Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet NORBERT

(getauft am 16.04.2016)

 

Über Neufundland befand sich am 16. April 2016 ein Hochdruckgebiet, dessen Einflussbereich bis über den Nordatlantik reichte. Von diesem sollte sich ein Hoch abspalten, dass in der Prognose für den Folgetag von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen NORBERT getauft wurde.

Am Morgen des 17. Aprils lag das Hoch NORBERT etwa 700 km westlich von Irland. Dabei hatte es einen Zentrumsdruck von ungefähr 1020 hPa aufgebaut, jedoch nur mit einer sehr geringen Ausdehnung von maximal 500 km. Außerdem war es weiterhin mit der größeren Hochdruckzone über Neufundland verbunden. Im Verlauf des Tages dehnte sich das Hoch NORBERT in Richtung Osten aus und griff damit auf Westeuropa über. Durch die antizyklonale Strömung, also im Uhrzeigersinn um das Hochdruckzentrum von Hoch NORBERT, lag der Großteil West- und Mitteleuropas an diesem Tag auf der Vorderseite des Hochs in einer Nordwestströmung. Diese brachte polare Meeresluft mit sich und damit sinkende Temperaturwerte. In Bielefeld beispielsweise wurde im Vergleich zum Vortag ein Fall der Tageshöchsttemperaturen von 15,7°C auf 11,7°C verzeichnet und in Lyon sogar von 22,6°C auf 17,3°C. Allerdings sorgte der einsetzende Hochdruckeinfluss um das Hoch NORBERT im Verlauf des Tages für Wolkenauflösung. Grund dafür ist, dass in einem Hochdruckgebiet großräumiges Absinken der Luft stattfindet, was im Allgemeinen Wolkenbildung vermindert. Dadurch sorgten nur noch kleinskaligere Effekte in der Atmosphäre für örtliche Wolkenfelder. So wurden zum Beispiel in Berlin-Dahlem etwa 5,5 Stunden Sonne registriert. Weiter westlich in London, wo sich das Hoch NORBERT schon früher durchsetzte, waren es insgesamt fast 10 Stunden Sonnenschein.

Zum Morgentermin des 18. Aprils umfasste die Zone höheren Drucks mit dem Zentrum von Hoch NORBERT den Nordostatlantik, Südengland, Frankreich und Nordspanien. Der Druck im Zentrum war dabei mit rund 1020 hPa ungefähr gleich geblieben. Erneut war das Wetter durch den Hochdruckeinfluss recht freundlich. In Berlin-Dahlem wurden 10 Stunden Sonne gemessen. In Paris waren es sogar knapp 13 Stunden. Ausschließlich im nördlichen Bereich des Hochdruckgebietes NORBERT wurden einige tiefe Wolkenfelder entlang einer abgeschwächten Okklusionsfront beobachtet, welche über Norddeutschland bis England verlief. Als Okklusion wird eine Front mit Warm- und Kaltfrontcharakter bezeichnet, bei der sich kalte Luft unter wärmere Luft geschoben hat. Außerhalb des Hochs NORBERT sorgten Frontensysteme von benachbarten Tiefdruckgebieten für Niederschläge. Besonders an dessen Ostgrenze im Alpenraum wurden, begünstigt durch zusätzliche Hebung der Luft beim Überströmen der Berge, relativ hohe Niederschlagsmengen von beispielsweise 25 l/m² in 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ an der Schweizer Station in St. Gallen registriert.

In der Nacht zum 19. April verstärkte sich das Hoch NORBERT weiter auf etwa 1025 hPa, wobei in der Bodenanalyse der Berliner Wetterkarte um 01 Uhr MEZ zwei, in etwa gleich starke Zentren analysiert wurden. Der eine lag etwa über Westfrankreich, während sich der zweite über Südirland befand. Das Hochdruckgebiet NORBERT hatte damit eine West-Ost Ausdehnung von über 2000 km. In Nord-Süd Richtung umfasste es ein Gebiet von ungefähr 800 km, wobei der Schwerpunkt über Großbritannien und Frankreich lag. Allerdings gerieten auch der Alpenraum und Deutschland an diesem Tag immer mehr unter den Hochdruckeinfluss des Hochs NORBERT. Da sich dabei die Okklusionsfront eines Tiefs über Skandinavien unter anderem über Großbritannien und Deutschland verlagerte, konnte sich nicht überall die Sonne durchsetzen. Vereinzelt fiel tagsüber sogar leichter Regen wie zum Beispiel 0,8 l/m² Regen bei Flensburg oder nicht messbare Mengen in Berlin-Dahlem und Gießen innerhalb von 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ. Von keinen Sonnenstunden wie in Meiningen bis 13 Stunden in Paris und Edinburgh schien die Sonne im Bereich des Hochs NORBERT recht unterschiedlich lang.

