Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ODETTE

(getauft am 29.03.2021)

 

Aus dem Bereich des Polarhochs löste sich über dem Nordosten Kanadas ein Hochdruckgebiet, das Ende März 2021 über den Nordatlantik hinweg ging in Richtung Europa ziehen und demnach auch dessen Wettergeschehen beeinflussen sollte. Anhand der Prognosekarte für den 30.03.21 um 14 Uhr MESZ wurde das Hoch noch am 29.03.21 von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen ODETTE getauft. Nachdem am 30.03.21 um 02 Uhr MESZ das Hochdruckgebiet ODETTE mit einem maximalen Luftdruck von etwa 1028 hPa noch mitten über dem Atlantischen Ozean lag, zog die Antizyklone bis zum nächsten Tag nach Nordosten unter Verstärkung in Richtung Island weiter. Etwa auf halben Weg zwischen Grönland und Irland befand sich der Kern mit einem Druck von rund 1033 hPa. Im Einflussbereich dessen gab es teils heiteres Wetter auf Island und im Südosten Grönlands. Die Höchsttemperatur betrug dabei zum Beispiel 7,1°C in Reykjavík oder 4,8°C in Bolungarvík.

Bis zum darauffolgenden Tag, dem ersten Tag im April 2021, verharrte das Zentrum des Hochs ODETTE praktisch auf der Stelle, der maximale Luftdruck stieg aber auf ungefähr 1036 hPa. Der Einflussbereich verlagerte sich dabei nach Südosten und umfasste nun die Färöer- und Shetlandinseln, den Norden Schottlands sowie den Südwesten Skandinaviens. Mancherorts wurden in diesem Bereich bis zu 10,5 Sonnenstunden, wie in Kirkwall, erreicht. Ähnlich wie am Vortag stieg die Temperatur im Wirkungsbereich des Hochdruckgebietes ODETTE auf 8,0°C in Stornoway, 9,6°C in Tórshavn und 9,0°C in Stavanger.

 

Nur wenig nach Nordosten verlagerte sich bis zum nächsten Tag der Kern der Antizyklone ODETTE, wonach er demnach immer noch über dem Nordatlantik verweilte. Knapp 500 km südlich von Island betrug der maximale Druck rund 1038 hPa. Da sich über den Britischen Inseln ein neues Hoch bildete, verringerte sich der Einflussbereich auf den Südosten Grönlands und dem Westen Islands. Wegen dem hohen Luftdruck und der damit verbundenen absinkenden Luftbewegung lösten sich die meisten Wolken auf und sorgten für viel Sonnenschein in den genannten Gebieten. In einer maritimen Polarluftmasse wurden beispielsweise 6,1°C in Reykjavík oder 5,3°C in Gufuskálar gemessen.

Am 03.04.21 um 02 Uhr MESZ lag der Kern des Hochdruckgebietes ODETTE über dem nordöstlichen Atlantik rund 500 km nordwestlich der Britischen Inseln. Dort wurde ein Druck von circa 1043 hPa gemessen. Ruhiges und freundliches Wetter herrschte dabei in Großbritannien, Dänemark und dem Südwesten Norwegens. Neben zähen Nebelfeldern in Schottland und Nordirland wurden bis zu 12 Sonnenstunden, was zu dieser Jahreszeit fast dem Maximum entspricht, in Bournemouth oder Shawbury registriert. Dazu betrugen die Höchsttemperaturen zum Beispiel in Bergen 8,9°C, in Hawarden 11,9°C oder bis zu 17,2°C im schottischen Aboyne.

 

Bis zum nächsten Tag vergrößerte sich das Gebiet hohen Luftdrucks über den gesamten Nordatlantik zwischen Neufundland und den Britischen Inseln. Das Zentrum der Antizyklone ODETTE I befand sich dabei über dem zentralen Nordatlantik mit einem Kerndruck von etwa 1038 hPa und reichte mit seinem Einflussgebiet mit heiterem Wetter und beispielsweise 8,2°C als Höchstwert in St. Lawrence bis nach Neufundland. Das mit dem genannten Hochdruckgebiet in Verbindung stehende Hoch ODETTE II mit dem Kern über Irland streckte seinen Einfluss nach Osten bis nach Mitteleuropa aus. 1034 hPa wurden dort im Zentrum gemessen. Trotz Hochdruckeinfluss zogen teils dichte Wolkenfelder durch, weswegen beispielsweise nur 2,75 Sonnenstunden in Essen oder 0,5 Stunden in Paris zusammenkamen. Dagegen wurden im Vereinigten Königreich bis zu 12,5 Sonnenstunden in Glasgow erreicht. Die Höchsttemperaturen lagen bei 16,5°C in Weybourne, 21,0°C in Brive-la-Gaillarde oder 15,8°C in Nantes. An der Ostflanke waren es in Subpolarluft kühlere 7,8°C in Bremen und 8,8°C in Rotterdam.

 

Während einen Tag später bei einem unveränderten Zentrumsdruck die Antizyklone ODETTE I mit dem Kern südlich von Grönland lag, zog Hoch ODETTE II unter Abschwächung nach Südosten weiter und befand sich somit um 02 Uhr MESZ mit dem Zentrum über den östlichen Regionen Österreichs. Dort herrschte nur noch ein Luftdruck von rund 1021 hPa. Beide Hochdruckgebiete beeinflussten das Wetter von Frankreich im Westen über den Süden Deutschlands ostwärts bis in den Südwesten Russlands. Wegen dem schwachen Wind gab es vor allem in der Osthälfte der Ukraine Nebel. In Lwiw schien dagegen an diesem Tag 10,5 Stunden lang die Sonne. Ähnliche Sonnenscheindauern wurden in Nancy mit 8 Stunden und in Genf mit 9,5 Stunden registriert. Die Luft erwärmte sich dabei auf 15,0°C in Basel und Budapest sowie 15,3°C in Limoges. Da auf der Nordhalbkugel die Luft um ein Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn strömt, kommt an der Ostflanke die Luft aus nördlichen Richtungen. So wurden in einer subpolaren Luftmasse nur 11,4°C in Lwiw oder 13,0°C in Odessa erreicht.

 

Am 06.04.21 war auf der Berliner Wetterkarte nur noch das ehemalige Hoch ODETTE II (nun als ODETTE weitergeführt) zu erkennen. Mit der Verlagerung des Hochdruckgebietes PEGGY westlich von Island nach Süden hatte sich die Antizyklone ODETTE I aufgelöst bzw. wurde vom Hoch PEGGY mit aufgenommen. Bei einem Luftdruck von etwa 1018 hPa lag der nun nur noch einzige Kern des Hochs ODETTE über dem östlichen Schwarzen Meer. Der Einflussbereich reduzierte sich hinter einer Kaltfront eines Tiefs auf die östliche Ukraine, dem westlichen Kaukasus und der Krim-Halbinsel. Viel Sonnenschein gab es in Simferopol mit 9 Stunden und in Odessa mit 8,5 Stunden. Dazu stieg die Temperatur auf 9,4°C in Charkiw, 11,7°C in Poltawa und 12,5°C in Mariupol.

Da der Luftdruck über Osteuropa in den nächsten Tagen mit Annäherung von Tiefausläufern tendenziell sank, löste sich die Antizyklone ODETTE noch am selben Tag über dem Kaukasus auf, so dass sie folglich nicht mehr auf den Bodenkarten der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.