Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet NORBERT
(getauft am 16.05.2012)
Mitte Mai lag ein ausgeprägter Keil, ein Vorstoß warmer Luftmasse nach
Norden, über dem westlichen Nordatlantik. Am östlichen Rand spaltete sich ein
Teilhoch ab und bewegte sich langsam Richtung Mitteleuropa. Am 16. Mai nahm
dieses Hoch erstmals direkt Einfluss auf das europäische Wettergeschehen und
wurde daher noch am selben Tag auf den Namen NORBERT getauft.
An diesem Tag lag das Zentrum des Hochs mit einem Luftdruck von etwa 1030 hPa einige hundert Kilometer südwestlich
der irischen Westküste. Der Einflussbereich reichte dabei hauptsächlich vom
zentralen Nordatlantik bis zum Golf von Biscaya. Im Osten und Südwesten wurde
Hoch NORBERT jeweils von einem Tiefdruckgebiet begrenzt. Durch die
antizyklonale Drehung, also eine Drehung im Uhrzeigersinn, wurde entlang der Nordostflanke des Hochs
maritime Subpolarluft bis nach Frankreich transportiert, sodass die
Höchsttemperatur auf den Britischen Inseln, den Benelux-Staaten und in Nordfrankreich
kaum über 15°C stieg. Der zunehmende Druck verhinderte jedoch die
Wolkenbildung, so dass besonders im Westen Frankreichs die Sonne bis zu 14
Stunden schien. Bis zum Morgen des 17. Mai verlagerte das Hochdruckgebiet
NORBERT sein Zentrum nach Osten und befand sich nun zentral über Deutschland.
Der Kern lag mit einem Druck von ca. 1023 hPa nahe Passau in Bayern. Dabei
gewann das Hoch an Einfluss im Bereich von Zentralpolen bis nach Ostfrankreich
und von Norddeutschland bis in den Alpenraum. Bei Temperaturen von unter 20°C
blieb es aber weiterhin für die Jahreszeit zu kühl. Jedoch wurden fast im
gesamten Bundesgebiet rund 11 bis 12 Stunden Sonnenschein verzeichnet.
Am Folgetag verlagerte sich das Hoch NORBERT nach Ostpolen. Gleichzeitig
näherte sich von Westen das Tief XANTHIPPE. So war im östlichen
Einflussbereichs des Hochs von Weißrussland über die Ukraine bis zum Balkan
leicht aufgewärmte arktische Luft vorherrschend, während im westlichen
Einflussbereich über Deutschland subtropische Luft heranströmte. Durch das
herannahende Frontensystem des Tiefs wurden hier jedoch nur im Westen
Deutschlands Temperaturen knapp über 20°C gemessen.
Bis zum Morgen des 19. Mai zog das Zentrum der Antizyklone NORBERT nach
Nordosten und lag gegen 02 Uhr MESZ mit einem Kerndruck von ca. 1025 hPa über
dem Baltikum. Die von Russland herangeführte Kontinentalluft sorgte
flächendeckend für sonniges Wetter mit über 10 Stunden Sonnenschein. Im
Tagesverlauf zog das Hoch weiter nach Nordosten und verband sich in der Nacht
zum 20. Mai mit einem voranlaufenden Hoch zu einer Hochdruckbrücke, die von der
Ostseeküste Finnlands bis zum südlichen Uralgebirge reichte. Beim Zustrom
kontinentaler Luft subtropischen Ursprungs wurden Temperaturen von über 25°C
bis weit nördlich auf der Breite der großen russischen Seen östlich von Sankt
Petersburg erreicht. Selbst in Archangelsk am Weißen Meer wurden noch 20°C
registriert.
Bis zum Morgen des 21. Mai verband sich das Hoch NORBERT komplett mit dem
voranlaufenden Hoch und konnte dadurch nicht mehr als eigenständiges
Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte geführt werden.
Geschrieben am
26.05.2012 von Benjamin Siebert
Berliner
Wetterkarte: 17.05.2012
Pate: Norbert
Reißmann