Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
NICOLE
(getauft
am 21.03.2011)
Am
21.03. bildete sich über dem Ärmelkanal westlich vom Hochdruckgebiet MARIELUISE
eine neue Antizyklone. Diese besaß einen anfänglichen Kerndruck von etwa 1036
hPa und wurde noch am gleichen Tag auf den Namen NICOLE getauft.
Im
Bereich einer großen und kräftig ausgeprägten Warmluftzone in der Höhe, die
sich von den Azoren bis nach Mitteleuropa erstreckte, befand sich ein
Höhenhoch. Dieses sorgte dafür, dass der polare Strahlstrom weit nördlich über
Island und Skandinavien verlief und sich Hoch NICOLE somit weitgehend
ungehindert entwickeln konnte. Dieser Strahlstrom, auch Jetstream genannt, ist
Teil der Frontalzone, welche kalte Luft im Norden von warmer im Süden trennt.
Bereits
am 22.03. überschritt das Hoch NICOLE die 1040 hPa-Marke und übernahm die
Bereiche des sich stark abschwächenden Vorgängerhochs MARIELUISE. Damit erstreckte
es sich von Großbritannien und der Iberischen Halbinsel bis zum Schwarzen Meer
und der Balkanhalbinsel. Auf der Ostseite von Antizyklone NICOLE gelangte mit
einer nordwestlichen bis nordöstlichen Bodenströmung recht kühle Luft nach
Mittel- und Osteuropa. Daher lagen die Höchstwerte verbreitet bei 14 bis 17°C, nur
in Griechenland und Spanien wurden Werte bis 20°C gemessen.
Am
23.03. durchquerte die Kaltfront eines Tiefdruckkomplexes mit Zentrum über der
Barentssee das Zentrum von Hochdruckgebiet NICOLE von Skandinavien her kommend,
aus der sogar leichter Regen fiel, z.B. in Stornoway mit 0,4 l/m² und Glasgow
mit 0,2 l/m². Allerdings löste sich dieses Wolkenband im Laufe des Tages sehr
schnell auf und war 24 Stunden später nur noch als Schleierbewölkung über Deutschland, Polen und der Slowakei zu
erkennen. Dadurch war der Tag im Einflussbereich von Hoch NICOLE recht sonnig.
In der sich allmählich erwärmenden Luftmasse waren nun Temperaturen von 20°C
keine Seltenheit mehr. In Deutschland war es entlang des Rheins mit bis zu 19°C
am wärmsten. Trotz der etwa deutschlandweit gleichverteilten Sonnenscheindauer
von 10 bis 11 Stunden blieb es im Nordosten mit 11 bis 14°C jedoch deutlich
kühler, auf Rügen wurden sogar nur 7 bis 8°C als Höchsttemperatur gemessen.
Hier machte sich der Einfluss der kalten Nordostströmung am deutlichsten
bemerkbar. Ab dem 24.03. stellte sich die großräumige Wetterlage über Europa
um. Während sich von Norden her die kräftige Frontalzone weiter Richtung
Mitteleuropa verlagerte, wurde der Warmluftbereich in der Höhe Richtung
Nordatlantik und zum Mittelmeer zurückgedrängt. Dadurch musste auch die Antizyklone
NICOLE nicht nur ihre kräftige Stellung über Europa aufgeben und wurde kurzzeitig
in zwei Bereiche aufgespalten, sondern damit ging auch eine deutliche
Abschwächung einher. Der Kern NICOLE I lag mit einem Druck von etwa 1033 hPa
nordwestlich von Irland. Das Zentrum NICOLE II befand sich mit einem Druck von
etwa 1030 hPa über den Westalpen und löste sich bereits am folgenden Tag wieder
auf.
Vom
25.03. bis zum 27.03. hatte Hochdruckgebiet NICOLE, welches mit seinem Zentrum
weiterhin fast stationär nordwestlich von Irland lag, keinen Einfluss auf das
Wettergeschehen des europäischen Festlandes. Der Kerndruck reduzierte sich
innerhalb dieses Zeitraums bis auf 1022 hPa. Erst mit der Ausbildung eines
kräftigen Höhentroges über Nordamerika und der stetigen Verlagerung nach Osten
wurde Hoch NICOLE wieder über Großbritannien nach Mitteleuropa verdrängt.
Allerdings war die Ausdehnung und die Intensität deutlich geringer, sodass
NICOLE, eingekreist von vier Tiefdruckgebieten, eher als Zwischenhoch fungierte. Dennoch
bescherte sie insbesondere der Mitte Deutschlands am 28.03. nochmals einen
recht sonnigen Tag mit Höchstwerten von 11 bis 16°C. In der von Norden erneut
eingeflossenen Kaltluft und der wolkenarmen Wetterlage, gab es in der folgenden
Nacht besonders in Deutschland verbreitet Frost, der in der Norddeutschen
Tiefebene mit bis zu -7,0°C im
niedersächsischen Fassberg sogar mäßig ausfiel.
Das
Hochdruckgebiet NICOLE zog in den folgenden Tagen über die Karpaten und das
Schwarze Meer zur Türkei und sorgte in diesen Gebieten für sonniges Wetter.
Die
Antizyklone NICOLE löste sich am 01.04. auf und wurde nach einer Lebensdauer
von 11 Tagen nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte erfasst.
Geschrieben am 10.05.2011 von Matthias Treinzen
Wetterkarte: 23.03.2011
Pate: Robert Nachförg