Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet OLDENBURGIA
(getauft am 22.10.2013)
Am 21.10.2013 entwickelte sich zwischen einem
Hochdruckgebiet über Grönland und dem über dem Kaukasus liegenden Hoch
NASTASSJA ein eigenständiges Hochdruckgebiet über der Skandinavischen
Halbinsel. Als ersichtlich wurde, dass diese Antizyklone das weitere
Wettergeschehen in Europa intensiv beeinflussen wird, wurde sie am 22.10. auf
den Namen OLDENBURGIA getauft.
Antizyklonen sind Regionen erhöhten
Luftdruckes, welche durch Absinkprozesse in der Atmosphäre hervorgerufen
werden, diese können einen Durchmesser von ca. 1000 Kilometer erreichen und
dominieren dabei das Wettergeschehen einer großräumigen Region. Aufgrund der
absinkenden Luftmassen und deren Erwärmung kommt es innerhalb eines
Hochdruckgebietes meist zu Wolkenauflösung.
In der Nacht zum 22.10. lag das Hoch
OLDENBURGIA mit seinem Zentrum nur wenige Kilometer von der finnischen Stadt Helsinki
entfernt und wies einen Kerndruck von über 1025 hPa auf. Der Einflussbereich
der Antizyklone OLDENBURGIA erstreckte sich von der Skandinavischen Halbinsel
über Finnland und das Baltikum bis zum westlichen Nordrussland. Dabei gelangten
arktische Luftmassen in die betroffenen Regionen, wolkenlose Bedingungen
verschärften zusätzlich die Kälte. Beispielweise nahm die Temperatur in der
Nacht zum 22.10. verbreitet ab und an den Küsten Nordrusslands wurden zum Teil
unter -10°C registriert. In Narjan-Mar, das an der Küste der Barentssee liegt,
wurde eine Tagesminimaltemperatur von -12°C verzeichnet, wobei am darauf
folgenden Tag, als die Wirkung des Hochdruckgebietes nachließ, die Temperatur ‑6,7°C
betrug. Selbst für diese nördlich des Polarkreises gelegene russische Stadt
sind diese Lufttemperaturen vergleichsweise niedrig, da die mittlere minimale
Tagestemperatur des Monats Oktober für Narjan-Mar -4,8°C beträgt. Eine ähnliche
Tiefsttemperatur meldete die meteorologische Station in der finnischen Stadt
Tampere, hier wurden knapp -7,7°C registriert, dies liegt knapp 9 Grad unter
der mittleren Tagestemperatur im Oktober.
Am 23.10. verlagerte sich die Antizyklone
weiter nach Südosten. Der Kern des Hochs OLDENBURGIA erfuhr eine Intensivierung
um 5 hPa und befand sich um 01 Uhr MEZ ca. 150 Kilometer südöstlich von Moskau
entfernt. Demzufolge herrschte in der russischen Hauptstadt insbesondere in den
Nacht- und Morgenstunden Nebel oder feuchter Dunst, wodurch die Sichtweite eingeschränkt
wurde. Weite Teile Westrusslands fielen somit in den Einflussbereich des
Kältehochs.
Zwischen dem Hoch OLDENBURGIA und dem über
dem Britischen Inseln liegende Tief ZENITH gelangten vergleichsweise warme
subtropische Luftmassen nach Deutschland, sodass diese an vielen Orten den
wärmsten Tag für diese Jahreszeit seit mehreren Jahrzehnten bescherten. So
wurde in Frankfurt am Main/Flughafen eine Rekordtemperatur von 23,8°C gemessen.
Wobei in der russischen Stadt Saratov, die sich im Einflussbereich des Hochs
OLDENBURGIA lag und zudem auf dem fast gleichen Breitengrad wie Frankfurt am
Main befindet, nur maximal 5°C registriert wurden. Besonders im zentralen
Bereich des Hochdruckgebildes klarte der Himmel auf, am Tage wurde es heiter
und sonnenscheinreich, in der Nacht kalt und wolkenlos.
In den folgenden Tagen setzte das
Hochdruckgebiet OLDENBURGIA seine Verlagerung nach Südosten fort. Am 24.10. um
01 Uhr MEZ wurde ein auf über 1035 hPa verstärkter Druck im Zentrum des Hochs
OLDENBURGIA über Wolgograd analysiert. In diesem Zentralbereich befand sich
kalte und trockene Festlandsluft. Sie sorgte dabei für weitere Kälteperioden
mit leichtem bis mäßigem Frost und nächtlichen Tiefsttemperaturen, die
verbreitet unter dem Gefrierpunkt lagen. Beispielweise sank in den Städten
Penza und Wolgograd die Temperatur auf knapp -5°C, am Tage wurde es aber Dank
intensiver Sonneneinstrahlung wärmer. Vielerorts wurden Maximaltemperaturen von
0°C und höher registriert.
Das Wirkungsgebiet der Antizyklone in
südwestlicher Richtung umfasste nicht nur das südliche Osteuropa, sondern auch
die Balkanhalbinsel und das Schwarze Meer. Im bulgarischen Sofia und in Ankara wurde
an diesem Tag eine Sonnenscheindauer von jeweils über 9 Stunden gemessen. In
Ankara wurden zudem am frühen Morgen Nebel beobachtet.
Unter einer leichten Abschwächung von 5 hPa
und einer weiteren Verlagerung in östliche Richtung erreichte das Zentrum der
Antizyklone OLDENBURGIA Kasachstan und befand sich am 25.10. um 01 Uhr MEZ einige
Hundert Kilometer östlich von Wolgograd am Rande des Analysebereichs der Berliner
Wetterkarte. Das Einflussgebiet des Hochs in die südwestliche Richtung
blieb bestehen. Ein relativ großer Abstand
der Isobaren, den Linien gleichen Luftdruckes, deutete auf schwache
Windgeschwindigkeiten hin, die verbreitet herrschten. Im rumänischen Bukarest wehte
ein schwacher, in Böen die Windstärke 2 erreichender Wind und es war neblig. Vergleichsweise
erreichten die Windspitzen in Bukarest am 31.10., einige Tage nach Abzug des
Hochs OLDENBURGIA, bereits die Windstärke 6 auf der Beaufort-Skala. Die polaren
Luftmassen hatten sich am 25.10. durch wolkenlose Bedingungen und die damit
verbundene Sonneneinstrahlung erwärmt und sich in subpolare Luftmassen
umgewandelt. Im kasachstanschen Aktobe war es ebenfalls sonnig mit einer
Sonnenscheindauer von ca. 7 Stunden, jedoch schwankte die Temperatur an diesem
Tag zwischen 6°C und -6°C.
Am nächsten Tag verlagerte sich das
Hochdruckgebiet OLDENBURGIA so weit nach Osten, dass es den Analysebereich der
Berliner Wetterkarte verließ und nicht weiter analysiert werden konnte.
Geschrieben am 02.01.2014 von Anastasia Karb
Berliner Wetterkarte: 23.10.2013
Pate: Bürger der Stadt Oldenburg