Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet  NICOLE

(getauft am 15.04.2005)

 

 

Das Hoch NICOLE wurde am 15. April 2005 mit Lage über Island getauft, als sich der vorher noch namenlose schwache Hochkeil zu einer abgeschlossenen Hochdruckzelle entwickelte. Zu diesem Zeitpunkt hatte NICOLE noch keinen direkten Einfluss auf Mitteleuropa, wo das Wetter von Tief THOMMY über den britischen Inseln bestimmt wurde.

Einen Tag später verlagerte sich NICOLE mit einem Kerndruck von knapp 1024 hPa bereits nach Osten und lag damit direkt zwischen Island und der norwegischen Küste. Am 17.04.2005 verstärkte sie sich weiter, während Deutschland zu diesem Zeitpunkt unter der Herrschaft von Tief UWE mit Kern über dem Alpenraum lag. UWE bescherte dem Südwestteil Deutschlands zum Teil erhebliche Niederschlagsmengen. Der Einfluss von NICOLE wurde jedoch langsam angerührt, denn sie bereitete durch ihre Verlagerung nach Skandinavien an ihrer Ostflanke einen Kaltlufteinbruch für Mitteleuropa vor.

In der Nacht zum 20.04.2005 erreichte diese Kaltluft den Nordosten Deutschlands, wo die Temperatur an den Küsten Vorpommerns bereits am Vortag die 10°C-Marke nicht mehr erreichte. Durch die Verschärfung der Luftmassengegensätze mit der einerseits aus Nordosten heranrückenden Polarluft und deutlich wärmeren Luftmassen über dem Südwesten Deutschlands kam es zu einer deutlichen Zweiteilung des Wetters. Während es am 19.04.2005 südwestlich einer Linie Norderney-Fichtelberg zu teilweise erheblichen Niederschlagsmengen kam, westlich der Weser und südlich des Mains wurden vereinzelt über 40mm in 24h erreicht, schien gleichzeitig die Sonne in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zwischen 10 und 12 Stunden. Am 20.04.2005 verlagerte sich die Linie dieser Wettergrenze in Westdeutschland weiter nach Süden und lag nun zwischen Köln und Hof. Nordöstlich davon schien die Sonne teilweise 14 h und südlich davon überhaupt nicht. Trotz der eingeflossenen Polarluft war es im Nordosten wärmer als im Südwesten, da dieser unter Dauerniederschlag lag und die Sonne zu diesem Zeitpunkt des Jahres eine nicht zu unterschätzende Strahlungskraft aufweist. Dafür lagen in der trockenen Luft die Minima sehr niedrig. So zum Beispiel in Baruth mit -7,2°C, was für Mitte April sehr frisch ist.

Am 22.04.2005 erfasste die sich nun langsam erwärmende Polarluft ganz Deutschland und verdrängte die letzten Niederschläge im Südwesten aus Deutschland. NICOLE lag zu diesem Zeitpunkt weiter stabil über Skandinavien mit einem Kerndruck von 1021 hPa. An diesem Tag war es in ganz Deutschland freundlich, lediglich im Nordosten zog eine kleine Kaltfront durch, die ein paar Wolkenfelder und vereinzelt unbedeutenden Niederschlag brachte. Die Tage und Nächte wurden Stück für Stück wärmer, so dass nur noch ganz vereinzelt im Nordosten Frost auftrat.

Von Südwesten her näherte sich am 23.04. Tief XAVERIUS und stellte am 24.04. die ‚alte’ Zweiteilung des Wetters in unserem Land wieder her: Südwesten grau und nass, Nordosten sonnig und trocken. NICOLE bildete zu diesem Zeitpunkt bereits über Moskau liegend eine Hochdruckbrücke mit einer neuen über Skandinavien befindlichen Hochdruckzelle und schwächte ihren Einfluss allmählich ab. Bereits am 26.04. erreichte eine Front des über Irland liegenden Tiefs YODA von Südwesten her die Elbe.

NICOLE selbst zog sich immer weiter nach Russland zurück und verschwand am 29.04.2005 von der Wetterkarte. Sie trug maßgeblich dazu bei, dass der April im Nordosten Deutschlands trocken bis sehr trocken blieb und verbreitet auf staubig anmutenden Sandböden zu Wüstenflair verhalf.

 


Geschrieben am 07.05.2005 von Gregor Neubarth

Wetterkarte: 17.04.2005

Pate: Nicole Rinn-Horn