Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
NEYVI
(getauft am 10.05.2019)
Aus
dem Bereich hohen Luftdrucks, der sich häufig nahe der Azoren befindet und
deshalb auch den Namen Azorenhoch trägt, löste sich zu Beginn der zweiten
Maidekade 2019 ein Hochdruckgebiet und zog zwischen dem Tief ZACHARIAS und
einem unbenannten Tief über dem Nordatlantik in Richtung Südwesteuropa. Anhand
der Prognosekarte für den 11.05.19 14 Uhr MESZ wurde dieses Hoch auf den Namen
NEYVI getauft, da es in den kommenden Tagen das Wettergeschehen Mitteleuropas
maßgeblich beeinflussen sollte.
In
der Nacht zum 11.05.19 befand sich das Zentrum der Antizyklone NEYVI 400 km
westlich der Iberischen Halbinsel über dem Atlantik. Um 02 Uhr MESZ wurde dort
ein Luftdruck von knapp 1023 hPa gemessen. Obwohl es sich noch um ein kleines
Zwischenhoch handelte, lösten sich hinter der Kaltfront des Tiefdruckgebietes
ZACHARIAS durch absinkende Luftbewegungen ein Großteil der Wolken auf. So
schien die Sonne 12,25 Stunden in Valladolid. 14 Sonnenstunden gab es in León
und Santander. Mit einer nördlichen Luftströmung stieg die Temperatur aber nur
auf 18°C in Oviedo oder 21,3°C in Santiago de Compostela sowie 23,2°C am
Flughafen von Vigo.
Bis
zum nächsten Tag vergrößerte sich mit der einhergehenden Verstärkung um etwa 10
hPa im Vergleich zum Vortag der Einflussbereich des Hochs NEYVI. Dieser umfasste
nun ganz Westeuropa und den Norden Spaniens. Durch diese große wolkenfreie Zone
wurden verbreitet 14 Sonnenstunden registriert, wie zum Beispiel in Rouen, im
walisischen Aberdaron und in Hamburg. Zusätzlich hatte sich das Hochdruckgebiet
NEYVI nach Nordosten verlagert. Das Zentrum lag um 02 Uhr MESZ über Cornwall.
Da von Norden her eine maritime polare Luftmasse einströmte, betrugen die
Höchsttemperaturen kühle 13,7°C in Rotterdam, 13,4°C in Groningen und 14,6°C in
Saint Quentin. Durch die Erwärmung der Luftmasse auf den Weg nach Süden waren
es 21,7°C in Dax oder 19,4°C in Bilbao.
In
den darauffolgenden beiden Tagen befand sich die Antizyklone mit dem Zentrum
über der Nordsee. Der maximale Druck von rund 1040 hPa blieb in dieser Zeit
recht stabil. In dieser Zeitspanne waren nur wenige Wolken von Frankreich im
Südwesten bis in den Süden Norwegens und Schwedens im Nordosten zu beobachten.
Überreste der Warmfront-Bewölkung des vorangegangenen Tiefs ZACHARIAS lagen
zudem noch über dem Osten Deutschlands, Polen und dem südlichen Baltikum.
Entweder blieb es den ganzen Tag über trüb und wolkenverhangen oder zeitweise
schien doch etwas die Sonne. So kamen in Görlitz am 14.05. nur 5,5 Sonnenstunden
zusammen. Über Irland verminderten die Ausläufer eines Islandtiefs die
Sonnenscheindauer. Statt den verbreiteten 14-15 Sonnenstunden gab es im
nordirischen Thomastown knapp 8,5 Stunden Sonnenschein und 9,25 Stunden am
Flughafen Shannon in Irland. Aufgrund der Tatsache, dass auf der Nordhalbkugel Hochdruckgebiete
im Uhrzeigersinn zirkulieren, wurden an der Ostflanke am 13.05. kühlere Maximaltemperaturen
wie 14,7°C in Schwerin oder 14,3°C in Göteborg gemessen. Durch eine eher
südliche Strömung an der Westflanke wurden 20,7°C in Leeming im Norden Englands
und am 14.05. 23,6°C im schottischen Aviemore erreicht.
