Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet OTTO

(getauft am 11.11.2012)

 

Am 11.11. wurde die Höhenwetterkarte in ca. 5,5 km, die den Nordatlantik und Europa umfasst, weitgehend von Höhentiefs bestimmt. Nur über den Azoren konnte ein Höhenhoch analysiert werden. Ein Kaltlufttrog, also ein Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden, lag mit seinem Zentrum über der Labradorsee, ein weiterer über dem Ural. Der für Europa bestimmende Kaltlufttrog lag mit seinem Zentrum etwa über den Britischen Inseln. Die Höhenströmung verlief von Island aus weit südlich bis nach Gibraltar und von dort über die Alpen bis nach Finnland und Nordwestrussland.

Hinter dem Frontensystem von Tief CATRIN, welches zu diesem Zeitpunkt West- und Südwesteuropa überquerte, bildete sich ein neues Hochdruckgebiet als Ableger des kräftigen Azorenhochs. Dieses wurde am 11.11. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen OTTO getauft. Hoch OTTO wurde mit seinem Zentrum und einem Kerndruck von etwa 1025 hPa am 12.11. über Westfrankreich analysiert. Dabei bildete sich im Bereich des Zentrums in der Nacht Nebel, der sich bis in die Vormittagsstunden hielt, wie z.B. in Toulouse, wo die Höchsttemperatur dank einsetzenden Sonnenscheins noch bis auf 11°C anstieg. Höchsttemperaturen von 20°C oder höher meldeten die französischen Wetterstationen Nizza und Ajaccio, in Spanien erreichten Malaga und Sevilla dieses Temperaturniveau. Während es in der folgenden Nacht in Nizza und Ajaccio mit 12 bzw. 13°C mild blieb, ging die Temperatur in der ebenfalls am Mittelmeer liegenden Stadt Marseille bis auf 4°C zurück. In Paris und Bordeaux kühlte es sich bis auf 1°C ab.

Am 13.11. hatte sich Hoch OTTO nach Mitteleuropa verlagert und beeinflusste ein Gebiet von Südschweden bis zu den Alpen, sowie von Westfrankreich bis zum Baltikum. Der Kerndruck hatte sich deutlich auf 1035 hPa verstärkt. Die Ausstrahlung im Bereich von Hoch OTTO zeigte sich gut am Beispiel der Stadt Breslau. Dort sank die Temperatur in der Nacht auf -5°C und es bildete sich Nebel, nachdem am Tag noch eine Höchsttemperatur von 10°C registriert wurde. Ein ähnlicher Wetterverlauf zeigte sich auch über Deutschland. Dort wurden verbreitet 5 bis 9°C erreicht, in Berlin und Brandenburg auch vereinzelt 10°C knapp überschritten. In der folgenden Nacht wurden die tiefsten Werte im Süden Brandenburgs und Thüringen mit bis zu -4°C gemessen. Am 14.11. lag die kräftige Antizyklone OTTO mit seinem Zentrum über Polen und hatte sich weiter auf einen Kerndruck von 1037 hPa verstärkt. Gleichzeitig stellte sich die Strömungslage um. Über Süd- und Mitteleuropa war ein Höhenhoch mit Warmluft bestimmend, während die Hauptströmung über die Britischen Inseln und Skandinavien nach Westrussland verlief. Dieser Strömung folgten auch die Tiefdruckgebiete, sodass diese um das Hoch OTTO herum gelenkt wurden. An diesem Tag wurden bis auf die Küstenregionen und tiefere Lagen in den Mittelgebirgen, wo sich dichter Hochnebel hielt, 4 bis 8 Stunden Sonne registriert. Im westlichen Nordrhein-Westfalen wurden mit bis zu 13°C die höchsten Werte gemessen, in den Hochnebelregionen in den Mittelgebirgen wurden nur 2 bis 5°C erreicht.

Mit der langsamen Verlagerung von Hochdruckgebiet OTTO in den folgenden Tagen nach Osten gelangte Deutschland auf seiner Westseite in eine südliche Strömung, wodurch Warmluft herangeführt wurde. Diese konnte sich aber nicht bis zum Boden durchsetzen, sodass sich eine Inversionsschicht bildete, durch die sich die Sonne nur sehr vereinzelt zeigen konnte. In den höheren Lagen und den Gipfeln der Mittelgebirge hingegen schien die Sonne fast ungestört. Am Beispiel des Brockens zeigte sich die Warmluft sehr gut. Während in der Nacht zum 15.11. die Tiefsttemperaturen in der Norddeutschen Tiefebene auf -2 bis -5°C zurückgingen, lag der Tiefstwert auf dem Brocken bei +6,4°C. In Brandenburg und Sachsen-Anhalt gab es an diesem Tage vereinzelt einen Eistag, d.h. einen Tag, bei dem die Höchsttemperatur unter 0°C liegt. Vom Brocken wurden dagegen ein Höchstwert von 11,5°C und eine Sonnenscheindauer von knapp 9 Stunden gemeldet. Am 16.11. wurden dort sogar 13,8°C als Höchstwert gemessen. Anschließend wurde die Inversionswetterlage durch heranziehende Ausläufer des Tiefdruckgebietes DENISE mit Zentrum über dem Nordmeer beendet. Am 17.11. lag Hoch OTTO mit seinem Zentrum über der Ukraine. Der Kerndruck hatte sich leicht auf 1029 hPa abgeschwächt. Auch in diesem Bereich stellte sich fast landesweit eine Inversionswetterlage ein, bei der sich die Tages- kaum von den Nachttemperaturen unterschieden und je nach Region bei -2°C bis +5°C lagen.

Die größte Ausdehnung erreichte die Antizyklone OTTO am folgenden Tag. Sie erstrecke sich von den Ostalpen bis zum Südural und von Finnland bis zur Türkei. Das Zentrum lag zwischen Kiew und Wolgograd und wies als Kerndruck knapp 1030 hPa auf. Besonders auf ihrer Westseite war hochnebelartige Bewölkung vorherrschend, aus der etwas Schneegriesel oder Sprühregen fiel, der zum Teil auf dem Boden gefror.

Ab dem 19.11. lag das Zentrum von Hochdruckgebiet OTTO fast stationär über der Region um Wolgograd und dem äußersten Westen Kasachstans und konnte sich dort bis zum 24.11. mit einem Kerndruck von 1035 bis knapp über 1040 hPa behaupten. Das von Nordwesten heranziehende Tief DENISE wurde mit der Höhenströmung zur Insel Nowaja Semlja abgedrängt. Auch das nachfolgende Tief EGERIN schaffte es nicht, Hoch OTTO weiter nach Osten zu drängen. Erst die Umstellung der Höhenwetterlage am 25.11. bewirkte eine deutliche Abschwächung von Hoch OTTO, da sich das zugehörige Höhenhoch auflöste und eine Westströmung einstellte. Hoch OTTO erschien daher nach 15 Tagen mit einem Kerndruck von 1031 hPa letztmalig namentlich auf der Bodenwetterkarte der Berliner Wettkarte und zog am folgenden Tag endgültig über den Ural nach Westsibirien.

 

Geschrieben am 10.02.2013 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 13.11.2012

Pate: Friedemann Otto