Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ONNI

(getauft am 20.04.2018)

 

Die Vergabe von Namen an Hoch- und Tiefdruckgebiete wird von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte nur für solche Druckgebilde durchgeführt, die einen Einfluss auf die Großwetterlage über Europa haben oder in Zukunft haben werden. Viele Hochdruckgebiete entstehen aus dem Azorenhoch, welches eines der dynamischen Druckgebiete im europäischen Raum darstellt und maßgeblich für das Wetter in Mitteleuropa ist.

Am 19.04. sorgte ein Warmluftvorstoß in der Nähe des Azorenhochs für die Ausbildung eines Keils nach Norden. Keile stellen in der Meteorologie Warmluftvorstöße nach Norden dar. Die Entstehungen der Druckgebiete sind vor allem auf der 500 hPa-Karte ersichtlich, weil diese die Situation in ca. 5,5 km Höhe wiederspiegelt. Diese Ausdehnung nach Nordosten führte dazu, dass sich südlich von Irland ein weiteres Hochdruckgebiet ausbildete. Dieses sollte bald schon seinen Einfluss bis nach Mitteleuropa ausdehnen und wurde folglich noch am selben Tag in der Analyse auf den Namen ONNI getauft.

Das Zentrum der Antizyklone ONNI lag so am 20.04. ca. 100 km südlich von Irland mit einem maximalen Druck von mehr als 1025 hPa und lag damit bereits höher als der Normdruck, welcher bei 1013 hPa liegt. Nach Definition, spricht man von Hochdruck ab einem Druck von mehr als 1015 hPa.  Im Osten wurde das Hochdruckgebiet ONNI durch ein Frontensystem der Zyklone begrenzt, welches sich von Trondheim, London bis zum Nordwestkap Spaniens erstreckte. Zur weiteren Beschreibung der Ausdehnung können Satellitenbilder zur Hilfe verwendet werden, weil Hochdruckgebiete durch Absinkbewegungen und daraus resultierende Wolkenauflösung geprägt sind. Im Westen wurde der Hochdruckeinfluss durch das Frontensystem des Wirbels MADELEINE und im Osten durch die Front eines unbenannten Tiefs über Skandinavien abgegrenzt. Insgesamt ergibt sich allerdings eine ungefähre Ost-West-Ausdehnung von 2500 bis 3000 km und eine Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 1500 km. Im Tagesverlauf gelangten große Teile Großbritanniens immer mehr in den Einfluss von Antizyklone ONNI. Dadurch schien die Sonne verbreitet in großen Teilen des Vereinigten Königreichs. Am Londoner Flughafen wurden insgesamt 13 Sonnenstunden für diesen Tag erreicht genauso wie in Nottingham und anderen Städten. Nur in Dublin gab es mit 15 Stunden über einen noch längeren Zeitraum Sonne. Im Großraum London wurde ein Sommertag verzeichnet, was bedeutet, dass die Maximaltemperatur an dem Tag über 25°C lag, was mit 26 °C erreicht wurde.

Am nächsten Tag hatte sich Hochdruckgebiet ONNI an die englische Ostküste verlagert mit einem Druck von über 1020 hPa. Auf Grund der Intensivierung von Tief MADELEINE im Westen war die Ausdehnung des Hochs ONNI beschränkt, wodurch es auch leicht abgeschwächt wurde. Es erstreckte sich in nordöstlicher Richtung bis zur skandinavischen Küste und im Norden bis zu den Färöer-Inseln. Im Nordwesten war auch eine schwache Hochdruckbrücke ausgebildet mit einem unbenannten Hochdruckgebiet, welches östlich von Grönland gelegen war. Als Hochdruckbrücke wird eine Verbindung zwischen zwei benachbarten Hochdruckgebieten bezeichnet. Im Südosten begrenzte die Kaltfront des Tiefs LIS über Amsterdam bis nach London die Vergrößerung von Antizyklone ONNI. Norddeutschland und im speziellen auch Berlin/Brandenburg gelangten in den Einflussbereich von Hoch ONNI. In Berlin konnte die Bevölkerung über 13 Stunden Sonne genießen, an der Nordküste auf Rügen sogar 14 Stunden. Die Höchsttemperaturen lagen deutlich unter denen der Vortage, aber in der Nacht vom 21.04. zum 22.04. wurden in Norddeutschland sogar leichter Frost festgestellt. In Faßberg, in der Nähe des Freizeitparks Soltau in Niedersachen wurden 0°C um 06 Uhr MESZ gemessen. Des Weiteren bildete sich im nördlichen Teil Deutschlands immer wieder leichter Bodennebel oder feuchter Dunst. In Regionen um Berlin musste die Waldbrandgefahr durch die Trockenheit, ausgelöst durch die Antizyklone ONNI von 3 auf 4 angehoben werden. Stufe 4 entspricht hoher Gefahr, sodass hierbei Waldwege nicht mehr verlassen werden sollten.