Zwischen
dem 15.05. und dem 16.05. lag das Hoch NEYVI mit einem Druck von gut 1030 hPa
über dem Süden Skandinaviens. An diesen beiden Tagen reichte das Einflussgebiet
von den Britischen Inseln und den Benelux-Ländern nordostwärts bis nach
Finnland sowie in den Nordwesten Russlands. Bei teilweise trübem Wetter über
den Britischen Inseln wurden an beiden Tagen beispielsweise 5,75 Sonnenstunden
in Exeter gemessen. Ansonsten wurde verbreitet fast die maximal mögliche
Sonnenscheindauer erreicht. An der erwähnten Temperaturverteilung änderte sich
wenig. Südlich des Zentrums, unter der Bewölkung von Tief ZACHARIAS, wurden am
15.05. kühlere 14°C in Angermünde und 10,4°C in Weimar gemessen. An der
westlichen bis südwestlichen Flanke waren es in wärmerer Luft 20,3°C in
Stornoway, 24,3°C in Glasgow und bis zu 25,3°C in Aviemore, allesamt in
Schottland.
Bis
zum 17.05. bildete sich neben dem bestehenden Hoch NEYVI I südlich der Lofoten,
mit einem maximalen Druck von rund 1032 hPa, ein Hochkeil NEYVI II zwischen St.
Petersburg und Moskau aus. Dort wurde ein Luftdruck von circa 1029 hPa
gemessen. Beide Teilhochdruckgebiete erstreckten sich über weite Teilen
Skandinaviens bis in den Westen Russlands. Nur Nebelfelder entlang Norwegens Küste
trübten den Himmel. So stieg an der Station Alesund/Vigra zum Beispiel die
Temperatur nur auf 13,6°C. Auch andere Orte entlang der skandinavischen Küsten
maßen niedrige Maximaltemperaturen, wie 11,4 °C in Leknes auf den Lofoten oder
12,4°C im schwedischen Harstena. In St. Petersburg betrug dagegen die
Sonnenscheindauer bei blauen Himmel und maximal 20,7°C 13,5 Stunden bzw. in
Pskov 14,9 Stunden. Im Landesinneren Skandinaviens stieg die Temperatur auf
22,5°C in Kongsvinger nordöstlich von Oslo und 19,7°C in Tampere.
Während
sich das Teilhoch NEYVI II über dem Westen Russlands wieder auflöste, verblieb
die steuernde Antizyklone NEYVI auch am 18.05. über Skandinavien. Mit der
Abschwächung des Maximaldrucks auf etwa 1026 hPa verkleinerte sich auch das Einzugsgebiet
auf den nördlichen und mittleren Teil der Skandinavischen Halbinsel. In diesem
Bereich herrschte aufgrund der großflächigen Absinkbewegung der Luft viel Sonnenschein,
weil sich keine oder nur sehr wenige dünne Wolken bilden konnten. Entlang der finnisch-russischen
Grenze wurden so 13,25 Sonnenstunden in Kalevala, 15,25 Sonnenstunden in
Sortawala bis zu 16,5 Sonnenstunden in Reboly erreicht. Die Luft erwärmte sich
dabei auf Werte zwischen 16,4°C in Luleå, 19,4°C in Tagdalen, 21,4°C in Kajaani
und 25,0°C in Turku.
Mit
der fortwährenden Abschwächung löste sich das Hoch NEYVI über Skandinavien auf
und war auf der Berliner Wetterkarte vom 19.05.19 nicht mehr zu erkennen.
Geschrieben
von Matthias Janke am 14.06.19
empfohlene
Wetterkarte: 15.05.19