen 12 Sonnenstunden aus Glasgow und
Dublin widerspiegeln. Durch den kräftigen Nord- bis Nordostwind gingen die
Höchstwerte meist zurück, in Sherkin Island im äußersten Süden Irlands von 14°C
auf 10°C oder in Boulmer, wo das Maximum um 7 Grad
auf nun 7°C fiel.
Am 22.03. befand sich das Hochdruckgebiet
NATASCHA mit seinem Zentrum über dem Norden Jütlands und wies einen Kerndruck
von etwa 1031 hPa auf. Der Einfluss reichte von Finnland über Schweden, den
Norden Deutschlands und den Britischen Inseln bis zu den Azoren. Im Süden
Schwedens wurde die Nacht für Ende März verhältnismäßig kalt. So wurden in Hagshult -11°C gemessen und in Ljungby
-10°C. Zu den Küsten wurde es mit nur noch -6°C in Malmö etwas milder. Im
Norden Deutschlands und Polens traten in der Nacht ebenfalls Temperaturen
unterhalb des Gefrierpunktes auf. So wurden in Stettin -5°C als Minimum
gemessen, in den Masuren in Olsztyn -6°C und in der Altmark in Seehausen -4°C.
Die Ursache dieser ungewöhnlichen Kälte lag an der antizyklonalen Strömung des Hochs
mit dem Uhrzeigersinn, die sehr kalte arktische Luft auf direktem Weg nach
Süden transportierte. Im Höhendruckniveau von 850 hPa, was etwa 1,5 km
entspricht und zur Bestimmung von Luftmassen genutzt wird, betrug die
Temperatur am Vorabend in Südschweden -12°C und zog weiter nach Süden, sodass
am Morgen über den Masuren diese Temperaturen gemessen wurden. Dies hatte auch
Auswirkungen auf die Höchstwerte, die trotz länger andauerndem Sonnenschein
sehr kühl ausfielen. Suwalki an der
polnisch-litauischen Grenze meldete mit -1°C als Maximum sogar noch einen
Eistag, wofür die Temperatur ganztägig nicht über 0°C ansteigen darf. Durch die
Heranführung wärmerer Luft in der Höhe stiegen im Tagesverlauf die Höchstwerte
nach Westen kontinuierlich an. In der Mitte Polens wurden in Torun trotz 12
Stunden Sonnenschein nur 3°C gemessen, während Potsdam ebenfalls bei 12
Sonnenstunden schon 6°C als Maximum verzeichnen konnte. Der bodennah
herrschende Ost- bis Nordostwind an der Südflanke des Hochs erwärmte sich also
auf seinem Weg gering, sodass ganz im Westen Deutschlands in Lingen bei 11
Sonnenstunden schon 8°C gemessen wurden. Solch ein ausgeprägter Tagesgang der
Temperatur mit deutlichen Unterschieden von Minimum und Maximum ist meist nur
in den Übergangsjahreszeiten und vor allem im Frühjahr möglich. Im Norden lagen
zu diesem Zeitpunkt noch große Kaltluftvorstöße, die leicht mit der Strömung
nach Süden transportiert werden können und für frostige Nächte sorgen. Tagsüber
ist die Sonne jedoch Ende März schon so kräftig, um eine solche als Arktikluft
klassifizierte Luftmasse schon deutlich auf positive Temperaturen zu erwärmen.
Bis zum Folgetag um 01 Uhr MEZ hatte sich das
Hochdruckgebiet NATASCHA weiter nach Südosten verlagert, sodass es nun mit
maximal 1027 hPa über dem Osten Polens vorzufinden war. Der Einfluss der
Antizyklone dehnte sich nun etwa von Moskau bis über die Bretagne aus. Durch
die Verlagerung nach Osten konnte nun an der Westseite in der Höhe wärmere Luft
aus Süden nach Deutschland einfließen. In der Nacht war davon aber noch nicht
viel zu spüren, da sich bei windschwachen wolkenarmen Verhältnissen die Luft
vor allem bodennah abkühlte. So wurden in Fassberg in der Lüneburger Heide noch
einmal -5°C gemessen, ebenso in Harzgerode. Im Bereich der noch kälteren
Höhenluft im Osten Polens ging im Hochzentrum die Temperatur bis auf -9°C
zurück, wie in Ostroleka oder in Kozienice.
