Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet NEPOMUK

(getauft am 29.09.2020)

 

Ein Ableger des Azorenhochs erstreckte sich Ende September 2020 nach Südwesteuropa und sollte im weiteren Verlauf Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa nehmen. Anhand der Analysekarte vom 29.09.20 um 02 Uhr MESZ entschieden sich die Meteorologen der Berliner Wetterkarte dafür diese Hochdruckzelle auf den Namen NEPOMUK zu taufen.

Laut Berliner Wetterkarte befand sich zu diesem Zeitpunkt das Zentrum des Hochdruckgebietes NEPOMUK über dem Süden Frankreichs mit einem maximalen Luftdruck von knapp 1022 hPa. Südlich verschiedener Fronten von Tiefdruckgebieten beeinflusste die relativ kleinräumige Antizyklone das Wetter in Südfrankreich und dem östlichen Teil der Iberischen Halbinsel sowie die Balearen. Bei heiterem Wetter wurden dabei bis zu 10,25 Sonnenstunden in Saragossa, 11 Sonnenstunden in Lleida oder Carcassonne gemessen. In einer subtropischen Luftmasse stiegen die Temperaturen auf 23,5°C in Perpignan, und 27,0°C in Jalance zwischen Albacete und Valencia. In Baeza, in der Nähe von Jaén in Andalusien, wurde mit 31,4°C sogar nochmal ein Hitzetag, also ein Tag mit einer Tageshöchsttemperatur von über 30°C, erreicht.

 

Bis zum nächsten Tag, den letzten Tag im September 2020, verlagerte sich das Zentrum des Hochdruckgebietes NEPOMUK nur wenig in Richtung Nordosten. Bei einem Zentrumsdruck von rund 1021 hPa lag die Antizyklone am 30.09.20 um 02 Uhr MESZ über dem westlichen Alpenraum. Dabei erstreckte sich das Einflussgebiet von Hoch NEPOMUK von den Alpen im Norden bis zur Adria, nach Italien und den Pyrenäen im Süden. Nur vereinzelt wurde annähernd die maximale Sonnenausbeute erreicht, weil sich wegen der absinkenden Luftbewegung die Wolken auflösten. Zum Beispiel waren es in der italienischen Provinz Termoli 10,25 Sonnenstunden oder 10,5 Stunden in Ajaccio, der Hauptstadt Korsikas. Mehrheitlich bildete sich jedoch wegen dem sehr schwachen Wind und der feuchten Luft mit der resultierenden fehlenden Durchmischung gebietsweise dichter Nebel. So kamen in Marseille nur 2 Sonnenstunden und 1,5 Stunden in Desenzano del Garda zusammen. Gar keine Sonne schien beispielsweise in Florenz oder in Aurillac. Bei neblig-trüben Wetter wurden lediglich Maximaltemperaturen von 19,9°C in Millau oder 18,8°C in Mondovì erreicht. Mit Sonnenschein stieg die Temperatur auf 26,0°C in Marina di Ginosa im südlichen Italien, 25,7°C in Le Luc und 26,9°C im katalonischen Girona, woraufhin meteorologisch gesehen diese Regionen als ein Sommertag (Höchsttemperatur über 25°C) verbucht werden können.

 

Zwischen den Tiefdruckgebieten ANDREA III bei Großbritannien und ZORA über der Ukraine lag das Zentrum des Hochs NEPOMUK am 01.10.20 über Mitteldeutschland. Mit ungefähr 1013 hPa Zentrumsdruck hatte sich das Hochdruckgebiet im Vergleich zu den Vortagen deutlich abgeschwächt. Der Einflussbereich reichte in einem rund 500 km breiten Streifen von der deutschen Ostseeküste südwärts bis zu den Alpen und zusätzlich beeinflusste das Hochdruckgebiet NEPOMUK das Wetter in Italien und an der Adria. In dem wolkenarmen Streifen über Deutschland wurden beispielsweise 8 Sonnenstunden in Braunschweig und Freyburg (Unstrut) sowie 8,75 Sonnenstunden in Hoyerswerda gemessen. Dazu gesellten sich wieder einmal bei windschwachen Verhältnissen Nebel- und Hochnebelfelder, vor allem im Alpenraum und in Italien. Besonders lang hielt sich diese Bewölkung beispielsweise in Pisa mit 0,25 Sonnenstunden und in Piacenza sowie in Vieste schaffte es die Sonne nicht, sich durch die Wolkendecke zu kämpfen. Dazu lagen die Höchstwerte in Deutschland zwischen 17,4°C in Bad Kissingen und 21,0°C in Aue. In Richtung Mittelmeer wurden wärmere 25,0°C im kroatischen Hvar und in Cannes erreicht. Bei fehlender Sonne waren es nur 15,4°C in Le Bouveret bei Montreux oder 14,3°C in Neuchâtel.

 

Am gleichen Tag noch bewegten sich die Tiefdruckkomplexe ANDREA und ZORA aufeinander zu und das ohnehin nur noch schwach ausgeprägte Hoch NEPOMUK löste sich dann im Tagesverlauf rasch auf. Auch der sich bereits schon am Normaldruck von 1013,25 hPa angepasste Zentrumsdruck von Hoch NEPOMUK sorgte für einen schnellen Abbau des lokalen Druckmaximums. Folglich konnte die Antizyklone nach einer für Hochdruckgebiete recht kurzen Lebensdauer von nur 3 Tagen das letzte Mal am 01.10.20 in dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden. Insgesamt bescherte Hoch NEPOMUK Deutschland einen ruhigen und recht milden Wechsel vom September in den Oktober. Nachfolgend nahmen dann zunächst die Zyklone ANDREA und anschließend Tief BRIGITTE mit ihren Frontensystemen die Zügel in die Hand, was für Deutschland wieder wechselhaftes, eher nasses Wetter bedeutete.