Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet OZ

(getauft am 16.10.2014)

 

Mitte Oktober 2014 befand sich im Bodenniveau über der Arktis ein weitreichendes Gebiet hohen Luftdruckes, welches sich ebenfalls bis über Grönland, Nordskandinavien und das Weiße Meer ausbreitete. Von diesem spaltete sich am 16.10. über Nordeuropa eine Antizyklone ab, welche am selben Tag auf den Namen OZ getauft wurde.

Das Hoch OZ befand sich um 01 Uhr MEZ dieses Tages mit seinem Zentrum und einem Druck von etwa 1025 hPa über dem Grenzgebiet zwischen Russland und dem Norden Finnlands. Der Einflussbereich reichte dabei von Mittelschweden bis südöstlich vom russischen Archangelsk und vom nördlichen Baltikum bis zur Halbinsel Kola. Das Hoch führte feuchte Arktikluft mit sich, wodurch die Temperaturen im Norden Skandinaviens bereits bis zum Morgen des 16.10. verbreitet unter die -10°C-Marke fielen. An den finnischen Stationen Taivalkoski Paloasema und Salla Naruska betrug das nächtliche Minimum -15,0 bzw. -15,5°C, in Sodankylä Vuotso wurden -14,2°C registriert. In Schweden wurde in Ylinenjärvi -13,0°C und in Norwegen in Karasjok -10,0°C als Tiefsttemperatur gemessen.

In einer Höhe von 5,5 km konnte sich bis zum darauffolgenden Tag ein Hochdruckzentrum über dem Raum Moskau durchsetzen, welches sich zuvor noch über dem Europäischen Nordmeer befand. Dieses korrespondierte nun mit dem Hoch OZ im Bodenniveau, führte aber nicht zu einer Verstärkung der Antizyklone. Diese wurde um 01 Uhr MEZ westlich des zentralen Uralgebirges mit einem Zentrumsdruck von weiterhin ca. 1025 hPa analysiert. Durch den umgebenden Tiefdruckeinfluss des Wirbels LIVIA im Süden und einer unbenannten Zyklone im Nordwesten verringerte sich die Ausdehnung des Hochs OZ. Diese umfasste nun den Bereich vom zentralen Finnland bis nach Westsibirien und vom Weißen Meer bis nach Perm. Im Kernbereich des Hochs hatten sich die arktischen Luftmassen zwar bereits erwärmt, dennoch wurde im russischen Petschora nach einem Tagesmaxima von -2,0°C durch wolken- und windarme Verhältnisse in der darauffolgenden Nacht -18,6°C als Tiefsttemperatur gemessen.

Bis zum 18.10. bildete sich in der Höhe ein Hochdruckkeil, d.h. ein Vorstoß relativ warmer Luftmassen nach Norden, über Mittel- und Westeuropa aus. Zu diesem zugehörig konnte sich auch das Hoch OZ im Bodenniveau wieder Richtung Westen verlagern. Es befand sich um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum und einem Druck von rund 1023 hPa über dem Süden Finnlands nahe Helsinki. Der Einfluss reichte zu diesem Zeitpunkt über das Baltikum, große Teile der Ostsee, Schweden, Finnland und Nordwestrussland. Knapp westlich des nördlichen Uralgebirges verband sich die Antizyklone OZ mit einem anderen, unbenannten Hochdruckgebiet und bildete mit diesem eine Hochdruckbrücke bis weit nach Westsibirien. Auf der Ostflanke des Hochs wurde in Archangelsk nach einer nächtlichen Tiefsttemperatur von -14°C im Laufe des Tages ein Anstieg auf maximal ‑2°C gemessen, bevor diese in der folgenden Nacht wieder auf -9°C herabsank. In Norwegen und Schweden flossen durch den Drehsinn des Hochdruckgebiets im Uhrzeigersinn relativ warme, subpolare Luftmassen ein, welche sich teilweise bereits erwärmt hatten. Somit konnten in Oslo und Uppsala nach Auflösung von morgendlichem Nebel eine Höchsttemperatur von 9 bzw. 10°C registriert werden, während diese in den weiter Richtung Hochdruckzentrum liegenden Haparanda und Östersund, wo sich der Nebel etwas länger halten konnte, lediglich auf 4°C und 5°C anstieg. In Helsinki betrug das Maxima ebenfalls 4°C. Durch den zunehmenden Einfluss des Wirbels NOA westlich der Britischen Inseln konnte hingegen in Bergen im Laufe des Tages 14°C vermeldet werden.

