Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet NIKLOT
(getauft am 26.08.2018)
Ende
August, konkret am 25.08., präsentierte sich das Wetter über West- und
Mitteleuropa wechselhaft und kühl. Dabei erreichten die Temperaturen etwa über
Frankreich nur Werte um 20°C, über dem Westen Deutschlands, den Benelux-Staaten
sowie den Britischen Inseln blieb es mit unter 20°C noch kühler. Ursache war
subpolare Meereskaltluft, die auf der Rückseite des umfangreichen
Tiefdruckgebietes THEKLA über Skandinavien von Norden her heranströmte. Dessen
Ausläufer waren in den Frühstunden jenes Tages bereits weit ostwärts, bis zu
einer Linie von Helsinki und Riga über Warschau und Wien bis über Mailand
vorgedrungen. Dahinter kam es schnell wieder zu einem Luftdruckanstieg, welcher
durch den Vorstoß eines Azorenhochdruckkeils in Richtung Biskaya und Frankreich
begünstigt wurde. Bis zum darauf folgenden Morgen hatte der Druckanstieg eine
quasi eigenständige, neue Antizyklone über Westeuropa entstehen lassen. Das
Zentrum befand sich am 26.08. um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, mit
knapp 1020 hPa über Zentralfrankreich, wobei in Saint-Yan, etwa 90 km
nordwestlich von Lyon, ein Druck von 1019,7 hPa gemessen wurde. Da sich das
Hoch in den folgenden Stunden weiter ostwärts nach Mitteleuropa ausdehnen und
somit wetterbestimmend werden sollte, wurde es in der Analyse vom 26. August
auf den Namen NIKLOT getauft.
Bereits an
jenem Tag waren die positiven Effekte der Antizyklone über Frankreich und
zunehmend auch über dem westlichen Mitteleuropa bemerkbar. Über Frankreich gab
es verbreitet bis zu 13 Sonnenstunden, sodass sich die Luft auf Werte zwischen
20 und 25°C erwärmte. Über Benelux sowie über Deutschland stellte sich nach den
Niederschlägen des Vortags ebenfalls freundliches Wetter ein, wobei die Auswirkungen
auf die Temperaturen bei rund 20°C zunächst kaum spürbar waren. Einzelne
dichtere Quellwolken und kurze Schauer entlang der holländischen und deutschen
Nordseeküste traten jedoch trotz des Einflusses des Hochs NIKLOT auf. Auch über
dem Alpenraum waren dank Luftdruckzunahme die teils kräftigen Gewitterschauer
des Vortags bzw. der Nacht abgeklungen und die Sonne zeigte sich häufiger.
Beispielsweise wurden in Basel 13 Sonnenstunden verzeichnet und die Luft
erwärmte sich bis auf 21°C.
In der
sich anschließenden Nacht griffen von Nordwesten allerdings schon wieder
kompaktere Wolkenfelder eines neuen Atlantiktiefs namens UTE auf den Norden
Frankreichs sowie Benelux über, wodurch hier der hohe Luftdruck schon wieder
abgebaut wurde. Gleichzeitig verlagerte sich die Hochdruckzelle mehr ins
östliche Mitteleuropa und mit ihrem Zentrum nach Österreich. Dieses konnte in
den Frühstunden des 27. August über dem Tiroler und Salzburger Land mit einer
Stärke von etwa 1020 hPa verortet werden und der Flughafen Innsbruck meldete um
00 Uhr UTC einen Druck von 1021,0 hPa. An diesem Tage konnte sich Hoch NIKLOT
über dem südöstlichen Mitteleuropa und dem Alpenraum etablieren und
gleichzeitig seinen Einflussbereich halten. Dies sorgte zum
Einen auch über dem östlichen Mitteleuropa für viel Sonnenschein von 10
und mehr Stunden bei nach wie vor nicht ganz so sommerlichen Temperaturen; in
Lodz wurden maximal 20,5°C, in Wien 22,6°C und in Budapest 24,2°C gemessen. Zum Anderen sorgte die Antizyklone dafür, dass atlantische
Ausläufer von Tief UTE nur noch schwer und unter Abschwächung über Deutschland
weiter ostwärts vorankamen. Hiervon profitierte vor allem der Südosten und
Osten Deutschlands, wo es weitgehend trocken und heiter blieb. Beispielsweise
schien in München-Stadt die Sonne 9,9 Stunden lang bei maximal 25,5°C, in
Dresden-Klotsche waren es bei 5,4 Stunden bis zu
24,3°C.
