Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
NIKOLAI
(getauft am
03.10.2014)
Im
Laufe des 02.10. zog ein neues Hochdruckgebiet von Nordosten her kommend zur
Insel Nowaja Semlja und damit in den Bereich der Berliner Wetterkarte. In der
mittleren Troposphäre, was einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht, befand sich
über dem Zentrum des Bodenhochs ein Höhenhoch, welches sich ebenfalls nach
Südwesten verlagerte. Umgeben war dieses Höhenhoch von großräumigen Höhentiefs
mit den Zentren über Island und Grönland sowie dem Ural.
Über
der Insel Nowaja Semlja erschien am 03.10. von Osten her im Bodenniveau ein
neues, noch flächenmäßig kleines Hochdruckgebiet, welches bereits einen
Kerndruck von etwa 1028 hPa aufwies und noch in der Prognose für den Folgetag auf
den Namen NIKOLAI getauft wurde.
Das
Hoch NIKOLAI wurde am 04.10. für das nordosteuropäische Festland wetterwirksam,
indem sich das Hoch mit einer südlichen Höhenströmung von der Karasee zum
Weißen Meer verlagerte. Dabei befand sich Hoch NIKOLAI noch auf der Rückseite
eines namenlosen, aber umfangreichen Tiefdruckgebietes mit Zentrum über dem europäischen
Teil des Südurals. Der Kerndruck des Hochs NIKOLAI hatte sich bereits auf etwa 1032
hPa erhöht. Die von Nordosten mitgeführte kalte Luft wurde als arktische
Meeresluft analysiert, sodass die Höchsttemperatur beispielsweise in
Archangelsk nicht über 6°C stieg. In der Nacht gab es bei Tiefsttemperaturen um
den Gefrierpunkt, welche in 2 Metern Höhe gemessen wird, am Erdboden leichten
Frost.
Zum
05.10. verlagerte sich das namenlose Tiefdruckgebiet über Südwestrussland
weiter nach Osten, sodass Hoch NIKOLAI sich nach Süden bis zu den nördlichen
Küstenbereichen des Schwarzen Meeres ausdehnen konnte. Dabei ging das sich
immer weiter abschwächende Osteuropahoch LUTZ in Hoch NIKOLAI auf. Das Zentrum des
Hochs NIKOLAI dagegen verlagerte sich nur wenig westwärts über die Region
Karelien und wies nun bereits einen Kerndruck von knapp 1037 hPa auf. Grund für
die rasche Verstärkung war ein sich rasch bildendes zugehöriges Höhenhoch mit
Zentrum über Finnland. Die weiterhin auf der Ostseite von Hochdruckgebiet
NIKOLAI von Nordosten her einfließenden arktischen Luftmassen bekamen einen
noch kälteren Charakter, sodass in Archangelsk unter dichten Wolken der
Höchstwert mit 2°C nur noch wenig über dem Gefrierpunkt lag. In Murmansk wurden
8°C als Tagesmaximum registriert, jedoch wurde bei hochnebelartiger Bewölkung
leichter Sprühregen beobachtet. Zwischen Hoch NIKOLAI und dem Islandtief wurde
auf der Westseite etwas abgekühlte subtropische Luft nach Norden geführt,
sodass in Wilna ein Höchstwert von 14°C gemessen werden konnte. In der
folgenden Nacht kühlte es sich deutlich ab. Moskau registrierte bei fast Windstille
eine Tiefsttemperatur von 2°C. In Wolgograd wurde mit -1°C ein Minimum unter
dem Gefrierpunkt verzeichnet.