Am 19.10. erreichte die Antizyklone OZ ihre größte Ausdehnung. Das Gebiet hohen Druckes breitete sich dabei über den Westen Russlands, den Balkan-Staaten, Polen und Tschechien sowie über Österreich und die Schweiz aus. Das Zentrum des Hochs positionierte sich derweil mit einem verstärktem Druck von ca. 1031 hPa um 01 Uhr MEZ über der südwestlichen Ukraine. Zwischen dem Hoch OZ und dem Tief NOA, welches sich über das Seegebiet zwischen den Britischen Inseln und Island verlagerte hatte, stellte sich in Deutschland eine südwestliche Strömung ein. Dadurch strömten warme subtropische Luftmassen ein, die, begünstigt durch Sonnenscheindauern von bis zu 10 Stunden, in ganz Deutschland einen Temperaturanstieg von verbreitet 2 bis 3 Grad bewirkten. Das höchste Tagesmaximum wurde dabei in Ohlsbach bei Offenburg mit 25,8°C registriert. Ähnlich hohe Werte wurden außerdem in Lahr mit 25,3°C, in Freiburg mit 24,7°C, in Garmisch-Partenkirchen mit 24,2°C und am Flughafen in Düsseldorf mit 24,0°C gemessen. Somit konnten vor allem im Südwesten nochmals an einigen Orten ein Sommertag verzeichnet werden, für welchen eine Temperatur von mindestens 25°C erreicht werden muss. Im Norden wurden zwar etwas geringere Höchsttemperaturen vermeldet, dennoch stiegen die Werte auch hier mit beispielsweise 23,6°C am Bremer Flughafen, 23,2°C in Boizenburg oder 22,6°C in Lübeck deutlich über die 20°C-Marke. In Osteuropa fiel der Temperaturanstieg sogar noch deutlich stärker aus. In Polen erreichte die Temperatur an den Stationen in Leba und Torun an diesem Tag ein Maximum von jeweils 20°C, obwohl dieses am Vortag an beiden Standorten nur 10°C betrug. In Kaliningrad konnte ein Anstieg von insgesamt 11 Grad auf nun 19°C verzeichnet werden. Im Tagesverlauf verstärkte sich der Einfluss des Tiefdrucksystems NOA über Mittel- und Osteuropa. Dabei verhinderten weiter einfließende feuchte Subtropikluft und dichte Wolkenfelder einen Temperaturabfall in der darauffolgenden Nacht. So wurde im polnischen Bialystok ein nächtliches Minimum von 12°C gemeldet, wobei noch in der Nacht zuvor -4°C gemessen wurden. Auch in Minsk konnte eine um 11 Grad höhere Tagestiefsttemperatur von nun 7°C registriert werden.

Über Europa stellte sich folgend in der mittleren Atmosphäre eine starke westliche Strömung ein, die eine rasche, ostwärts gerichtete Verlagerung des zu dem Hoch OZ zugehörigen Höhenkeils nach sich zog, wodurch sich dessen Achse am 20.10. um 01 Uhr MEZ über dem Schwarzen Meer befand. Das Bodenhoch OZ folgte dieser Bewegung und wurde zum selben Zeitpunkt mit Zentrum über der westlichen Schwarzmeerküste nahe dem Grenzbereich zwischen Bulgarien und der Türkei analysiert. Der Druck im Zentrum schwächte sich leicht ab und betrug nun knapp 1029 hPa. Der Einflussbereich erstreckte sich dabei vom Westen Griechenlands über Bulgarien sowie das Schwarze Meer bis nach Georgien und von der zentralen Türkei bis zum Süden der Ukraine und dem Südwesten Russlands. Während in der Türkei subpolare Luft wie an den Tagen zuvor für Temperaturen von 13°C in Ankara und 16°C in Istanbul sorgte, stiegen die Höchstwerte an der Nord- und Westflanke des Hochs OZ durch die von Westen einströmenden, subtropischen und gemäßigten Luftmassen teilweise deutlich an. In Kiew und Odessa wurden Maxima von 17 bzw. 19°C erreicht, obwohl diese am Vortag noch je 9°C betrugen. In Simferopol konnten 13°C als Tageshöchstwert gemessen werden, wobei am Tag zuvor dieser noch bei 5°C lag. In der moldawischen Hauptstadt Kischinau stieg die Temperatur im gleichen Zeitraum von 12°C auf nun 20°C an. Auch im rumänischen Konstanza wurde mit 21°C einen Anstieg um 8 Grad im Vergleich zum Vortag gemeldet.

Das Hoch OZ schwächte sich im weiteren Verlauf zusehends ab und konnte nicht mehr in einer Höhe von rund 1500 m analysiert werden. Der Druck in dem über die zentrale und östliche Türkei gezogenen Zentrum des flachen Bodenhochs betrug in der Nacht zum 21.10. ca. 1021 hPa. Mit der Abschwächung ging eine Verringerung der Ausdehnung einher, wodurch die Antizyklone OZ zwar große Teile der Türkei mit ihrem hohen Druck erfasste, darüber hinaus aber durch das Heranziehen des Teiltiefs NOA II kaum Einfluss auf Gebiete jenseits der Landesgrenzen nehmen konnte. Durch den Drehsinn des Hochs wurden nochmals mitunter subtropische Luftmassen in das Einflussgebiet eingebracht, deren Temperaturanstiege an einigen Stationen folgten. In Ankara konnte man eine um 4 Grad höhere Tageshöchsttemperatur von 17°C registrieren, während in Izmir das Maximum mit 27°C um insgesamt 6 Grad höher lag als noch am Tag davor. Derweil blieb der Höchstwert im weiter südöstlich befindlichen Adana wie am Vortag bei 24°C.

Der Höhenkeil verlagerte sich bis zum Folgetag aufgrund des zunehmenden Tiefdruckeinflusses über Mittel- und Osteuropa mit der Höhenströmung weiter nach Osten. Das Hoch OZ am Boden tat dies ebenfalls und verließ somit bis zum 22.10. den Analysebereich der Berliner Wetterkarte in Richtung Armenien und konnte dadurch nicht weiter namentlich verzeichnet werden.

 

 

Geschrieben am 16.12.2014 von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 19.10.2014

Pate: Oz R.