Im Laufe
des 28. August kräftigte sich die Antizyklone weiter und verlagerte sich mit
ihrem Zentrum vom Alpenraum über den Süden und die Mitte Deutschlands in
Richtung Polen. Hierdurch lösten sich letzte Wolkenreste der Okklusionsfront
des Tiefs UTE, die am Morgen von Westpolen über Tschechien und Süddeutschland
bis nach Frankreich verlief, auf. Gleichzeitig dehnte sich der
Hochdruckeinfluss nicht nur nach Polen, sondern auch noch einmal über
Deutschland bis nach Frankreich und Benelux aus. Südlich einer Linie von
Flandern, Rheinland, Thüringen, Böhmen, Mähren bis über die Slowakei schien die
Sonne mehr als 10 Stunden lang und die Temperaturen erreichten sommerliches
Niveau. Aber auch nördlich davon bis in den Nord- und Ostseeraum zeigte sich
die Sonne meist noch 4 bis 6 Stunden und die Temperaturen stiegen auf 20 bis
25°C. Beispielsweise wurden am Flughafen Bremen 21,4°C (bei 3,8 Sonnenstunden),
in Berlin-Dahlem 22,2°C (6,0 Stunden) und in Stuttgart-Schnarrenberg
26,3°C (11,8 Stunden) gemessen. Nachts zeigten sich im Einfluss von Hoch NIKLOT
zwischen Rhein, Weichsel und Donau zumeist längere Zeit die Sterne und in der
sich nur zögerlich erwärmenden Kaltluft subpolaren Ursprungs sanken die
Temperaturen vielfach unter 10°C, in Erdbodennähe auch unter 5°C. Zum Beispiel
betrug das Temperaturminimum in Fulda 5,5°C, in Lodz 6,6°C und in Prag-Rudzyne 9,0°C.
Unterdessen
befand sich das Zentrum der Antizyklone in den Frühstunden des 29.08. mit einem
Luftdruck von weiterhin knapp über 1020 hPa über Polen. Von hier aus verlagerte
es sich in den folgenden Stunden langsam in Richtung Weißrussland, verbunden
mit steigendem Luftdruck über dem Baltikum und Osteuropa sowie fallendem
Luftdruck über dem westlichen Mitteleuropa. Auf den ersten Blick mag
überraschen, dass sich genau an diesem Tage nochmals verbreitet heiter-sonniges
Wetter bei sommerlich-heißen Temperaturen von 27 bis 31°C über Deutschland,
aber auch Österreich, Tschechien und der Slowakei einstellte. Die deutliche
Temperaturzunahme war allerdings weniger dem Hoch NIKLOT zuzuschreiben, sondern
wurde durch Warmluftadvektion auf der Vorderseite des neu entstehenden Tiefs
WANDA über Frankreich hervorgerufen. Über Polen und dem Baltikum, im Zentrum
des Hochs, schien ebenfalls verbreitet die Sonne, hier erwärmte sich die Luft
gegenüber den vorangegangenen Tagen weniger stark auf 22 bis 24°C.
Tags
darauf, am 30. August, schwächte sich der Einfluss des Hochs NIKLOT allerdings
deutlich ab. Dies lag nicht nur daran, dass das Tief WANDA mitsamt seinen
Ausläufern weiter ostwärts nach Mitteleuropa vordrang, sondern auch daran, dass
sich über dem Baltikum und Petersburger Raum ein weiteres, neues Tief bildete.
Hoch NIKLOT wurde von beiden Tiefs sprichwörtlich "in die Zange
genommen". Satellitenbilder dieses Tages zeigen immerhin noch ein
wolkenarmes Gebiet zwischen südlichem Baltikum, Osteuropa und Balkan-Halbinsel.
Freundliches, sonnenscheinreiches Hochdruckwetter stellte sich zwischen Polen,
Ungarn, Rumänien und Jugoslawien ein. Die Temperaturen blieben im Bereich des
Hochdruckzentrums allerdings meist unter 25°C, so beispielsweise in Minsk mit
maximal 22,5°C, in Warschau mit 25,0°C und in Lemberg mit 24,5°C. Weitaus höher
lagen dagegen die Temperaturwerte am Rande des Hochs über Südosteuropa, hier
wurden in kontinentaler, subtropischer Warmluft in Bukarest 31,0°C und in
Belgrad 31,8°C gemessen.
In den
Frühstunden des 31. August befand sich Hoch NIKLOT mit Zentrum bereits über
Westrussland. Der Luftdruck lag unverändert bei etwas über 1020 hPa. So wurden
um 00 Uhr UTC in Smolensk, wenige hundert Kilometer östlich der weißrussischen
Grenze, 1021,6 hPa gemessen. Der Einfluss der Antizyklone reichte an diesem Tag
etwa von Westrussland über die Ukraine bis zum Schwarzen Meer. Neben
freundlich-sommerlichem Wetter, welches sich nun auch über dem östlichen
Osteuropa einstellte, konnte gleichzeitig ein leichter Erwärmungseffekt
beobachtet werden. Dabei lagen die Temperaturmaxima meist 2 bis 3°C über denen
des Vortags, zum Beispiel in der russischen Stadt Gagarin, westlich von Moskau
bei nunmehr 23,2°C nach 21,3°C am Vortag.
Zum Monatswechsel konnte Hoch NIKLOT letztmalig in
der Berliner Wetterkarte analysiert werden. Das Zentrum befand sich dabei mit
weiterhin etwas über 1020 hPa über dem Moskauer Raum. Sein Einfluss indes
reichte zu diesem Zeitpunkt von Südfinnland/Karelien über Zentralrussland und
die Wolgaregion bis nach Südrussland. In den folgenden Stunden ging die
Antizyklone in ein umfangreiches, kräftiges Hoch über Westsibirien auf, welches
seinen Einfluss bis in den europäischen Teil Russlands ausdehnte.