Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet OLDENBURGIA

(getauft am 25.10.2019)

 

In den Analysekarten vom 23.10.2019 bis einschließlich dem 25.10.2019 lag das Tiefdruckgebiet WILHELM über dem 60. Breitengrad zwischen Island und Großbritannien. In diesem Zeitraum wurde aufgrund der Drehrichtung der Druckgebilde, Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn und Tiefdruckgebiet entgegen dem Uhrzeigersinn, auf der Rückseite des Tiefs WILHELM arktische Kaltluft über Grönland zum Nordatlantik geführt. Da diese kalte Luft vergleichsweise schwerer als warme Luft ist, konnte sich diese in Bodennähe ansammeln und somit herrschte aufgrund des höheren Gewichtes am Boden ein höherer Luftdruck. Ein Hochdruckgebiet ist daraus entstanden. Da dieses Hochdruckgebiet, auch Antizyklone genannt, zu diesem Zeitpunkt noch keinen direkten Einfluss auf das europäische Wettergeschehen hatte blieb es zunächst noch ungetauft. Bereits am darauffolgenden 26.10. war abzusehen, dass das Hochdruckgebiet sich im weiteren Verlauf intensivieren würde und verlagerte sich südöstlich, sodass es auf den Namen OLDENBURGIA getauft werden konnte.

Zum Zeitpunkt der Taufe, auf der Analysekarte vom 26.10. um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, verzeichnete die Antizyklone einen Kerndruck von etwa mehr als 1020 hPa und befand sich südöstlich der Südspitze Grönlands über dem Nordatlantik. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich eine Unterbrechung der bislang ungewöhnlich intensiven Südwestströmung über Mittel- und Nordeuropa durch die Tiefdruckgebiete WILHELM, XANDER sowie YAROSLAV durch das korrespondierende Hochdruckgebiet OLDENBURGIA ab.

In der Analyse der Bodenwetterkarte vom 27.10. verlagerte sich das Hochdruckgebiet schließlich weiter südöstlich und weitete damit seinen Einflussbereich rasch bis nach Großbritannien, dem Ärmelkanal sowie französischen Atlantikküste aus. Dabei schob sich das Hochdruckgebiet wie ein Keil in die vorhergehende südwestliche Strömung, genau zwischen das nordostwärts driftenden Tief YAROSLAV, dem stationär verbleibendem Tief WILHELM I, welches sich nahe Schottland befand, sowie dem derzeit über dem Azoren Archipel befindlichen Tropischen Sturmtief PABLO. Dies zeigte sich ganz deutlich an der immensen Änderung des Windes. Entlang des Ärmelkanals bis zur Ostsee wurde im Mittel zuvor starker, bis steifer Wind (6 bis 7 Beaufort, entspricht 39 bis 61 km/h), teils mit stürmischen Böen bis Sturmböen (8 bis 9 Beaufort, entspricht 62 bis 88 km/h) gemessen. Kaum 24 Stunden später konnte lediglich noch schwacher, bis mäßiger Wind mit wenigen Böen registriert werden. Zusammen mit dem großräumigen Hochdruckgebiet MAJLA, welches sich zu diesem Zeitpunkt über der kompletten Südhälfte Europas erstreckte, bildete das Hochdruckgebiet OLDENBURGIA eine Hochdruckbrücke. Das Zentrum der Antizyklone OLDENBURGIA lag zu diesem Zeitpunkt südlich von Island und westlich von Irland über dem Atlantischen Ozean, dabei intensivierte sich der Kerndruck auf etwa 1025 hPa.

Am 28.10. machten sich die hohen Luftdruckdifferenzen vor den Küsten Europas bemerkbar. Das tropische Sturmtief PABLO, nordwestlich der Iberischen Halbinsel, verlagerte sich weiter nordostwärts und verhinderte damit zunächst noch eine weitere Ausdehnung des Hochdruckgebietes OLDENBURGIA nach Mitteleuropa. Das Zentrum des Hochdruckgebietes OLDENBURGIA befand sich weiterhin südlich von Island über dem Nordatlantik, konnte seinen Druck im Zentrum jedoch auf etwa 1035 hPa intensivieren. Der wetterwirksame Einfluss von OLDENBURGIA reichte dabei diagonal von Grönland über Island und Großbritannien bis nach Deutschland hinein. Damit verbunden war, anders als die weitläufige Meinung, dass Hochdruckgebiete immer Sonnenschein mit sich bringen, eine meist nordwestliche Anströmungsrichtung mit zumeist feuchter Atlantikluft. Diese spiegelte sich auch im Wetter und besonders der Bewölkung wieder. An den betroffenen Stationen, von der Bretagne bis ins Alpenvorland hinein, blieb es häufig bedeckt oder neblig-trüb, zudem fiel zeitweise etwas Regen oder Sprühregen.

Die Analyse der Bodenwetterkarte vom 29.10. zeigte zwar keine allzu große Verlagerung der Antizyklone OLDENBURGIA, jedoch konnte sich der bereits relativ hohe Kerndruck weiter bei etwa 1035 hPa halten. Die Wetterstation Vestmannaeyjar auf Island verzeichnete einen Luftdruck von ca. 1031 hPa, während eine weitere Station auf dem Stornoway Flughafen in Schottland sogar 1033 hPa aufzeichnen konnte. Zudem etablierte sich die Antizyklone OLDENBURGIA als ein weiträumiges Hochdruckgebilde, welches sich von der Südspitze Grönlands über Island und dem Nordatlantik bis nach Skandinavien, der Nordhälfte Frankreichs sowie zu den Alpen hin erstrecken konnte. An der Ostflanke wurde das Hochdruckgebilde OLDENBURGIA durch das sich bereits leicht abschwächende Tiefdruckgebiet WILHELM und nach Süden hin durch das ehemalige Sturmtief Ex-PABLO eingegrenzt.

