Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet OSTRA
(getauft am 02.04.2015)
Nach einer Serie von Tiefdruckgebieten Ende März, die
vom zentralen Atlantik über Mitteleuropa hinweg zogen, entstand nördlich der
Azoren eine Zone hohen Luftdruckes, die am 2. April 2015 in der Prognose für
den auf den Namen OSTRA getauft wurde. Die Antizyklone positionierte sich am 3.
April ungefähr 500 Kilometer südwestlich von Irland und wies im Zentrum einen
Druck von circa 1030 hPa auf.
Hoch OSTRA zog folgend nach Osten und lag am 4. April
um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum knapp südwestlich der Britischen Inseln mit
einem Druck von circa 1028 hPa. In einem Hochdruckgebiet findet eine absinkende
Luftbewegung statt. Dadurch wird die Wolkenbildung gehemmt und sonniges Wetter
kann sich durchsetzen. Komplett freundlich war das Wetter am 4. April aber noch
nicht. Eine Warmfront eines Nordmeertiefs überquerte Großbritannien und sorgte
dort für leichten Regen am Morgen und am Vormittag. Mit kontinuierlich
positiver Drucktendenz war diese Front aber nicht mehr sehr aktiv und brachte
verbreitet nur 0,1 bis 0,3 mm Regen. Mit weiterer Annäherung des
Hochdruckgebietes setzte sich im Laufe des Tages mehr die Sonne durch und es
konnten beispielsweise in Irland noch 2 bis 3 Sonnenstunden registriert werden.
Bis zu 9 Sonnenstunden wurden währenddessen in Valley und Aberporth
gemessen. Beide Städte befinden sich in Wales. Im Süden und Osten Englands
blieb es noch dicht bewölkt und es wurde nur maximal eine Stunde Sonnenschein
verzeichnet. Eine Antizyklone dreht sich im Uhrzeigersinn, dementsprechend
beeinflussten unterschiedliche Luftmassen die Britischen Inseln. So wurde in
London-Heathrow mit Nordostwind kühle Nordseeluft herangeführt, sodass bei
dicht bewölktem Himmel nur eine Höchsttemperatur von 10,0°C erreicht wurde.
Dagegen konnte in Claremorris im Westen Irlands mit
südlichen und westlichen Winden eine Höchsttemperatur von 16,6°C gemeldet
werden.
Am Folgetag, Ostersonntag 2015, befand sich das
Zentrum von Hoch OSTRA um 01 Uhr MEZ über Großbritannien, Irland sowie
Nordfrankreich und Benelux mit einem Zentrumsdruck von circa 1027 hPa.
Deutschland wurde noch von dem Trog des nach Osten abgezogenen Orkantiefs
NIKLAS beeinflusst. Ein Trog ist ein ausgedehntes Gebiet geringen Luftdrucks,
dieser kann am Boden oder in der Höhe ausgeprägt sein. Somit lag Deutschland in
nördlicher Strömung noch unter einer kühlen Luftmasse, in 850 hPa erreichte die
Temperatur Werte um -6°C. Die 850-hPa Druckfläche befindet sich in ca. 1500 m
über NN und wird in der Meteorologie häufig benutzt um die Höchsttemperatur
abzuschätzen. Am Boden können je nach Sonneneinstrahlung 10 bis 15°C höhere
Werte erwartet werden. Mit weiterem Ausgreifen des Hochs OSTRA gelangte auch
Deutschland zunehmend unter antizyklonalen Einfluss. In der vorangegangenen
Nacht trat bei verbreitet klaren Himmel leichter Frost auf, wie beispielsweise
in Potsdam mit einem Tiefstwert von -1,9°C oder in Kiel mit -2,2°C. Das
Osterwetter war indes bundesweit freundlich und trocken. Es wurden gebietsweise
9 bis 12 Sonnenstunden verzeichnet, nur der Südosten blieb mit 6 bis 9
Sonnenstunden etwas bewölkter. Mit nordwestlichen Winden wurden nur mäßig warme
10 bis 12°C, im wolkigeren Südosten 6 bis 10°C erreicht. Am Rande des
Hochdruckgebietes zog ein nur in der Höhe ausgeprägtes Tief von Estland über
Polen, sodass der Nordosten und Osten von Deutschland von diesem gestreift
wurde. In der kalten Luft konnten sich einzelne Schnee- und Graupelschauer
bilden. Es konnten um 07 MEZ am Ostermontag an der Wetterstation Berlin-Dahlem
bei 2°C Schneeflecken gemeldet werden. Auch im Erzgebirge kam es zu
Schneefällen. So wurde in Zinnwald in 882 m ein Neuschneezuwachs von 10 cm
registriert, akkumuliert lagen dort 22 cm Schnee.
