Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet NATHAN
(getauft am 17.09.2004)
Am
14. September 2004 bildete sich über dem Golf von St. Lorenz und der Halbinsel
Labrador ein Hochdruckgebiet, das in den folgenden Tagen, als Zwischenhoch
eingebettet in die zonale Strömung der westatlantischen Tiefdruckgebiete
ostwärts zog. Am 15. September 2004 befand sich sein Zentrum mit knapp 1030 hPa
vor der nördlichen US-amerikanischen Atlantikküste. Als es am 17.09.2004 auf
den Namen NATHAN getauft wurde, lag es südlich von Neufundland. Innerhalb der
nächsten zwei Tage dehnte es sich, gespeist auch durch das Azorenhoch bis vor
die europäische Küste aus und beherrschte damit fast den gesamten südlichen
Nordatlantik.
Durch
die Verbindung der Tiefdruckgebiete PAULINE und QUEEN zu einem großen
Tiefdruckwirbel über der Nordsee glitt NATHAN an dessen Südseite vorbei
Richtung Mitteleuropa. Sein Kerndruck hatte unterdessen 1030 hPa erreicht. Am
22. September 2004 wurden über dem Atlantik sogar 1034,6 hPa gemeldet. Aber
auch in großen Teilen Frankreichs betrug der auf Meeresniveau reduzierte
Luftdruck knapp 1030 hPa, in Wales und Südengland, Belgien und im Alpenvorland
immerhin noch mehr als 1020 hPa. An diesem Tag hatte sich vor Island das Tief
RABEA gebildet, das mit der stark ausgeprägten Frontalzone, der
Luftmassengrenze zwischen kalter Luft aus dem Polargebiet und warmer,
subtropischer Luft, rasch über Schottland hinweg Richtung Südosten getrieben
wurde. Sein Frontensystem verlief quer über Westeuropa und behinderte damit
vorübergehend einen stärkeren Einfluss NATHANs auf das Wettergeschehen auf dem
europäischen Kontinent.
Stattdessen
dehnte sich NATHAN auf dem Nordatlantik nach Norden aus. Geteilt durch die
Frontalzone existierten am 24. September 2004 zwei Hochdruckzentren NATHANs,
eines nordwestlich von Schottland, das andere südwestlich von Irland. Das
nördliche dieser beiden Zentren wurde später auf den Namen OLE getauft.
Am
Folgetag hatte NATHAN Irland, Wales und Südengland, die Bretagne und den Golf
von Biscaya erreicht. Mehrere Küstenstationen meldeten Nebel, da in der
wolkenarmen Luft im Einzugsgebiet von Hoch NATHAN die nächtliche Ausstrahlung
vielerorts ausreichte, um die bodennahen Schichten bis zur Kondensation der
dort enthaltenen Feuchtigkeit abzukühlen. Im Zentrum NATHANs betrug der
Luftdruck noch immer über 1030 hPa; das Hochdruckgebiet schwächte sich aber
fortan allmählich ab: Während die Zone mit Luftdruckwerten von mehr als 1025
hPa am 27. September in einem weiten Bogen von den Azoren über die südirische
Küste hinweg bis zur Provence verlief und sich über den deutschen Voralpen ein
weiteres kleines Hochzentrum abgespalten hatte, war es am 28. September nur
noch ein deutlich kleineres Gebiet über der Biscaya und der Bretagne, in dem
dieser Wert überschritten wurde.
Wie
man im Satellitenbild der Berliner Wetterkarte vom 28.09.2004 erkennen kann,
brachte NATHAN wolkenlosen oder wolkenarmen Himmel über der Iberischen
Halbinsel, Nordafrika und großen Teilen Südfrankreichs und des westlichen
Mittelmeeres.
Die
zugehörige Karte des 500hPa-Niveaus zeigt, dass die Antizyklone NATHAN-OLE auch
in der Höhe deutlich ausgeprägt war (vor der portugiesischen Küste). Sie
steuerte die von Westen kommenden Tiefdruckgebiete und lenkte diese von ihrer
zonalen Bahn nach Süden ab. Das zugehörige Bodenhoch schwächte sich unterdessen
weiter ab. Am 29. September wurden über Frankreich, wo das eine Zentrum NATHANs
lag, nur noch wenig über 1020 hPa gemessen, in einem zweiten Zentrum zwischen
Donau und Karpaten, das über eine Hochdruckbrücke im Bereich der Alpen mit dem
Kerngebiet über Frankreich verbunden war, wurden noch 1022,2 hPa gemeldet. Im
gesamten genannten Gebiet trat Nebel auf. Der westliche Bereich NATHANs und das
Hoch OLE über Skandinavien verdrängten bis zum 30. September 2004 den Tiefdruckeinfluss
über Deutschland und weiten Teilen Mitteleuropas und sorgten dadurch für
Wetterberuhigung und Wolkenauflösung. Beide bewegten sich rasch nach Osten und
schwächte sich dabei ab: NATHAN befand sich am 2. Oktober 2004 kaum mehr
wetterwirksam nordöstlich von Wien, am 3. Oktober 2004 über den Karpaten und
war bis zum 4. Oktober 2004 vollständig aus dem dargestellten Bereich der
Berliner Wetterkarte verschwunden.
Geschrieben am 10.10.2004 von Stefanie Rentz
Wetterkarte: 28.09.2004
Pate: Food Court - Biergarten