Der 30.10. zeigte in der Analyse um 01 Uhr MEZ zwar eine Zunahme der Wetterwirksamkeit in Mitteleuropa, jedoch wurde eine weitere Verlagerung des Hochdruckgebietes nach Osten hin noch von dem hartnäckig verbleibendem Tiefdruckgebiet WILHELM in Kombination mit einem namenlosen Tief, nordöstlich von Island über dem europäischen Nordmeer, erschwert. Das Zentrum der Antizyklone OLDENBURGIA differenzierte sich währenddessen in drei Teilzentren, jeweils mit einem Kerndruck von über 1030 hPa. Während sich ein Zentrum etwa über den Fjorden Norwegens befand, wurde ein weiteres Teilzentrum über Dänemark analysiert. Das dritte definierbare Hochzentrum erstreckte sich indes über Schottland, jedoch reichte das Gebiet hohen Luftdrucks auch noch weiterhin bis knapp nach Island hinein. Temperaturtechnisch gab es im Einflussgebiet der Antizyklone OLDENBURGIA teils große Differenzen. Aufgrund der Drehrichtung von Hochdruckgebieten wurde vorderseitig des Hochs OLDENBURGIA mit einer nördlichen Strömung recht kalte Luft nach Deutschland und den Benelux-Staaten geführt. Hier ergab sich eine 24-stündige Temperaturadvektion von -2 bis -8 Kelvin, an der Wetterstation Coschen an der Oder wurde sogar eine Temperaturdifferenz zum Vortag von knapp 9 Kelvin ermittelt. Rückseitig des Hochdrucksystems OLDENBURGIA wurden mit einer südlichen Strömung indes vergleichsweise warme Luftmassen in die westlichen Küstenregionen Frankreichs bis rauf nach Irland transportiert. Die Station Derrylin-Cornahoule in der Nordhälfte Irlands verzeichnete hierbei sogar einen 24-stündigen Temperaturzuwachs von 8 Kelvin.

In der Analyse vom 31.10. um 01 Uhr MEZ konnte sich das Hochdruckgebiet OLDENBURGIA vollständig in Mitteleuropa durchsetzen und verdrängte das Tiefdruckgebiet WILHELM weiter ostwärts an den Kartenrand. Eingerahmt wurde das großräumige Hoch OLDENBURGIA im Norden von einem namenlosen Tiefdrucksystem über der Nordwestküste Norwegens und im Süden sowie Südwesten von mehreren langgestreckten Fronten, sowohl Warm- als auch Kaltfronten. Während sich das Hauptzentrum mit einem Kerndruck von über 1030 hPa über der Grenze zwischen Polen und Tschechien befand, konnte noch ein weiteres, leicht schwächeres Teilzentrum bei einem Druck von über 1025 hPa weiter nordwestlich über dem Nordmeer zwischen Großbritannien und Nordwegen analysiert werden. In einem breiten Streifen von der Nordsee über die Nordhälfte Deutschlands  bis zur Ukraine verlief die Nacht durch die Antizyklone OLDENBURGIA zwar häufig locker bewölkt bis klar, jedoch konnte durch die Ausstrahlung die bodennahe, recht feuchte Luft auskühlen und es bildete sich gebietsweise Nebel oder feuchter Dunst mit einer Sichtweite von weniger als 5 km. Die Stationen Bremervörde und Emden meldeten bei Temperaturen leicht unter dem Gefrierpunkt sogar Nebel mit leichtem Reifansatz.

In der Bodenanalyse des Deutschen Wetterdienstes vom 01.11. erstreckte sich das Hochdruckgebiet OLDENBURGIA in einem breiten Bogen etwa von der Nordsee über Deutschland und Polen, sowie den Alpen bis knapp zum Adriatischen Meer und Osteuropa sowie Westrussland hinein. Das Tiefzentrum lag dabei weiträumig nördlich des Schwarzen Meeres etwa über dem 50. Breitengrad. Der Kerndruck lag zu diesem Zeitpunkt bei etwas mehr als 1025 hPa. Zudem zeigte die Analyse bereits einen unbenannten Tiefdruckkomplex, welcher Tief ZED vorlaufend verortet war, mit Kern westlich von Irland, der den Einfluss des Hochs OLDENBURGIA in Nordwesteuropa mit leichtem Regen, mitunter schauerartig verstärkt bereits ablöste.

In der Bodenanalyse vom 02.11. konnte das Tiefdrucksystem ZED über Großbritannien seine Position verfestigen und sich auf einen Kerndruck von 975 hPa intensivieren. Zudem verdrängte es das Hochdruckgebiet OLDENBURGIA und deren Wettereinfluss auf ein Gebiet nördlich des schwarzen Meeres bis nach Russland hinein. In den folgenden Tagen vom 03.11. bis einschließlich dem 06.11. wurde das Hochdruckgebiet OLDENBURGIA weiter südwestlich an den Rand der Bodenwetterkarte verschoben. Dabei behielt es jedoch seinen Kerndruck von etwa 1020 bis 1030 hPa und wirkte auf die sich weiter über Mitteleuropa befindlichen Tiefdruckgebiete blockierend, sodass diese sich kaum oder nur noch sehr wenig Richtung Osten verlagern konnten.

Zum 07.11.2019 verlagerte sich die Antizyklone OLDENBURGIA weiter nach Osten und verließ damit den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte sowie den unmittelbaren europäischen Einflussbereich.