Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
OTTO
(getauft am
25.09.2016)
Mitte der dritten Septemberdekade
verlagerte sich der Höhenkeil in 5,5 km, d.h. ein Vorstoß warmer Luftmassen
nach Norden, über dem Azorenhoch in Richtung Mitteleuropa. Gleichzeitig stieg
nach dem Durchzug der Kaltfront des Tiefs VLADIANA über Island der Luftdruck am
Boden über Westeuropa. Dies führte zu der Entwicklung eines neuen
Hochdruckgebiets. Da dieses Zwischenhoch das Wetter in Mitteleuropa
beeinflussen sollte, wurde dieses am 25. September 2016 in der Prognose für den
Folgetag auf den Namen OTTO getauft.
Am 26. September wurde das Hoch OTTO
südöstlich von Paris analysiert. Der höchste Druck mit 1024,8 hPa wurde dabei
von der Station Never um 02 Uhr MESZ gemeldet. Mit der Verlagerung der
Kaltfront nach Osten wurden auch die Luftmassen subtropischen Ursprungs weiter
in diese Richtung transportiert, so dass maritime polare Luftmassen einfließen
konnten. In dieser Luftmasse wurde vor allem in Frankreich ein
Temperaturrückgang von bis zu fünf Grad beobachtet. Wurden beispielsweise aus
Toulouse am Vortag noch 27,8°C gemeldet, konnte an diesem Tag nur noch eine
Höchsttemperatur von 22,9°C gemessen werden. In Richtung Norden wurden dabei
geringere Maximaltemperaturen registriert, wie in Paris mit 20,2°C, in La
Rochelle 19,8°C, in Amsterdam mit 23,1°C oder in London mit 18,8°C. Weiter
südlich an der Mittelmeerküste, wo noch die wärmeren Luftmassen vorhandenen
waren, wurden vergleichsweise noch 26,6°C in Marseille und 26,9°C in Toulon
verzeichnet.
Bis zum Folgetag intensivierte sich das
Zentrum von Hoch OTTO leicht auf knapp über 1025 hPa und hatte sich weiter nach
Süden bis in die Nähe der Stadt Aurillac verlagert. Durch die Einbettung
zwischen dem Tief VLADIANA und dem ehemaligen Hurrikan KARL blieb der Einfluss
des Hochs OTTO auf Westeuropa begrenzt. Dies führte auch gebietsweise zu
Wolkenfeldern. In dieser Region wurde daher meist nur eine Sonnenscheindauer
bis zu zehn Stunden gemessen, wie in Paris mit 9,2 Stunden, im spanischen
Gerona mit 9,8 Stunden oder in Aurillac mit 11,0 Stunden. In Frankreich
erreichte die Temperatur Werte um 22°C, wie in Paris mit 23,1°C, in
Clermont-Ferrand mit 21,4°C oder in Lyon mit 21,6°C. Jedoch wurden weiter
südlich auch sommerliche Höchstwerte erreicht, wie in Carcasonne mit 25,3°C, in
Toulouse mit 25,4°C oder in Marseille mit 27,2°C. In Richtung der Biskayaküste
stieg die Temperatur auch nur etwas über die 20°C-Marke, wo in Bordeaux 23,8°C
und in den spanischen Städten Lleida und Pamplona 23,8°C bzw. 20,8°C erreicht
wurden.
Im Laufe des Tages reichte der
Hochdruckeinfluss in der Höhe weiter nach Osten. Dies begünstigte eine weitere
Intensivierung des Hochs OTTO am Boden. Dabei hat sich ein weiteres Zentrum
ausgebildet. Das westlichere Hoch befand sich weiterhin über dem Süden
Frankreichs und das östliche Zentrum lag über dem Alpenraum, jeweils mit einem
Luftdruck von etwas über 1030 hPa. Die Höchstwerte der Temperatur betrugen in
Frankreich, in der Schweiz und in Deutschland meist zwischen 20 und 25°C. Dabei
wurde in Bern und Luzern je eine Höchsttemperatur von 21,3°C gemeldet, in
Zürich 21,2°C, in Metten 20,2°C, in München 21,6°C, in Karlsruhe 23,6°C, in den
französischen Städten Aurillac 23,0°C und in Dijon 24,1°C. Dennoch konnte an
einigen Orten im Süden Frankreichs in der Nähe des westlicheren Zentrums von
Hoch OTTO nochmals ein Sommertag verzeichnet werden. So stieg die Temperatur
bei einer Sonnenscheindauer von je über 11 Stunden auf 25,9°C in Montpellier,
27,4°C in Toulouse und 28,4°C in Avignon. Auch an vielen Orten in Italien stieg
der Temperatur auf Werte von über 25°C an, wie in Bonzen mit 25,4°C oder in
Mailand mit 25,0°C.