Die Lage von Hoch OSTRA änderte sich am 6. April im
Vergleich zum Vortag kaum. Das Zentrum lag über Irland und Wales und erreichte
Druckwerte von bis zu 1031 hPa. Der Ostermontag zeigte sich im Norden
Deutschlands wieder meist freundlich, im Norden wurden verbreitet 11 bis 13
Stunden Sonnenschein gemessen bei Höchstwerten von 11 bis 13°C. Der Westen
Deutschlands wurde von einem schwachen Bodentief beeinflusst. Bei einem stark
bewölkten Himmel reichte es im Nordwesten für 0,1 bis 1,0 mm Niederschlag.
Hoch OSTRA verstärkte sich in der Folge deutlich. Es
konnte sich eine Hochdruckbrücke von Irland bis in den Osten Deutschlands
ausbilden. So wurden in der Analyse vom 7. April um 01 Uhr MEZ zwei
Hochdruckzentren festgestellt. Das erste Hochdruckzentrum befand sich weiterhin
über Irland, das Zweite über dem Ruhrgebiet. Beide Zentren erreichten dabei
einen Luftdruck von bis zu 1037 hPa. Der Wind schwächte sich ab und in ganz
Deutschland gab es anschließend eine klare, nahezu windstille Nacht.
Dementsprechend konnten in der noch kühlen Luftmasse die Temperaturen stark absinken.
Direkt an den Küsten sowie im Saarland blieb es frostfrei, sonst wurden
verbreitet -1 bis -5°C gemessen. Berlin, Hamburg, Köln und München meldeten -2
bis -3°C. In 5 cm über dem Boden wurden noch tiefere Werte erreicht, wie in
Berlin-Tegel mit -8,0 °C und an der Station Baruth/Mark mit -9,0°C. Im Tagesverlauf
neigte sich die Achse von Hoch OSTRA, sodass das rechte Hochdruckzentrum etwas
nach Süden verschoben wurde. Dadurch konnte die Warmfront des über der
Barentssee liegenden Tiefdruckgebietes QUENTIN auf den Norden Deutschlands
übergreifen. Dabei blieb es an den Küsten ganztägig bedeckt, südöstlich einer
Linie von Nordrhein-Westfalen bis zur Uckermark wurden 1 bis 8 und im Süden
Deutschlands 8 bis 13 Sonnenstunden registriert. Nennenswerte Niederschläge
wurden an dieser Front aufgrund des hohen Druckes aber nicht gemessen. Die
Höchstwerte erreichten 7°C im Norden und bis zu 14°C am Oberrhein, am wärmsten
war es dabei in Koblenz mit 13,9°C. Direkt unter dem Hochdruckgebiet wurden in
Großbritannien und Irland Werte von 15 bis 19°C erreicht. Spitzenreiter war die
südenglische Station Yeovilton mit 19,7°C.
Am 8. April 2015 spaltete sich die Hochdruckzelle über
Süddeutschland komplett ab, sodass das System zwei getrennte Hochdruckzentren
besaß. Das Erste befand sich über der Irischen See mit einem Zentrumsdruck von
ca. 1036 hPa. Das zweite Zentrum positionierte sich nun über den Alpenraum und
Süddeutschland, wobei sich diese Zelle noch etwas verstärkte. Es konnte am 8.
