Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet OPHELIA

(getauft am 20.05.2019)

 

Am 20. Mai befand sich über Europa in ca. 5,5 km Höhe ein kräftig ausgeprägter Höhentrog, ein Gebiet tiefen Luftdrucks in der Höhe. Das korrespondierende Bodentiefdruckgebiet AXEL brachte feuchtwarme Luft und teils kräftige Schauer und Gewitter nach Mitteleuropa. Gleichzeitig konnte über dem Atlantik in diesem 500-hPa-Niveau ein Hochdruckkeil des Azorenhochs in die mittleren Breiten vordringen. Über dem Ostatlantik lag dadurch eine Zone hohen Luftdrucks in dem sich ein eigenständiges Hochdruckgebiet ausbilden konnte. Da dieses Hochdruckgebiet das Wettergeschehen in Europa für die nächsten Tage maßgeblich beeinflussen sollte, wurde es von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte in Prognose für den Folgetag auf den Namen OPHELIA getauft.

Am 21.05.2019 um 00 Uhr UTC, was 2 Uhr MESZ entspricht, lag das Zentrum der Antizyklone mit einem Druck von rund 1020 hPa über der Nordwestküste Irlands. Die Ausdehnung des Hochs OPHELIA betrug zu diesem Zeitpunkt in West-Ost Richtung etwa 1200 km und wurde im Osten durch die Zyklone AXEL über Mitteleuropa und im Westen durch eine noch unbenannte Zyklone über dem Atlantik begrenzt. Im Norden ging es über eine Hochdruckbrücke in ein Hochdruckgebiet über Grönland über, im Süden über eine Hochdruckbrücke in das Azorenhoch, sowie ein unbenanntes Hoch über dem Mittelmeer über. Dadurch verstärkte sich die Zone hohen Luftdrucks über Westeuropa und blockierte die vorherrschende Westströmung. Hochdruckgebiete sind durch großräumiges Absinken der Luft gekennzeichnet. Das Absinken der Luft führt zu einer adiabatischen Erwärmung, also zu einer Temperaturerhöhung, die eine Abnahme der relativen Feuchte bedingt. Durch die Austrocknung der Luft lösen sich Wolken eher auf. Da Antizyklonen auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn umströmt werden, brachte das Hoch OPHELIA feuchte subpolare Meeresluft in das Einflussgebiet und die Cumulus- oder Stratocumulusbewölkung konnte sich durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Laufe des Tages nur teilweise auflösen. Im gesamten Einflussgebiet bescherte der Hochdruckeinfluss dennoch einen leichten Temperaturanstieg auf durchschnittlich 20°C.

Am 22.05.2019 um 00 Uhr UTC hatte sich das Zentrum des Hochs bei gleichbleibendem Luftdruck in Richtung Süden über Irland und die Bretagne bis über den Golf von Biskaya ausgedehnt. Ihr Einflussgebiet konnte die Antizyklone vor allem nach Osten über Mitteleuropa vergrößern. Dadurch konnten auch in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg Temperaturanstiege um 4-5°C auf durchschnittlich 20°C verzeichnet werden. So wurde beispielsweise in Antwerpen ein Höchstwert von 20,4°C gemeldet im Vergleich zu 16,4°C am Vortag. Auch in der Westhälfte Deutschlands und in der Schweiz brachte Hoch OPHELIA nach den teils heftigen Unwettern des Tiefs AXEL Wetterberuhigung. Nach anfänglich noch dichter Bewölkung lockerte sich der Himmel im Tagesverlauf auf und es konnten zum Beispiel in Köln knapp 6 Stunden, in Konstanz knapp 8 Stunden und in Basel sogar knapp 13 Stunden Sonnenschein gemeldet werden. Auch auf den Britischen Inseln konnte sich vielerorts die Sonne durchsetzen. So wurden in Shoeburyness Landwick östlich von London rund 15 Sonnenstunden gemessen.  Ausläufer eines kräftigen Tiefs über dem Atlantik bescherten allerdings vor allem dem Norden Frankreichs und Irland eine beständige Bewölkung.

Zum 23.05.2019, 00 Uhr UTC wurde die Antizyklone bei unverändertem Luftdruck von 1020 hPa mit der Höhenströmung weiter ostwärts Richtung Mitteleuropa transportiert und konnte über dem Gebiet zwischen Brüssel, Köln, München und Genf analysiert werden. Zu diesem Zeitpunkt war die Antizyklone OPHELIA Teil einer Hochdruckzone die von Island über Großbritannien, Europa und den Mittelmeerraum reichte. Nur im Norden wurde die Hochdruckbrücke durch das neugebildete Tief BERNHARD über Skandinavien eingeschränkt. Über dem Atlantik konnte sich das Azorenhoch weiter bis vor die Südküste Irlands ausdehnen wodurch das Vordringen des Tiefdruckgebiets über dem Atlantik weiter blockiert blieb. Die Okklusionsfront dieses Tiefdruckgebiets brachte allerdings dichte Wolkenfelder über die Iberische Halbinsel welche sich im Tagesverlauf über ganz Frankreich ausbreiteten. Im Bereich des Hochdruckzentrums blieb es hingegen freundlich und es wurden Temperaturen von 20-25°C, auf der Iberischen Halbinsel sogar Temperaturen bis 30°C gemessen.

Durch die Auflösung des Tiefs AXEL über den Karpaten konnte sich der hohe Luftdruck am 24.05.2019 weiter nach Osteuropa durchsetzen. Auch in der Osthälfte Deutschlands konnten 10 – 13 Stunden Sonnenschein gemessen werden. Die Temperaturen blieben durch die einfließende subpolare Luft allerdings vergleichsweise mild. So wurde in Berlin-Dahlem eine Höchsttemperatur von 23,2°C gemessen. Im Süden Mitteleuropas sorgte erwärmte Luft für etwas höhere Temperaturen. In der Nähe von Avignon stiegen die Temperaturen auf knapp 29°C.  Mit einem Zentrumsdruck von 1015 hPa begann sich das Hochdruckgebiet OPHELIA jedoch langsam abzuschwächen.

Verdrängt durch die Zyklone BERNHARD vor der norwegischen Küste wurde das Zentrum des Hochs am 25.05.2019 um 00 Uhr UTC über der Alpenregion analysiert. Die Ausdehnung in Richtung Südosten reichte derweil knapp bis über das Schwarze Meer und bescherte auch dort einen Temperaturanstieg von durchschnittlich 2°C. In Budapest und Wien wurden 25°C, in Zagreb 27°C gemessen. Im weiteren Tagesverlauf verlagerte sich das Hochdruckgebiet OPHELIA weiter nach Süden, wo es schließlich über dem östlichen Mittelmeerraum in ein anderes Hochdruckgebiet überging und von der Berliner Wetterkarte verschwand.