Am Morgen des 20. April lag wieder nur ein einzelnes Zentrum von Hoch NORBERT über England. Dieses hatte sich jedoch mit einem Zentrumsdruck auf über 1030 hPa verstärkt und die Ausdehnung war in etwa gleich geblieben. Besonders Großbritannien profitierte im Laufe des Tages von dem Hochdruckeinfluss, aber auch weite Teile Mitteleuropas und Südskandinaviens gerieten in die Randzonen des Hochs NORBERT. Auch Fronten konnten sich an diesem Tag kaum durchsetzen und so kam es beinahe im gesamten Einflussbereich zur astronomisch maximal möglichen Zeit an Sonnenstunden. In München wurden dabei etwa 12 Stunden, in Luxemburg und London 13 Stunden und in Glasgow sogar 14 Stunden Sonne registriert. Da das Hochdruckgebiet NORBERT jedoch weiterhin polare Luft herantransportierte, konnte sich jene trotz Sonne nicht so stark erwärmen. Als Höchstwert wurde in Paris 20°C erreicht. In Liverpool waren es nur 16,7°C und in Berlin sogar nur um die 14°C. Aufgrund des wolkenfreien Himmels in der Nacht, kam es zu einer hohen Ausstrahlung, insbesondere in der Grenzschicht, also vom Boden bis etwa in einem Kilometer Höhe, wodurch sich die Luft abkühlte. Dadurch sanken die Temperaturen in der Nach zum 21. April beispielsweise in Bremen auf -1,7°C. In weiten Teilen Deutschlands kam es damit zu einem der letzten Frosttage des Frühlings 2016.

Am 21. April zog das Hoch NORBERT weiter über Tschechien und Rumänien nach Südosten. Der Zentrumsdruck hatte sich bereits auf 1025 hPa abgeschwächt. Da die Antizyklone NORBERT mit einem zweiten Zentrum südlich von Island durch eine Zone höheren Drucks verbunden war, wurden in dem Streifen von Schottland, über Deutschland und Tschechien bis Griechenland erneut kaum Wolken beobachtet. So kam es jeweils in Edinburgh, Berlin, Budapest und Belgrad zu fast 14 Stunden Sonnenschein.

Im weiteren Verlauf verlagerte sich das Hoch NORBERT weiter ostwärts über das schwarze Meer und die Türkei. Dort sorgte der Luftmassenwechsel für mehr Sonnenschein, allerdings auch geringere Temperaturen. In Ankara, wo am 20. April noch eine Höchsttemperatur von über 28°C gemessen wurde, waren es zwei Tage später am 22. April in der gealterten polaren Luftmasse des Hochs NORBERT nur noch knapp 18°C. Währenddessen sorgten heranrückende Tiefdruckgebiete mit ihren Frontensystemen für eine Auflösung des Hochdruckeinflusses über Mitteleuropa und brachten wieder Wolken und Niederschläge in Deutschland.

Im Verlauf des 23. und 24. April zog das Hochdruckgebiet NORBERT unter weiterer Abschwächung am Rand des Darstellungsbereiches der Berliner Wetterkarte nach Nordosten über Georgien und Russland. Zum Morgentermin des 25. Aprils wurde der Kern NORBERT noch einmal über der Uralregion mit einem Druck von etwa 1025 hPa analysiert, verließ jedoch letztlich bis zum Folgetag nach knapp 9 Tagen Lebensdauer den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte und konnte nicht weiter analysiert werden.

 

 

Geschrieben am 04.07.2016 von Jannick Fischer

Berliner Wetterkarte: 20.04.2016

Pate: Norbert Dellinger