April um 01 Uhr MEZ in Innsbruck ein für April extrem hoher Wert mit 1038,2 hPa
gemessen werden. Zum Vergleich, der Spitzenwert für Berlin-Dahlem für Luftdruck
im April liegt bei 1040,1 hPa und stammt vom 4. April 1909. In Deutschland hingegen
gestaltete sich das Wetter dreigeteilt. Der Süden und Westen profitierte von
Hoch OSTRA und verbreitet wurden 10 bis 13 Sonnenstunden registriert, die
Temperatur stieg auf Werte von 10 bis 16°C an. Am wärmsten war es dabei in
Geisenheim mit einem Höchstwert von 17,3°C. Der Osten Deutschlands wurde wiederum
von der Kaltfront des Tiefs QUENTIN überquert. So gab es dort bei dichter
Schichtbewölkung nur 7 bis 12°C, sowie verbreitet 0,1 mm Niederschlag in Form
von Sprühregen oder leichtem Regen. Der Norden zeigte sich postfrontal
ebenfalls freundlich mit 7 bis 8 Sonnenstunden bei 13 bis 15°C. Über den
Britischen Inseln war das Wetter ebenfalls freundlich mit 8 bis 12
Sonnenstunden und frühlingshaften 15 bis 18°C. Auch in Frankreich gab es
verbreitet viel Sonnenschein mit Temperaturen bis 22°C, wie beispielsweise in
Cannes mit 22,2°C
Am 9. April um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum von
Hoch OSTRA über dem Westen Polens. Der Einflussbereich reichte zu diesem
Zeitpunkt von der Spitze Südnorwegens bis zur Slowakei sowie von Litauen bis
Frankreich mit einem Zentrumsdruck von ca. 1033 hPa. Das Einflussgebiet hatte
somit eine Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 2000 km, sowie eine West-Ost-Ausdehnung
von bis zu 7000 km. Dabei wurden große Teile Europas vom Druckgebilde direkt
beeinflusst. Vom Mittelmeerraum über Frankreich, Großbritannien, Deutschland,
Polen, Ungarn bis Österreich wurden verbreitet 10 bis 13 Sonnenstunden
registriert. Auf der Ostseite des Hochs wurden 13 bis 15°C, auf der Westseite
warme 18 bis 24°C gemessen. In Deutschland wurden 14 bis 22°C registriert, mit
den höchsten Werten im Südwesten. So wurden in Lahr 21,7°C und in Freiburg
21,5°C verzeichnet. In Zentralfrankreich konnte in Romorantin mit 24,7°C sogar
ein Sommertag vermeldet werden. Von einem Sommertag spricht man, wenn die
Höchsttemperatur 25,0°C oder mehr beträgt.
Im weiteren Verlauf verlagerte sich die Antizyklone
unter Abschwächung in Richtung Südosten. So lag das Zentrum am 10. sowie am 11.
April über Serbien, Bulgarien und Rumänien mit einem Zentrumsdruck von ca. 1028
hPa. Trotz Abschwächung beeinflusste das Druckgebilde wieder große Teile
Zentral- und Südeuropas. Es wurden von einer Linie London – Madrid – Kiew –
Istanbul 9 bis 13 Sonnenstunden verzeichnet. Die Temperaturen stiegen auf 17
bis 24°C, die wärmsten Werte wurden in Westdeutschland sowie Ostfrankreich gemessen.
Jeweils am 10. April wurden in Köln 24,0°C und in Strasbourg
24,1°C erreicht.
Der 11. April war der letzte Tag an dem Hoch OSTRA
namentlich auf der Berliner Wetterkarte gekennzeichnet wurde. Anschließend
spaltete sich ein Hochdruckzentrum ab und blieb stationär über Rumänien bis es
sich auflöste. Die andere Hochdruckzelle zog unter Abschwächung in Richtung
Libyen und befand sich kurze Zeit später außerhalb des Analysebereichs der
Berliner Wetterkarte.
Geschrieben am 21.06.2015 von Dennis Schneider
Berliner Wetterkarte: 08.04.2015
Pate: Ostra Harms-Schindewolf