Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet NIKOLAUS

(getauft am 22.09.2016)

 

Am 22.09.16 wurde anhand der Prognosekarte für den Folgetag ein Hochdruckgebiet, das sich vom Alpenraum bis zum Balkan erstreckte, auf den Namen NIKOLAUS getauft. Dieses Hoch trennte sich von der Antizyklone MATTHIAS an dessen Südflanke ab, nachdem Tief THERESIA mit der Verlagerung von Osteuropa nach Finnland die Verbindung zwischen beiden Hochdruckgebieten unterbrach.

Wie vorhergesagt lag das Zentrum der Antizyklone NIKOLAUS um 01 Uhr MEZ südwestlich von Belgrad über dem Balkan mit einem Druck von ca. 1025 hPa. Nach einem teils dunstigen Start in den Tag herrschte von Spanien, Frankreich und Italien bis zur Balkanhalbinsel, den Karpaten und der Ostseeküste freundliches, windarmes Wetter, welches dadurch gekennzeichnet wurde, dass die Luftdruckunterschiede über weiten Teilen Mitteleuropas gering ausfielen. Nach Nordwesten hin nahm die Bewölkung jedoch merklich zu, da sich dort die Fronten des Tiefs URSULA befanden. Diesen Umstand konnte man sehr gut anhand der Sonnenscheindauer erkennen. Etwa 10 Stunden schien die Sonne beispielsweise in Sarajevo, Poitiers oder an der Station Weimar-Schöndorf. In Hameln dagegen erreichte die Sonnenscheinschauer nicht einmal einen Wert von 3 Stunden.

Bis zum nächsten Tag hatte sich das Zentrum von Hoch NIKOLAUS mit einem Druck von etwa 1028 hPa nach Nordwesten verlagert und befand sich nun über Bayern. Die Antizyklone beeinflusste das Wettergeschehen in Süd-, West- und Mitteleuropa bis nach Ungarn. Weiter östlich hatte sich ein Randhoch über dem Balkan gebildet. Wie am Vortag gab es am Morgen gebietsweise Dunst- oder Nebelfelder. Verbreitet schien über längere Zeit die Sonne, wie in Karlsruhe oder in Dijon mit 11,5 Stunden Sonnenschein. In Richtung Nordwesten verringerte sich die Sonnenscheindauer aufgrund der Nähe zu einem vorgelagerten Frontensystem des Tiefs VLADIANA II merklich, wodurch sie am Flughafen London/Heathrow lediglich knapp 5 Stunden betrug. Durch die heranströmende maritime Subtropikluft erreichte die Höchsttemperatur Werte von 24°C in Karlsruhe, 23,4°C in Dijon bzw. 23,2°C in London/Heathrow.

Am 25.09.16 um 01 Uhr MEZ lag die Antizyklone NIKOLAUS mit dem Zentrum über Polen und wies dabei einen Druck von rund 1026 hPa auf. Der Einflussbereich wurde im Westen vom Tiefdruckkomplex VLADIANA über dem Nordatlantik sowie der Zyklone THERESIA über der Halbinsel Kola und einem unbenannten Tiefdruckgebiet östlich der Ukraine begrenzt. Im Vergleich mit den vorangegangenen Tagen war es jedoch bewölkter nachdem sich der Nebel oder Dunst aufgelöst hatte. In Ustka schien die Sonne etwas über 10 Stunden lang, wobei 550 km weiter östlich in Vilnius die Sonnenscheindauer nur gut 3 Stunden betrug. Bei den Höchsttemperaturen gab es ebenfalls eine Diskrepanz. Während an der polnischen Ostseeküste 18,9°C erreicht wurden, blieb es am Flughafen der litauischen Hauptstadt mit höchstens 13,4°C kühler.

Am Folgetag verkleinerte sich der Einflussbereich von Hoch NIKOLAUS geringfügig. Das Zentrum befand sich nun mit einem Druck von circa 1028 hPa über dem Baltikum. Zwischen den Tiefs über Nordeuropa und Russland sorgte die Antizyklone NIKOLAUS in einem ungefähr 1400 km breiten Streifen von den Karpaten im Südwesten bis zum Weißen Meer im Nordosten für wechselnd wolkiges, teilweise sonniges und trockenes Wetter. In der erwärmten Subpolarluft erreichten die Temperaturen 17,8°C bei einer Sonnenscheindauer von etwa 6 Stunden in Tallinn oder 20,3°C bei knapp 11 Stunden Sonne in Debrecen, welches von einer subtropischen Luftmasse beeinflusst wurde.