Am 29. September erstreckte sich der
Höhenkeil unter Intensivierung nach Osten bis zum Balkan, so dass sich die
gesamten südeuropäischen Regionen in einer antizyklonalen Strömung, also einer
Strömung mit dem Uhrzeigersinn, befanden. Am Boden wurde das Zentrum des Hochs
OTTO mit nur noch einem Zentrum und mit gleich gebliebenem Druck über dem
Alpenraum analysiert. Die Verstärkung des Drucks in der Höhe führte zu einer
weiteren Verminderung der Wolkenbildung, so dass tagsüber keine oder nur wenige
Wolkenfelder die Region überquerten. Am frühen Morgen konnte jedoch an einigen
Stationen Nebel oder Bodennebel beobachtet werden, wie in Konstanz, Neuburg an
der Donau, im italienischen Rieti oder in Gospic in Kroatien. Die
Temperaturwerte blieben auf einem ähnlichen Niveau wie an den Vortagen.
Beispielsweise wurden in Singen 23,2°C, in Zürich 23,6°C und in Innsbruck
24,0°C als Maximaltemperatur gemessen. Auch an vielen Stationen in der Nähe des
Adriatischen Meeres wurden Temperaturen in diesem Bereich registriert, wie in
Ancona mit 22,0°C, in Triest und Pula mit je 23,2°C oder in Dubrovnik mit
23,6°C. Etwas weiter von der Küste entfernt wurden auch Werte von über 25°C
erreicht, wie in Tuzla in Bosnien mit 26,0°C, in Ljubljana mit 25,2°C, in
Messina mit 26,4°C oder in Florenz mit 27,9°C.
Bis zum darauffolgenden Tag verlagerte sich
das Zentrum von Hoch OTTO weiter nach Süden. Durch den schwächer werdenden
Einfluss in der Höhe verringerte sich auch der Luftdruck am Boden etwas.
Dennoch umfasste der Einflussbereich den gesamten Mittelmeerraum. Die
italienische Kleinstadt Sarzana meldete um 02 Uhr MESZ den höchsten Druck mit
1028,6 hPa. An einzelnen Stationen schien die Sonne dabei bis zu 16 Stunden,
dem astronomisch möglichen zu dieser Jahreszeit, wie beispielsweise in Trento,
Firenze oder Capo Spartivento. Die in dem von Hoch OTTO beeinflussten Gebiet
vorherrschende Subtropikluft brachte oftmals Werte um 24°C, dennoch wurden auch
noch sommerliche Höchsttemperaturen erreicht. So wurden in Trento 25,1°C, in
Messina 26,6°C oder in Capo Frasca 30,0°C registriert. In Spanien war es meist
etwas wärmer, beispielsweise wurde in Palma de Mallorca 27,3°C, in Tortosa
28,7°C und in Sevilla sogar 32,3°C erreicht. Am Nachmittag entwickelten sich
über den Balearen Gewitter, so dass auf Menorca bis 20 Uhr MESZ 16 mm
Niederschlag innerhalb von 12 Stunden fielen. Gleichzeitig wurde es dort mit
maximal 25,2°C um 2,1 Grad kühler als am Vortag.
Im Tagesverlauf zog die Antizyklone OTTO
etwas nach Südosten bis über das südliche Italien und wies nur noch einen Druck
von knapp über 1020 hPa auf. Dies führte vor allem in den Regionen an der
Adriaküste zu ein bis zwei Grad höheren Maximaltemperaturen und meist auch zu
einer längeren Sonnenscheindauer. In der Nacht wurden gebietsweise milde
Temperaturwerte gemessen. In Messina und Trapani konnte eine Tropennacht mit je
20,8°C verzeichnet werden, wofür das Minimum der Tagestemperatur mindestens
20°C betragen muss, in Palermo sank die Temperatur sogar nur auf 21,2°C. Weiter
östlich lag das Temperaturniveau etwas höher. Im griechischen Lamia
beispielsweise erwärmte sich die Luft am Tage auf 30,1°C und in Tripolis auf
26,4°C.
Sich weiter abschwächend waren die
Luftdruckunterschiede mit der Umgebung bis zum nächsten Tag soweit angeglichen,
dass das Hoch OTTO am 02. Oktober nicht weiter analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 11.11.2016 von Daniela Schoster
Berliner
Wetterkarte: 28.09.2016
Pate:
Otto Bulle