Am
06.10. konnten in der mittleren Troposphäre zwei kräftige großräumige Gebilde
in Form eines Höhentiefs südwestlich von Island und Höhenhochs über Finnland analysiert
werden. Im Bodenniveau lagen dort jeweils das neu entstandene Tiefdruckgebiet
KATRIN und Hochdruckgebiet NIKOLAI. Neben der langsamen Verlagerung des
Zentrums von Hoch NIKOLAI nach St. Petersburg erhöhte sich der Kerndruck weiter
auf etwa 1042 hPa. Dadurch gelangte Deutschland teilweise
in den Einflussbereich von Hoch NIKOLAI, wobei in der Süd- bis Südostströmung
trockene Festlandsluft vor allem in die Osthälfte gelangte. Abgesehen vom
Oberrhein wurden bei 8 bis 9 Sonnenstunden mit knapp 20°C im Berliner Raum
die höchsten Tageswerte gemessen. Währenddessen verzeichnete Kaliningrad mit
dem Einfließen der Kaltluft einen deutlichen Rückgang der Höchsttemperatur auf
nur noch 9°C.
Hoch
NIKOLAI verlagerte am 07.10. den Schwerpunkt etwas weiter südöstlich, vergrößerte
den Bereich des Einflusses erheblich und verstärkte den Druck im Zentrum mit
etwa 1044 hPa auf seinen höchsten Wert. Dadurch erreichte das Hoch an diesem
Tag seine flächenmäßig größte Ausdehnung. Hoch NIKOLAI erstreckte sich dabei
von Deutschland bis zum Ural und von Nordskandinavien bis zum Kaukasus. Über
Deutschland zogen im Laufe des Tages die kräftigen Ausläufer von Tief KATRIN
von West nach Ost, sodass Hoch NIKOLAI dort den Einfluss verlor. Im nördlichen
Bereich von Hoch NIKOLAI strömte keine kältere Luft mehr nach. Dadurch konnte
sich das Temperaturniveau leicht erhöhen, z.B. in St. Petersburg mit 11°C als
Tagesmaximum. Von Moskau bis Wolgograd blieben die Tageshöchstwerte zum Vortag
in etwa gleich. Auch gab es in den beiden genannten Städten mit ‑3°C bzw.
-2°C als Tiefsttemperaturen leichten Frost.
Mit
der Verlagerung des Höhenhochs ins südwestliche Russland begann am 08.10.
gleichzeitig die Abschwächung des Hochs NIKOLAI. Im Zentrum konnten noch 1038
hPa analysiert werden. Durch viel Sonnenschein und nur wenigen Wolken konnten
die Tageshöchstwerte in der Ukraine, Südwestrussland und Weißrussland wieder
leicht ansteigen und erreichten ein ähnliches Temperaturniveau um 15°C. In der
folgenden Nacht wurde trotz Ausstrahlung nur noch in wenigen Regionen leichter
Frost registriert.
Das
ehemalige Höhentief über Island befand sich am 09.10. über Großbritannien,
sodass das zugehörige Tief KATRIN weiter nach Osten vorankam. Nach der
Auflösung des Höhenhochs gelangte Hoch NIKOLAI in die westliche Höhenströmung
und verlagerte sich zum Südural. Mit einem Kerndruck von etwa 1035 hPa
beeinflusste das Hoch noch weite Teile der Ukraine, sowie den südlichen
europäischen Teil Russlands und das Schwarze Meer. Beispielsweise wurde in Kiew
und Kischiniew mit 17°C bzw. 19°C ein höheres
Tagesmaximum gegenüber dem Vortag erreicht.
Hoch
NIKOLAI konnte zwar noch drei weitere Tage zwischen dem Südural und dem
Kaukasus auf der Bodenwetterkarte analysiert werden, allerdings verlagerte sich
der Schwerpunkt des Hochs mit weiterer Abschwächung ostwärts in einen Bereich
außerhalb der Berliner Wetterkarte. Mit einer Lebensdauer von 10 Tagen erschien
Hochdruckgebiet NIKOLAI letztmalig am 12.10. mit seinem westlichen Bereich auf
der Bodenwetterkarte.
Geschrieben
am 01.01.2015 von Matthias Treinzen
Wetterkarte: 06.10.2014
Pate: Jan Nikolai Endres