Bis zum 27.09.16 um 01 Uhr MEZ verlagerte sich das Hochdruckgebiet NIKOLAUS nur wenig, aber aufgrund der Abschwächung des Tiefs THERESIA nördlich des Urals bildete sich neben dem Zentrum über dem Baltikum ein neuer Kern über der Südostküste des Weißen Meeres aus. Beide Zentren wiesen einen Druck von rund 1028 hPa auf. Östlich der Zentren wurde erwärmte kontinentale Subpolarluft über dem Westen Russlands nach Süden transportiert, wodurch in Moskau die Höchsttemperatur nur bei 9,6°C lag. Diese Luftmasse ist relativ trocken, was gegen die Bildung von Nebel spricht. In Richtung Skandinavien hingegen sorgte die Kaltfront des Wirbels VLADIANA für feuchtere Luft und somit für bessere Bedingungen zur Nebelbildung. Durch die südliche Strömung, welche warme Luft heranführt, stieg die Lufttemperatur in Riga auf 17,5°C.

Bis zum 28.09.16 wuchs die Distanz zwischen den Hochdruckzentren auf circa 2850 km an. Da zusätzlich auf etwa halber Strecke die Warmfront des Tiefs VLADIANA die beiden Zentren etwas voneinander abtrennte, wurde das Zentrum mit einem Druck von ungefähr 1027 hPa zwischen der Insel Nowaja Semlja und dem Ural als NIKOLAUS I und der Kern über den Karpaten mit einem maximalen Luftdruck von etwa 1028 hPa als NIKOLAUS II benannt. Somit beeinflusste das Hochdrucksystem das Wetter über dem westlichen Osteuropa nordostwärts bis zum Ural, mit Ausnahme des Baltikums sowie von St. Petersburg und Moskau, wo durch die Luftzufuhr aus dem Norden nur maximal 9,6°C im Vorort Dolgoprudnyi erreicht wurden. Durch das über Skandianavien heranziehende Tiefdruckgebiet VLADIANA und den Ex-Tropensturm KARL schien in Archangelsk nur 3,9 Stunden die Sonne. Weiter südlich dagegen nahm die Sonnenscheindauer zu und betrug in Odessa 6,4 Stunden.

Bis zum 29.09.16 hatte sich das Hoch NIKOLAUS II, vor allem wegen des heranziehenden ehemaligen Tropensturms KARL und einem Tiefdruckgebiet über Russland, aufgelöst. Somit besaß das Hoch NIKOLAUS an diesem Tag nur noch das Zentrum über dem Ob-Delta, das wegen der Westlage mit den aufkommenden Tiefwirbeln von Westen her zunehmend nach Osten verdrängt wurde. Hoch NIKOLAUS wies immer noch einen Druck von 1027 hPa auf. Der Einflussbereich hatte sich aber im Wesentlichen auf die Region des nördlichen Urals und des Unterlaufs des Ob beschränkt. In Novvy Port am Ob-Delta oder in Igarka am Jenissei schien die Sonne rund 9 Stunden, jedoch wurde eine Tagesmaximaltemperatur von 2,9°C nicht überschritten.

Bis zum 30.09. um 01 Uhr MEZ zog das Hoch NIKOLAUS ohne Abschwächung oder Verstärkung ein wenig in Richtung Sibirien. Fast wie am Vortag erstreckte sich die Antizyklone vom Ural ostwärts mit dem Zentrum über dem Westen Sibiriens. Knapp südlich des Polarkreises stieg die Temperatur in Turuchansk bei 10,2 Stunden Sonnenschein auf 3,9°C.

Da das Tief WALPURGA am folgenden Tag weiter nach Osten zog, wurde das Hoch NIKOLAUS aus dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte verdrängt und konnte nicht weiter analysiert werden.

 

 

Geschrieben am 09.11.2016 von Matthias Janke

Berliner Wetterkarte: 24.09.2016

Pate: Klaus Lohwieser