Direkt über dem Erdboden in 5 cm wurden in Siedlce
sogar nur -12°C registriert. Da sich am Tag jedoch die Luftschichten durch
Turbulenz besser mischen, machte sich nun die höhere Temperatur in der Höhe
bemerkbar. Somit stiegen die Temperaturen beispielsweise auf 13°C in Cottbus,
wo tags zuvor nur 6°C maximal gemessen wurden. Besonders stark fiel die
Erwärmung in Erfurt aus, da sich dort am Vortag noch dichte Wolken hielten, die
nur einen Höchstwert von 0°C zuließen. Nun registrierte man dort eine um 11
Grad höhere Temperatur.
Die Antizyklone NATASCHA zog im Verlauf unter
Abschwächung weiter nach Osten und konnte am 24.03. um 01 Uhr MEZ mit einem zentrumsnahen
Druck von ca. 1024 hPa über der südlichen Ukraine analysiert werden. Der
Einfluss erstreckte sich vom Süden Deutschlands und Österreich über den Balkan
bis nach Südwestrussland. In diesem Gebiet trat in der Nacht erneut Frost auf.
Im südostpolnischen Kielce wurden -5°C registriert,
in der Westukraine in Ivano-Frankivsk -6°C und im
russischen Bokovskaja sogar -12°C. Nur der Westbalkan
blieb durch wärmere vom Mittelmeer kommende südöstliche Winde von Frösten
verschont, so an der kroatischen Adriaküste in Hvar
mit minimal 11°C oder weiter im Landesinneren im serbischen Vrsac
mit 7°C. Gebietsweise kamen wieder hohe Sonnenscheinsummen zusammen, da die
Luft in einem Hochdruckgebiet absinkt und so Wolkenbildung unterdrückt bzw.
diese auflöst. So gab es in Vladeasa im Nordwesten
Rumäniens oder auch im südostpolnischen Nowy Sacz 12 Stunden Sonne. Die Höchsttemperaturen waren im
Wirkungsradius des Hochs sehr verschieden. Demzufolge gab es in Russland in Rtishchevo nur maximal 1°C und in Valjevo
in Serbien 20°C. Diese Stationen stellten zugleich die Extrema dar, alle
anderen Maxima lagen dazwischen, in Wien wurde beispielsweise eine Höchsttemperatur
von 17°C oder in Bukarest von 13°C gemessen.
Bis zum 25.03. um 01 Uhr MEZ verstärkte
sich das Hoch NATASCHA noch einmal und befand sich nun mit etwa 1029 hPa über
dem Süden des europäischen Teils Russlands. Durch den schon am Vortag begonnenen
Abzug der höhenkalten Luft in Zentrumsnähe, kühlte sich die Luft dort auch
nicht mehr ganz so stark ab, wie noch in der Nacht zuvor. Minimal gab es dort
in Kotelnikowo -7°C. Etwas weiter nördlich war der
Unterschied jedoch sehr groß, in Danilovka wurden
nachts zuvor noch -10°C gemessen, nun nur noch minimal 0°C. Das Hoch konnte
sogar noch einen Keil nach Mitteleuropa ausdehnen, der für sonniges Wetter
sorgte. Im ostbrandenburgischen Lindenberg wurden 10 Stunden Sonne und im
ostpolnischen Siedlce sogar 11 Stunden erreicht. Auch
in der Nordtürkei war es überwiegend sonnig, was z.B. 11 Sonnenstunden in Samsun belegen. Die Maxima verhielten sich recht homogen,
so wurde im Süden Russlands in Gigant ein Maximum von 16°C gemessen, im
rumänischen Blaj von 20°C und in Cottbus von 19°C.
Nur unmittelbar am Schwarzen Meer fielen die die Temperaturen aufgrund des noch
kühlen Meerwassers etwas niedriger aus. Im rumänischen Sulina
wurden dadurch nur maximal 7°C erreicht, während bereits wenige hundert
Kilometer weiter im Landesinneren in Buzau 17°C
gemessen werden konnten.
Das Hochdruckgebiet NATASCHA verlagerte
sich bis zum Folgetag weiter nach Nordosten, sodass es sich nicht mehr im
Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte befand und damit auch nicht weiter
analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 06.05.2015 von Dustin Böttcher
Berliner
Wetterkarte: 22.03.2015
Pate:
Natascha Reuter