Hoch ONNI lag am 22.04.2018 um 02 Uhr MESZ mit über 1015 hPa mit dem Zentrum über Hamburg. Der Einflussbereich der Hochdruckzone vergrößerte sich nun deutlich nach Norden, sodass die Nord-Süd-Ausdehnung auf 1500-2000 km anstieg und der Hochdruckeinfluss bis in den Norden Norwegens erkennbar war. Im Westen und Osten lagen weiterhin die bisher beschriebenen Tiefdruckgebiete. Antizyklone ONNI sorgte auch an diesem Tag für einen weiteren Sommertag. Vor allem im Nordwesten Deutschlands wurden nahe Bremen verbreitet über 27°C gemeldet. Aber auch in Berlin stiegen die Temperaturen auf angenehme 24°C. In den letzten Tagen wurden durch Hoch NORBERT bereits hohe Temperaturen erreicht, sodass zwischen den Tagen keine großen Unterschiede erkennbar waren. In großen Teilen Deutschlands konnte auch nochmal die Sonne über den gesamten Tagesverlauf genossen werden. Erst am späten Abend entstanden, ausgelöst durch die Warmfront von Tief MADELEINE, Gewitter und Regenschauer. An diesem Tag gelang auch Polen in den Mittelpunkt der Antizyklone ONNI. In der Nähe von Danzig gab es bis auf ein paar harmlose Schönwetterwolken Sonne pur. In einigen Regionen war es auch in der Nacht durchweg klar, sodass die Ausstrahlung der Erde so hoch war, dass in Polen oft Strahlungsnebel auftrat. Dies war zum Beispiel an der Station Kielce in Südostpolen der Fall. Strahlungsnebel tritt insbesondere nachts während Hochdrucklagen auf. Bodennahe Luftschichten kühlen durch das Fehlen der Wolken über mehrere Tage hinweg aus, sodass mehr Wärmeenergie durch Abstrahlung verloren geht als tagsüber durch die Sonne ankommt. So kühlte es sich sehr stark auf knapp unter 0°C wie in Ostroleka ab.

Am nächsten Tag hatte sich der Hochdruckkomplex bei gleichbleibendem Druck bis über die polnische Hauptstadt Warschau weiterbewegt. Sowohl nach Südwesten als auch Nordosten wurde der Hochdruckeinfluss von Hochdruckgebiet ONNI durch die Warmfront von Zyklone MADELEINE und die Kaltfront von Wirbel LIS eingegrenzt. Dadurch verlor Hoch ONNI immer mehr an Stärke. Trotz der geringen Ausprägung wurden an diesem Tag die größten Temperaturgradienten im Vergleich zum Vortag erreicht. Beispielsweise in Toropez, einer russischen Stadt mit 13.000 Einwohnern, stieg die Temperatur von 5°C auf 9°C an. Besonders interessant war der Tagesverlauf vom Bedeckungsgrad in Minsk. Am 22.04. war es meist wolkig oder stark bewölkt in der Region, bevor am Abend der Hochdruckeinfluss zunahm und es zur Wolkenauflösung kam. In der Nacht herrschten leicht bewölkte oder klare Verhältnisse bei Temperaturen knapp unter 0°C in Minsk. Am Abend des 23.04. erreichten die ersten Ausläufer von Zyklone MADELEINE Minsk und die Bewölkung nahm schlagartig zu.

Am nächsten Tag befand sich das stark abgeschwächte Hochdruckgebiet ONNI bereits westlich des Schwarzen Meeres. Aufgrund eines maximalen Drucks von etwa 1015 hPa, was fast Normdruck entspricht, wurde der sich abschwächende Hochdruckkomplex von der Berliner Wetterkarte nicht mehr benannt.